Ich würde mich keineswegs als Multitasking-Talent beschreiben, das furchtlos die verschiedensten Dinge und Hindernisse des Lebens jongliert. Ich versage ja schon, sobald ich eine Nachricht schreiben und gleichzeitig jemandem zuhören soll. Wieso ich dennoch regelmäßig versuche, immer wieder mehrere Dinge parallel zu meistern? Ich weiß es wirklich nicht. Eigentlich müsste ich es doch besser wissen. Wohlmöglich liegt es aber am vorgeschobenen Zeitmangel, am Missmanagement meinerseits, am hektischen Alltag eben und an vorgetrampelten Pfaden, die viel zu selten verlassen werden. Denn wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich vielleicht einfach nie richtig gelernt, nur im Hier und Jetzt zu sein. Es niemals ausprobiert. Wie ärgerlich – gibt es doch längst Studien, die den Zusammenhang zwischen der geistigen Präsenz in der Gegenwart und dem Grat des Glücklichseins, eindeutig belegen.
Obwohl ich mich körperlich natürlich nicht aufteilen kann, fällt es mir unfassbar schwer, auch mental „ganz bei mir“, ja „eins“ zu bleiben. Mich auf das zu fokussieren, was ich gerade mache. Telefonieren, reden, laufen, essen, tippen, denken, planen, koordinieren – irgendwann verknotet es mir das Gehirn. Und der Kopf knipst sich wie ein zu heiß gelaufener Computer aus. Puff. Zeit, dass sich was ändert. würde ich sagen.
Veränderung fängt im Kopf an
Wir können an der Schnelllebigkeit unserer Zeit grundsätzlich vielleicht nichts ändern, aber wir können verändern, wie wir uns in ihr bewegen. Wir können versuchen, unser eigenes Tempo etwas zu regulieren, Stoppschilder aufbauen, Umwege nehmen und auch mal etwas länger brauchen, uns in Ruhezonen dem Müßiggang hingeben. Wir können und wir sollten – aber vergessen genau das viel zu oft. Auch ich muss mir die große „Entschleunigung“ regelmäßig wieder ins Gedächtnis rufen. Und hatte vergangene Woche somit das große Glück, genau daran erinnert zu werden:
Denn wie bereits der Einladungstext von adidas x Zalando verriet, sollte es sich bei der Pressereise unter dem Motto „Move to Reconnect“ keineswegs um ein Boot Camp handeln, es sollte auch nicht gänzlich um Sport oder um Leistungssteigerung gehen. Nein: Im Fokus standen wir (Frauen) und unsere Beziehung zu uns selbst. Wie also sind körperliche und mentale Gesundheit miteinander verknüpft? Und was heißt das eigentlich – „Reconneten?“. Genau das durfte ich während der vergangenen Tage herausfinden, mithilfe von Bewegung und mentalem Training. Um meinen verloren gegangenen Fokus wiederzufinden.
Gemeinsam haben wir uns also zwei Tage auf eine Reise begeben, um das Kampagnenthema auf unsere ganz persönliche Weise zu übersetzen und um herauszufinden, wie exakt das eigentlich so funktioniert, ganz bewusst durchs Leben zu gehen, zu fühlen, zu spüren und zu erleben. Hierfür fuhren wir auf das Gut Boltenhof an der Havel. Zusammen mit 20 weiteren Frauen und der Trainerin Melayne Shayne machten wir uns auf die Suche nach unserem inneren Flow: Durch Gespräche, Yoga, an Kampfsport angelehnte Übungen, Matcha Zeremonien, gesundes Essen und so vieles mehr, sollten wir dabei unterstützt werden, uns auf eine innere Reise zu uns selbst zu wagen. Um endlich einen Anfang zu machen und unseren Alltag ausgeglichener zu gestalten.
Um meine Erfahrungen mit euch zu teilen und gesammelte Tipps weiterzugeben, habe ich zwischendurch nicht nur mitgeschrieben, sondern mir kurzerhand auch Trainerin Melayne Shayne geschnappt, um zu definieren, was „to reconnect“ in diesem Zusammenhang überhaupt bedeuten soll.
