Editor’s Letter // „Nie war es so wichtig, gemeinsam alleine zu sein.“

16.03.2020 Leben, Gesellschaft

Ihr lieben Leser*innen, 

dass 2020 eine ziemlich toughe Nummer ist, ein frisch angebrochenes Jahrzehnt, das ganz schön an uns rüttelt, dürfte uns allen längst aufgefallen sein und wir sind mehr und mehr dazu aufgerufen, zusammenzuhalten: Alle. Mehr denn je steht 2020 nämlich für Gemeinschaft und Zusammenhalt, um nicht nur eine geschlossene Einheit gegenüber anhaltendem Rechtsextremismus zu bilden, für Menschen einzustehen, die ihr Heimatland, ihre Existenz und knapp sogar ihr Leben verloren haben, sondern auch, um den unkontrollierbaren Ausbruch einer Pandemie zu begegnen und Menschen zu schützen, die nicht mit einem putzmunteren Immunsystem gesegnet sind.

 

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Christoph Amend (@christophamend) am

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir begegnet dieser Tage so viel Uneinheit aus unendlicher Sorge und Gleichgültigkeit, dass ich so allmählich auch nicht mehr weiß, wie es mit diesem 2020 selbst vor unserer eigenen Haustür weitergehen soll. Versteht mich nicht falsch: Auch wir belächelten diesen Virus aus China anfangs sehr, aber mittlerweile dürften die Maßnahmen sämtlicher Länder doch Warnschuss genug sein, um endlich aufzuhorchen:

Denn während die einen vor Panik Klopapier bis zum nächsten Jahrzehnt bunkern, üben sich die anderen in abwinkenden Haltungen bis verachtenden Aussagen, sitzen mit Gleichgesinnten in Cafés und lassen sich die Sonne auf den Nasenrücken scheinen, während Erstere daheim zittern und sich den Mund wund reden, doch daheim zu bleiben und die Pandemie durch Isolation möglichst zu deckeln und das Gesundheitssystem nicht zum Kollabieren zu bringen, Hände akribisch zu waschen und alles und jeden zu desinfizieren. Von Einheit jedenfalls ist keine Spur.

Dabei könnte es doch so einfach sein:

 

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Beatrice Frasl (@fraufrasl) am

So wichtig! Bitte durch die Bildergallerie klicken.

Zu guter Letzt: Hamstert nicht aus Angst. Wir alle bekommen genug Essen, und es gibt Menschen wie Ärzte und Pflegekräfte, die es erst abends in den Supermarkt schaffen und die nicht auch noch vor leeren Regalen stehen sollten. Auch alte Menschen können nicht so viel tragen, wie die, die ein Auto haben. Seid solidarisch und bewahrt einen kühlen Kopf. Fragt eure älteren NachbarInnen, ob ihr für sie einkaufen sollt und kauft, wenn es euch finanziell möglich ist, vielleicht das teurere Klopapier oder die Marken-Nudeln, damit die Menschen, die am Existenzminimum sind, die Wahl haben. Unterstützt eure liebsten Shops, Cafés und Restaurants, indem ihr Gutscheine ordert und  zeigt: Wir sehen euch und eure Last. Helft euch gegenseitig, facetimed, um die Isolation ein bisschen leichter zu machen, verabredet euch digital und hört euch zu. Denn auch das Allein-Sein kann zur Herausforderung werden. (amazed)

Wir nehmen einfach alle Abstand von unseren Extremen, ziehen alle für eine überschaubare Zeit an einem gemeinsamen Strang und meistern uns durch die Zeit der Isolation. Es gilt, das exponentielle Wachstum der Infektionen einzudämmen – und das können wir nur gemeinsam. Ganz gleich, was ihr von der Pandemie haltet oder wie witzig ihr es findet, dass es andere in Panik versetzt: Es gibt Menschen, die müssen geschützt werden und es gibt Menschen, die Angst haben. Allein aus Respekt sollten wir uns in Zeiten wie diesen doch zumindest für eine (hoffentlich) kurze Zeit am Riemen reißen und unsere Ausgänge aufs Nötigste beschränken. Kurzum: Verantwortung übernehmen und das Ich für kurze Zeit mal hintenan stellen.

Natürlich ist das alles nicht leicht – und keine*r von uns weiß, wie die nächsten Wochen so richtig funktionieren sollen, aber umso konsequenter wir jetzt sind, umso schneller sind wir vielleicht in wenigen Wochen mit der Nummer durch. Meint ihr nicht?

 

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Juan Delcan, Valentina (@juan_delcan) am

Es nützt auf jeden Fall nichts, wenn unsere Gesellschaft weiter in verschiedenste Lager bricht und die einen sich penibelst an Vorsichtsmaßnahmen halten, während die anderen sich u.a. in Cafés der Innenstadt quetschen, um sich die ersten Sonnenstrahlen des Jahres nicht nehmen zu lassen und mit verschränkten Armen wettern und prusten.

