Willkommen im Monat, der der Schwarzen Geschichtsschreibung gewidmet ist. Im Februar geht es darum, vor allem jenen die Aufmerksamkeit zu schenken, die in weltlichen Machtstrukturen zwischenmenschlich aber eben auch historisch betrachtet Nachteile verzeichnen müssen. Die Feierbewegung Schwarzer Geschichte in den Vereinigten Staaten wurde 1926 von Carter G. Woodson initiiert und zunächst als „Negro History Week“ zelebriert, womit er die breite Öffentlichkeit auf den Beitrag von Afroamerikaner*innen zur Geschichte ihres Landes aufmerksam machen wollte. Nicht nur eine mehrheitsweiße Gesellschaft sollte sich mit den Errungenschaften und Meilensteinen der afroamerikanischen Community auseinandersetzen. Die Inszenierung diente auch dem Empowerment und der Sichtbarmachung seiner eigenen Community, die sich bisweilen fast ausschließlich mit der weißen Geschichtsschreibung auseinandersetzen musste.
Mit einem Blick in die eigene Schulzeit ist schnell klar, dass vor allem männliche und weiße Zeitgenossen Geschichte, Literatur oder Musikunterricht, ja sogar den Kunstunterricht prägten. Thomas Mann, Christian Kracht und Frank Wedekind waren mit von der Partie. Maximilien de Robespierre, die Beatles, Picasso und Monet – alle an einem Tisch. Errungenschaften einer eurozentrischen Gesellschaft, die jede Schulklasse aufs Neue bestaunen und bewundern darf, so wie schon so viele vor ihnen. Nicht nur werden Frauen in der Auseinandersetzung mit kulturellem oder wissenschaftlichem Erbe immer wieder außen vor gelassen, vor allem Schwarze Größen einer weltlichen Geschichte geraten nahezu in Vergessenheit – sofern man ihnen nicht aus Initiative Beachtung schenkt.
“One of the most painful experiences I have ever faced was to see her tears when I told mydaughter „Funtown“ was closed to colored children, and I realized the first dark cloud of inferiority had floated into her little mental sky.”Dr. Martin Luther King Jr.. |
Martin Luther King Jr. und Rosa Parks mögen den meisten Menschen ein Begriff sein. Auch Aretha Franklin und Diana Ross sind vielen ein Begriff. Wer aber kennt Marian Anderson oder Rosetta Tharpe? Wer kennt Theodor Wonja Michael und May Ayim? Mary Winston Jackson oder Ida Wells?
„Beachtung schenken“, das kann zum einen bedeuten, sich vielleicht zum ersten Mal mit den ehemaligen deutschen Kolonien, den sogenannten „Deutschen Schutzgebieten“ auseinanderzusetzen. Widmet man sich ausschließlich dem afrikanischen Kontinent, wären das etwa „Deutsch-Südwestafrika“, „Deutsch-Ostafrika“, Kamerun und auch Togo. Nach den Beschlüssen der „Kongo Konferenz“ (1884-1885) wurde Afrika unter den Augen von Otto von Bismarck mithilfe von Bleistift und Lineal aufgeteilt. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung sorgte diese unter dem Vorwand der „Interkontinentalen Zusammenarbeit“ dafür, dass ab Mitte des 19. Jahrhunderts junge Schwarze Menschen nach Deutschland kamen, um hier für spezielle Fähigkeiten und Tätigkeiten in ihren Heimatländern angemessene Ausbildungen zu erhalten. Trotz stetiger Exotisierung und andauernden rassistischen Anfeindungen, versuchten sie sich zu assimilieren, gründeten Familien und brachten sich teilweise sogar auf niedrigschwelliger, politischer Ebene ein. Auch das Leben Schwarzer Deutscher unter dem NS Regime findet im Kontext historischer Auseinandersetzung und Erinnerungskultur nur begrenzt statt. Katharina Oguntoye beschreibt für ihr 2004 erschienenes Essay eindrucksvoll verschiedene Leidenswege und Geschichten vorhandener Schwarzer deutscher Geschichte.
Der nicht weißen Geschichtsschreibung ebenso wie dem nicht weißen Weltgeschehen wird in mehrheitsweißen Ländern bis heute nur eine verminderte Aufmerksamkeit geschenkt. Grund dafür sind nicht nur mangelnde Identifikation und fehlendes Interesse von Strippenzieher*innen, bzw. Verantwortlichen, sondern auch die konsequente Missachtung Schwarzer Errungenschaften.
Nicht nur wird nicht-weißen Menschen häufig der Verdienst an relevanten weltlichen Ereignissen abgesprochen, auch finden wir uns noch immer in einer Welt wieder, in der Christoph Columbus im Geschichtsunterricht als einflussreicher Weltenbummler und Entdecker gefeiert wird – ein Sinnbild für vieles, das schief läuft. In den Vereinigten Staaten haben sich längst unterschiedliche Communities zusammen getan, um als Korrektiv zu agieren und das Narrativ endlich gerade zu rücken, bzw. zu erweitern. Seit den 90er Jahren finden solche Initiativen und Vereine aber auch in Deutschland Anklang, empowern und verknüpfen.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Dort, wo früher weiße Einheit herrschte, soll mit dem #BlackHistoryMonth Jahr für Jahr ein erneuter Versuch gestartet werden, Geschehenes neu zu reflektieren – und unsere Geschichte der Realität entsprechend zu erzählen.
Wie können nicht-Schwarze Menschen die Community im Black History Month supporten?
|