Was bedeutet eigentlich „to reconnect?“
Der Moment ist gekommen, die Entschleunigung einzuläuten und alle Ablenkung und den Lärm der Außenwelt auszublenden. Es ist an der Zeit, in sich hinein zu horchen.Wir könnten diesen Prozess auch als eine aktive Entscheidung für das Zurückbesinnen beschreiben, schließlich müssen wir uns nicht erst gänzlich verlieren, um uns mit uns selbst zu reconnecten. Stattdessen geht es darum, bewusst den Fokus auf den Moment zu legen und durch die Bewegung das innere Gleichgewicht (wieder) zu finden. Oft sind unsere Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft, allerdings sollten wir vor allem dem Jetzt mehr Aufmerksamkeit widmen, um die innere Balance zu halten, um den Moment zu genießen und ihn überhaupt wahrzunehmen. |
Die adidas x Zalando Kollektion
#1 Bewegung
Melayne: Bewegung ist für mich ein Ausdruck meines Innersten. Es ist das Abbild meiner Gedankenwelt, meiner Sozialisierung, meines Selbstverständnisses. Warum bewege ich mich manchmal zu hart oder zu steif? Warum gelingt manches nicht? Meistens hat nur mein Innerstes die richtige Antwort. Kommentare von Außen hemmen uns allerdings, denn allzu oft wird uns Frauen beispielsweise vorgeworfen, unsere Bewegungen wären zu sexy. Aus kulturellen und sozialen Gründen entsteht also oft Scham und wir werden in unserer Bewegung eingeschränkt – vor allem Mädchen und junge Frauen sind davon betroffen und schließen diese Erfahrungen in ihrem Innersten ein und distanzieren sich auch in den späteren Jahren nicht davon. Die Folge? Sie trauen sich nicht, sich frei zu bewegen. Dabei ist Movement für mich Ausdruck meiner Person auf verschiedensten Plattformen: Ich bewege mich anders beim Kampfsport, beim Tanzen oder beim Yoga. Und ich genieße die Freiheit.
1. Tipp: Versucht eure körperliche Aktivitäten mit euren Gedanken zu verbinden. Nehmt euch bewusst Zeit, euch zu bewegen und fragt euch regelmäßig, was ihr gerade braucht. Probiert dabei unterschiedlichste Sportarten aus und hinterfragt weiterhin, was euch limitiert. Bleibt nicht nur bei einer körperlichen Herausforderung, schließlich werdet ihr beim Yoga andere Dinge spüren als beim Kampfsport. Befreit euch von Labels, die euch vorschreiben, nur in eine sportliche Richtung gehen zu können. Befreit euch außerdem von Zielen wie dem Sixpack oder einem straffen Hinterteil. Es sollte schließlich die oberste Priorität sein, in einem gesunden Körper zu stecken. Alles andere ist ein Nebenprodukt.
2. Tipp: Hört in euren Körper rein, hört ihm zu! Und fragt euch: Wie lange kann ich still sitzen? Schweifen meine Gedanken direkt ab? -Wenn ihr die Frage mit ja beantworten könnt, geht ihr flott eure einzelnen Körperteile durch: Nacken, Kopf, Rücken und so weiter. Wo schmerzt es vielleicht und wo genau fühlt es sich gut an? Wenn ihr auch dabei abschweift, nehmt eure Hände dazu und tastet die einzelnen Körperteile beim Durchgehen ab. Welches Gefühl empfindet ihr jetzt – und: Könnt ihr es in eine Bewegung umwandeln?
#2 Ernährung
Melayne: Der ganze Prozess ist wie eine Meditation. Wenn ihr esst, solltet ihr euch auch folglich auf das Essen konzentrieren. Bewusstes Essen ist schlicht und ergreifend wichtig. Außerdem versuche ich, so wenig verarbeitete Lebensmittel wie nur möglich zu essen, und schaue bei der Wahl meiner Nahrungsmittel genau auf die Etiketten. Hinterfrage: Was steckt hier drin und wo kommt mein Essen her? Nehmt eure Nahrung wahr!
Tipp: Anhalten und spüren: Es klingt so banal, aber wie oft stecken wir uns wahllos irgendwas in den Mund, weil uns langweilig ist. Das ist natürlich auch vollkommen OK, mit bewusstem Essen hat das aber natürlich wenig zu tun. Es soll hier auch gar nicht um die Menge gehen, die wir beim Essen zu uns nehmen, sondern darum, unser Essen mit Bedacht auszusuchen und wertzuschätzen. Nehmt euch während eurer Mahlzeit am besten ganz viel Zeit und schlingt nicht. Schließlich könnt ihr so am besten spüren, was euch gut tut und was nicht.
#3 Gedanken
Melayne: Sei dir im Klaren darüber, wie du deine Realität erlebst. Schließlich ist es deine Realität und nicht die von jemand anderem. So können zwei Personen im selben Raum sitzen und mit exakt den selben Einflüsse konfrontiert werden – und dennoch werden sie unterschiedlich auf etwas oder jemanden reagieren. Dein interner Prozess, deine Gedanken, Emotionen und Erfahrungen formen deine ganz eigene Realität. Wir geben schnell allem und jedem eine Bedeutung, aber nichts ist absolut. Alles ist relativ, zu der Beziehung, zu der Person und zu diesem Moment.
Tipp: Lass die Gedanken los. Versuche, nicht immer an der eigenen Idee und Geschichte festzuhalten, sondern bleibe offen und reflektiere deine Gedankengänge.
Gib dir den Raum, damit verschiedenste Dinge sich entwickeln können. Wäge unterschiedlichs Einflüsse ab und lass Geschehnisse aus der Vorvergangenheit auch mal los. Kannst du einer bestimmten Person auch mal eine zweite Chance geben?
