Das Sundance Film Festival hat nie Angst davor gehabt, Risiken einzugehen. Sein Line-up für das diesjährige Festival – das zwischen dem 23. Januar und dem 2. Februar 2020 in Park City, Utah, stattfinden wird – zeugt von dieser Furchtlosigkeit: Auf dem Programm steht der allererste Film, der auf einem viral gegangenen Twitter-Thread basiert, ein experimentelles Biopic, in dem sowohl Julianne Moore als auch Alicia Vikander als Gloria Steinem zu sehen sein werden, und ein spannendes Rachedrama, mit dem Schauspielerin Emerald Fennell gleichzeitig ihr Regiedebüt feiert.
1. „The Glorias“
Gloria Steinem ist eine Ikone des Feminismus, Aktivistin, Dozentin und Mitbegründerin des Magazins „Ms.“. Nun beleuchtet Julie Taymor ihr abenteuerliches Lebenswerk. Um die verschiedenen Phasen in Steinems Karriere darzustellen, hat die Regisseurin vier verschiedene Frauen gecastet, unter ihnen auch die Oscar-Preisträgerinnen Alicia Vikander und Julianne Moore. Gemeinsam stellen die Schauspielerinnen den Aufstieg Steinems dar, von ihren Jahren als junge Absolventin in Indien bis hin zu ihren bahnbrechenden Schriften, die schließlich die revolutionäre Frauenbewegung prägten.
2. „The Last Thing He Wanted“
Dieser spannende Thriller von Regisseurin Dee Rees („Pariah“, „Mudbound“) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Joan Didion. Er spielt in den 80er-Jahren, inmitten der Iran-Contra-Affäre. In der Hauptrolle ist Anne Hathaway als erfahrene Journalistin Elena McMahon zu sehen. Nachdem sie ihren Job aufgegeben hat, um sich um ihren Vater (Willem Dafoe) zu kümmern, erbt sie seine Position als Waffenhändlerin für die US-Regierung, was sie selbst in die Krise verwickelt. Was folgt, ist eine zeitgemäße Geschichte über Spionage und politische Intrigen.
3. „Zola“
Im Jahr 2015 startete eine Kellnerin aus Detroit namens Aziah „Zola“ Wells einen 148 Tweets umfassenden Thread auf Twitter, der weltweit zum Trending Topic wurde. Das Thema? Eine zufällige Begegnung mit einer Stripperin, die sie auf einen ungemütlichen, von Entführung und Mord geprägten Roadtrip quer durchs Land führt. Janicza Bravo bringt die außergewöhnliche Geschichte nun auf die große Leinwand. An dem Drehbuch hat der Broadway-Star Jeremy O. Harris mitgeschrieben; zum Cast zählen unter anderem Taylour Paige und Riley Keough. „Zola“ verspricht ein wildes Abenteuer, das ebenso komisch wie erschütternd ist.
4. „Shirley“
Im Mittelpunkt von Josephine Deckers neuem Psychodrama steht die Schauspielerin Elisabeth Moss, die das Publikum in der realen Rolle der Horror-Schriftstellerin Shirley Jackson in ihren Bann zieht. Die Handlung – basierend auf Susan Scarf Merrells Roman „Shirley“ – dreht sich um ein Paar, das mit Jackson und ihrem Mann Stanley Edgar Hyman (Michael Stuhlbarg) zusammenzieht. Die vier Charaktere formen eine außergewöhnliche Verbindung, von der sich Jackson schon bald für ihr nächstes Buch inspirieren lässt. Mysteriös und atmosphärisch – „Shirley“ ist eine angemessene Hommage an eine der beeindruckendsten Figuren der amerikanischen Literatur.
5. „Promising Young Woman“
„Promising Young Woman“, ein Rachedrama in der #MeToo-Ära, erzählt die Geschichte von Cassie (Carey Mulligan) – einer jungen Frau, die ihr Medizinstudium abgebrochen hat und ein Doppelleben als rachsüchtige Feministin führt. Produziert wurde der Film in Spielfilmlänge von Autorin und Regisseurin Emerald Fennell, die vor allem für ihre Rolle als Camilla Shand (später Parker Bowles) in der dritten Staffel von „The Crown“ sowie als Nachfolgerin von Phoebe Waller-Bridge als Drehbuchautorin für die zweite Staffel von „Killing Eve“ bekannt wurde. Ähnlich wie auch „Killing Eve“ wird Fennells neuestes Projekt durch seinen pechschwarzen Humor geprägt. Das Regiedebüt der Schauspielerin taucht dabei tief in Cassies Trauma ein und setzt sich mit der Wut auseinander, die unter der Oberfläche brodelt.
