Ich bin dieser Tage etwas erschlagen von meinem in die eitrigen Mandeln gefallenden Urlaub durch die Stadt gebummelt, um meinem Sohn eine schwarze Jeans zu besorgen, weil selbiger plötzlich nicht mehr bunt, sondern ausschließlich düster tragen möchte, weiß die Fledermaus weshalb. Als ich schließlich vor der Arket Filiale strandete, aß ich erstmal ein Teilchen zur Ablenkung von so viel Menschheit. Gegenüber sah ich allerdings schon beim ersten Bissen eine Jeans hängen, die mir ganz charmant vorkam. Eine Jeans für mich selbst wohlgemerkt. Eine, die ganz anders aussah als all die eigentlich sehr soliden Denim-Dinger, die teilweise schon seit etlichen treuen Jahren in meinem Schrank wohnen. Was Hosen betrifft, bin ich nämlich stets sehr einfach gestrickt gewesen. Armed Angels, Closed, Levi’s, Punkt. Allesamt High Waist und höchst unelastisch. Stretch, das war lange mein persönliches Ausschluss-Kriterium. In der Umkleidekabine angelangt, verstand ich demnach schnell meine eigene Welt nicht mehr. Die Jeans, die ich mir da ausgeguckt hatte, legte sich nämlich wie eine Wursthülle um die Oberschenkel, ganz eng und doch bequem, Halt gebend und beschützend. Ich konnte weder meinen Augen noch dem Tragegefühl glauben, verbog mich wie eine Brezel, hob erst das eine Beinchen, dann das andere, drehte mich um, um meinen Po mit herabhängendem Kopf durch die Beine hindurch im Spiegel zu betrachten und spürte plötzlich so etwas wie: Freiheit. Für meine Scheide. Dem Elasten sei dank!
Cardigan: Maiami Berlin, Shirt: Ganni, Jeans: Arket, Boots: Acne Studios
Nichts kniff, nichts ziepte. Und was habe ich oft geflucht, beim Radfahren und am Schreibtisch sitzend, manchmal in Panik, weil ich nicht sicher war, ob Schamlippen durch zwickende, schier vollkommen unnachgiebige Jeans, die mit der Zeit nunmal teilweise auch ein bisschen klein geworden waren, womöglich sogar absterben können – weil man vor lauter Computerarbeit zum Beispiel nicht bemerkt, dass die dicke, feste Jeans-Naht seit Stunden genau das beengt, was eigentlich nichts als Gemütlichkeit verdient hätte. Und so sitze ich nun hier, auf meinem Sofa, die neue Stretch Jeans noch immer tragend, weil ich mein neu gewonnenes Glück gerade höchstens gegen die Schlafanzughose eintauschen mag und tippe diesen Artikel im vollen Bewusstsein darüber, dass die Meisten von euch mich spätestens jetzt für irre halten müssen, ob dieser Erkenntnis, die euch höchstwahrscheinlich vorkommt wie ein altes Paar Äpfel.
Es ist natürlich nicht so, als würde ich meine alten Jeans nun nie wieder eines Blickes würdigen, aber ich bin dennoch froh. Über ein bisschen Abwechslung. Und Flexibilität an aufgeblähten Perioden- oder Pizzatagen. Über optische Abwechslung und die Möglichkeit, meinen Körper in unsicheren Zweifler-Momenten nicht mehr nur in weite Karottenhosen stecken zu können, sondern ebenso gut in eine sichere, wohlige Hülle, die alles beisammen zu halten scheint ohne mir oder meiner Scheide die Luft zum Atmen zu nehmen.
Liebe Stretch-Jeans, meine Ignoranz tut mir leid. Ihr habt es verdient, gesehen und getragen zu werden. Vor allem diese eine, die noch dazu ganz mühelos einen Bilderbuch-Arsch formt – ganz so, als sei man mit dem Überstreifen geradewegs in einen Topf Cross-Fit-Gelee gefallen.