#4 Emotionen
Melayne: Im Englischen sagt man: No one is making you feel away. Die Rede ist davon, dass die Entscheidung in einer Situation bei dir liegt und du somit auch rechtfertigen solltest, wie du dich verhältst. Dein Gegenüber sollte nicht unbedingt Einfluss auf dich haben. Also höre auf deine Intuition und reagiere so, wie es dir am natürlichsten erscheint. Genau das bist nämlich du! Mentales Training hilft uns dabei, in unserer Entscheidungsfindung stärker zu werden. Wir können also nicht nur körperliche Übungen wiederholen und darin besser werden, auch unser Geist kann durch Training gestärkt werden. Also eure mentalen Push-ups und ihr werdet belastbarer und widerstandsfähiger werden.
Tipp: Sei weniger reaktiv. Reconnecte dich mit dir selbst, bevor du einer Person antwortest. Der Unterschied von „reagieren“ und „antworten“ ist wichtig. Wenn du reagierst, kannst du Opfer einer Situation werden, wenn du jedoch zuerst in dich hinein hörst und dich reconnectest, kannst du auf etwas bewusst antworten.
#5 Beziehung
Melayne: Der Punkt Beziehung trifft auf alle Bereiche unseres Leben zu, schließlich stehe ich immer in einer Beziehung zu allem. In einer Beziehung zu meinem Körper beispielsweise, in der Bewegung also oder in Beziehung zu meinen Gedanken. Das alles wird natürlich von externer Koordination beeinflusst, wie etwa der Kultur, der Sozialisierung, aber auch der Religion.
Tipp: Checkt alle Beziehung in dem Moment. Was ist euer persönlicher Standpunkt? Wer seid ihr in dem jeweiligen Moment? Checkt euer Wertesystem und unterscheidet zwischen Glaube, Meinung und Erziehung. Und beobachtet genau, wohin euch diese Reflexion führt.
Hose | Shirt | Bra
Der schmale Grad des „Reconnecten“:
Auch wenn die Zeit, die wir zusammen auf dem Gut verbringen durften, sehr kurz war, war sie dennoch sehr intensiv und hat mich daran erinnert, wie wichtig es ist, seinem Inneren regelmäßig Raum zu geben und zu checken, wie sich der bewusste Umgang mit uns selbst wirklich anfühlt. Ich bin ungeduldig und neige dazu, immer viel zu schnell und impulsiv zu reagieren. Durch mentale Übungen und gezieltes Training kann ich daran allerdings arbeiten, um vorschnelle Entscheidungen zu vermeiden. Zwar gehe ich regelmäßig zum Yoga, allerdings praktizierte ich die Übungen bislang vor allem nach meinem Geschmack. So bin ich keineswegs immer im Einklang mit mir selbst, der Natur und allen anderen Lebewesen und empfinde gänzlich das, was meine Lehrerin mir sagt. Auch das ist OK. Es ist aber manchmal auch ratsam, Profis zu folgen und ihre Tipps anzunehmen. Gerade in Bezug auf die mentale Stärke, die beim Yoga ja nicht ganz unwichtig ist.
Tatsächlich habe ich durch die Tage aber vor allem richtig Lust bekommen, neue Sportarten zu auszuprobieren und zu schauen, ob ich sie mit dem Yoga verbinden kann. Wahrscheinlich komme ich nächstes Jahr mit einer Art Aerobic-Video ganz groß raus – mit einer Fusion aus Yoga, Dancehall und Kniebeugen. Ich halte euch dazu aber ganz sicher noch mal auf dem Laufenden. Versprochen!
Bei all den großartigen Erfahrungen, die ich zum Thema „reconnecten“ gemacht habe, gibt es bloß eine Sache, die ich euch an dieser Stelle noch ans Herz legen möchte: Wir müssen ab sofort nicht 24h am Tag streng mit uns sein, um im besten Wissen und Gewissen mit uns zu „reconnecten“. Denn wenn wir beginnen, alles und jeden zu hinterfragen, und versuchen, jeden unserer Schritte ganz genau zu beleuchten, kommen wir aus der permanenten Reflexion und auch aus dem Hamsterrad nicht mehr raus. Zwischendurch kann es nämlich durchaus wohltuend sein, die Dinge einfach mal passieren zu lassen und den Kopf auszuschalten. Es ist wie bei vielem im Leben: Es geht um die Balance – um die aktiven und sehr bewussten Stunden des „Reconnecten“ und die wichtige Zeit, zu entspannen und sich auch mal unbewusst hinzugeben. Welches Maß dabei das „Richtige“ ist, könnt nur ihr für euch beantworten, schließlich sind wir alle verschieden. Allerdings sollten wir auch hier hin und wieder schauen, dass wir diesen Prozess stetig neu justieren und ihn zwischendurch aktiv gestalten. Bleibt offen für Veränderungen, findet euch und lasst euch auch mal los. Wohlmöglich ist es wie beim Sport: Aktiv anspannen, halten und spüren – und wieder loslassen, höchsten nachspüren und hingeben.