6. „Worth“
Viele Filme auf dem Programm des Sundance Film Festival setzen sich mit der jüngeren Geschichte auseinander (wir erinnern uns an „The Report“ und „Official Secrets“ aus 2019 zurück). Unter diese Kategorie fällt auch „Worth“ von Sara Colangelo, ein Film, der sich mit dem September 11th Victim Compensation Fund (dem Entschädigungsfonds für Opfer des 11. Septembers) auseinandersetzt. Geleitet wird dieser von dem Anwalt Kenneth Feinberg (Michael Keaton). Als dieser den verwitweten Gemeindearbeiter Charles Wolf (Stanley Tucci) trifft, wird ihm endlich der menschliche Preis der Tragödie bewusst, und die Bürokratie weicht zunehmend dem Gefühl von brennender Ungerechtigkeit.
7. „Wendy“
Benh Zeitlins lang erwarteter Nachfolgefilm zum Epos „Beasts of the Southern Wild“ (2012) könnte wohl auch als raffinierte Neuinterpretation von „Peter Pan“ beschrieben werden. Ein talentierter Cast an KinderschauspielerInnen erweckt die Geschichte von Wendy und ihren Brüdern zum Leben, die aus ihrer Heimat fliehen und auf einer einsamen Insel ankommen, in der Zeit nicht zu existieren scheint. Die Szenerie ist atemberaubend, das Gefühl der Freiheit unermesslich – bis das Heimweh einsetzt. Mit seiner hypnotischen Kinematografie und einem mitreißenden Soundtrack liefert „Wendy“ ein skurriles Märchen über die Gefahren des Erwachsenwerdens.
8. „The Father“
Gerade erst wurde Olivia Colman mit einem Golden Globe für ihre Rolle in „The Crown“ geehrt. Nun kehrt sie mit einer berührenden Performance in „The Father“ bereits zurück auf die Leinwand. Der Film ist ein komplexe Geschichte über das Älterwerden, Angst und väterliche Liebe. Colman spielt Anne, die Tochter eines schelmischen älteren Mannes (Anthony Hopkins), der langsam den Bezug zur Realität verliert. Es ist das Regiedebüt von Florian Zeller, dem gefeierten Bühnenautor, der sein eigenes, mit dem Molière-Preis ausgezeichnetes Werk nun fürs große Kino umsetzt. Dabei schafft er es, der niederschmetternden Narrative unerwartete Wärme und Charme zu verleihen.
9. „Kajillionaire“
„Kajillionaire“ erzählt die lebhafte Geschichte über einen Raubüberfall, gezeichnet von Kommerz und absurdem Humor. Die Storyline folgt Old Dolio (Evan Rachel Wood), einer Betrügerin, der das Stehlen von Kindesbeinen an von ihren kriminellen Eltern beigebracht wurde. Während eines Last-minute-Raubüberfalls trifft sie auf Melanie (Gina Rodriguez), eine Frau, die in ihre Machenschaften verstrickt wird und ihr einen Einblick in ein potenzielles Leben jenseits ihrer Familie bietet. Miranda Julys Film ist ein aufregendes Krimidrama, hinter dem sich eine exzentrische Coming-of-Age-Geschichte verbirgt.
10. „Miss Americana“
Auf Beyoncés „Homecoming“ folgt nun eine weitere Netflix-Dokumentation über eine Pop-Ikone: „Miss Americana“ über Taylor Swift. Unter der Regie von Emmy-Gewinnerin Lana Wilson porträtiert der Film die Musikerin an einem Wendepunkt in ihrer Karriere, an dem sie versucht, das volle Potenzial ihrer Stimme zu nutzen. Der Film vereint Tour-Aufnahmen mit Behind-the-Scene-Clips, die einen seltenen Einblick in Swifts kreativen Prozess und ein intimes Porträt der Grammy-Gewinnerin bieten.