Barbie ist eine vielbeschäftigte Frau. Vielleicht sogar die vielbeschäftigste Frau der Welt – und das seit sage und schreibe 61 Jahren! Barbie war Astronautin und Ärztin, Präsidentschaftskandidatin und Imkerin, Sängerin und Sportlerin. Sie jettete um die Welt, wohnte in diversen Traumhäusern, flitzte in schnittigen Autos herum oder machte auf einem ihrer zahlreichen wallemähnigen Pferde einen Ausritt. Dazwischen gab es Dates mit Ken oder Shopping-Ausflüge mit den Freundinnen.
In Barbies Welt gibt es immer etwas zu tun, immer ein neues Outfit zu probieren, eine neue Wohnung zu beziehen, einen neuen Beruf zu ergreifen. Und man fragt sich: Ist die Frau nicht irgendwie… gestresst? Es scheint doch sehr anstrengend zu sein, als Barbie zu leben. Das hat nun auch Barbie-Herstellerin Mattel erkannt und eine neue Serie herausgebracht: Wellness-Barbie. Auf dem offiziellen Instagram-Account verkündet eine in Meditationspose sitzende Barbie „There is power in the pause“ und die passende Meditations-Playlist, bereitgestellt von der Meditations-App Headspace, gibt es direkt dazu. Es ist 2020 und auch Mattel hat erkannt: Wellness und Selfcare liegt im Trend. Also warum sich das Ganze nicht zu Nutzen machen?
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Energie tanken
Die neue Wellness-Barbie soll Mädchen „die Vorteile der Sorgfalt spielerisch nahe bringen“. Und zwar in Form verschiedener Modelle: Da gibt es Spa-Barbie, ausgestattet mit einem stylischen Handtuch-Outfit und Gurkenmaske; Wellnesstag-Barbie mit passender Badewanne („Mit diesem Spielset zum Thema Spa können Kinder der Barbie-Puppe helfen, mit einem glitzernden und sprudelnden Bad wieder Energie zu tanken!“); Athlesiure-Barbie mit GRL PWR-Top und Yoga-Matte; die bereits erwähnte Meditations-Barbie, die fünf eingespeicherte, geleitete Meditationen bietet („Diese Barbie-Puppe weiß, dass Achtsamkeit die beste Medizin ist!“); und, last but not least, Dream-Barbie mit Kissen und Loungewear sowie, unerklärlicherweise, Smartphone und Laptop – offenbar muss auch Barbie erst lernen, dass diese beiden Dinge für guten Schlaf nicht förderlich sind.
Die Kollektion, so Mattel, lehre Mädchen „Alltagsroutinen, die das emotionale Wohlbefinden fördern, und umfasst drei Hauptthemen: Meditation, körperliches Wohlbefinden und Sorgfalt.“ Warum es dafür hauptsächlich Hundewelpen braucht – was ist mit den Menschen, die lieber Katzen mögen? – bleibt unklar.
Selfcare spielerisch lernen
Für Barbie als Trendsetterin und gestresste Karrierefrau macht es Sinn, ins Wellness-Business einzusteigen – ein entspannendes Bad hat schließlich noch nie geschadet und außerdem lässt sich mit Wellness Geld verdienen, viel Geld. Es ist löblich und begrüßenswert, dass Mattel Mädchen (warum eigentlich nicht auch Jungs? Steht Ken nicht auf Yoga?) spielerisch Selfcare beibringen möchte. Vor allem aber lernen Mädchen, dass Selfcare bedeutet, Unmengen an Geld für das nötige Zubehör auszugeben: Meditations-Apps, Spa-Besuche und figurbetonte Outfits. Zubehör, das sich jemand wie Barbie, mit ihrer Vielzahl an lukrativen Jobs, natürlich problemlos leisten kann. Was die Frage aufwirft: Wann kommt eigentlich die Wellness-Unternehmerin-Barbie? Und: Würde sie wie Gwyneth Paltrow aussehen und im Set mit Yoni-Eiern und Vagina-Kerzen erhältlich sein?