Stattdessen können wir doch wirklich versuchen, aus Respekt Abstand halten und uns eine Weile daheim einzurichten, das Home Office aufzuschlagen, sofern das möglich ist, und unsere soziale Ader wieder zum Leben zu erwecken. Was wir damit genau meinen und wie wir die Sache mit dem Home Office am allerbesten meistern könnten, das wollen wir euch aus unserer Sicht in den kommenden Tagen und Wochen erzählen. 

 

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Imran Amed (@imranamed) am

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Laura Gehlhaar (@fraugehlhaar) am

Bis dahin sollten wir unsere Sozialkontakte und Draußengänge vielleicht auf das Nötigste minimieren, unsere Hilfe denen anbieten, die sie wirklich brauchen und niemals vergessen, wie gut es den meisten, selbst ohne Kinderbetreuung, bei all dem Chaos geht. 

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Madeleine Darya Alizadeh (@dariadaria) am

Lasst uns im Geiste also ein bisschen näher zusammenkommen. Auch uns ist angesichts der bevorstehenden Wochen etwas mulmig, auch wir wissen nicht, wie es finanziell so richtig weitergehen wird. Zum allerersten Mal arbeiten wir alle von unterschiedlichen Orten aus – nicht, weil wir wollen, sondern weil es für die Gesundheit von allen besser ist und weil wir daran glauben, dass wir diese verrückte Zeit mit Gemeinschaftsgedanken überbrücken werden und alles schaffen können –  je eher, desto besser.

Zusammen schaffen wir alles. Ganz sicher.

Wir drücken euch aus der Ferne. Bleibt gesund, hört ihr! 
Nike + Sarah

14 Kommentare

  1. Lara

    Ich frage mich allerdings schon, warum der Spaziergang auch nicht mehr empfohlen wird… In Kleinstgruppen draußen unterwegs sein, tut der Seele in Zeiten weniger sozialer Kontakte gut, ist gerade mit Kids unfassbar wichtig und befördert vor allem auch keinen Austausch von Corona (oder irre ich mich?).

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    1. Sarah Jane Artikelautorin

      Ich glaube, es ist der (klägliche) Versuch, die Menschen zu schützen, oder? Ich habe am Wochenende Videos von Innenstädten und Cafés gesehen, da ist mir die Kinnlade runtergefallen. Jeder Platz war belegt! Wahrscheinlich ist es rein gar nicht schlimm, sondern für die Seele sogar gut, aber es macht das Ganze natürlich auch weniger kontrollierbar, oder? Und da nicht gehört würde, gibt es jetzt Hausarrest. Fühlt sich jedenfalls so an.

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    2. Julia

      Spazieren gehen ist absolut in Ordnung solange du es alleine tust oder mit den Menschen, die mit dir zusammenwohnen (sprich: die du im Zweifelsfall eh schon angesteckt hast oder sie dich)! Quelle: die Anordnungen, die in Österreich zurzeit herrschen aufgrund der Ausgangseinschränkung.

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  2. Anne

    Ich denke, spazieren gehen ist schon noch ok …aber dann bleibt man eben doch bei der Eisdiele in der langen Schlange stehen oder trinkt einen Kaffee, kauft „schnell“ Blumen, eine Getränkeflasche , irgendwas ein, trifft zufällig einen Bekannten und unterhält sich … also sind vermutlich diese Nebeneffekt des Spazierens kritisch?

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  3. Laura

    Puh, ich tu mich mit der Selbst-Isolation ja extrem schwer und halte es sicher nicht so konsequent wie gefordert. Ich wohne alleine und habe ich im vergangenen Jahr mühseelig aus einer schweren Depression und daraus entstandener sozialer Isolation herausgearbeitet. Für mich und viele andere mit psychischen Erkrankungen ist das eine riesige Nummer und ich bekomm schon bei der Vorstellung Angstzustände, meine engsten Freund_innen mehrere Wochen nicht mehr treffen zu können (nein, Skype/FaceTime reicht mir da nicht). Selbst-Isolation ist nicht nur aus finanzieller, sondern auch aus psychischer Sicht ein Privileg. Ich finde es aber unglaublich toll und stark, wenn andere das schaffen.

    Antworten
    1. Sarah Jane Artikelautorin

      Liebe Laura, das klingt total nachvollziehbar! Können wir irgendwas tun oder hast du irgendeine Idee, was dir in dieser Situation helfen könnte? <3 wir möchten in dieser Situation gern da sein - für so viele wie möglich!

      Antworten
      1. Laura

        Danke für deine liebe Antwort, Sarah! Ich musste da auch erstmal etwas nachdenken, ob und wie man helfen kann. Mir persönlich taten in den vergangenen Tagen Instagram-Lives verschiedener Accounts sehr gut, da sie daran erinnern, nicht alleine zu sein und dass wir alle gemeinsam im selben Boot sitzen. Außerdem hat Louisa Goltz kürzlich einen sehr schönen Account namens unoduetrecommunita erstellt, in dem sie u.a. über Online Yoga Sessions und Shops mit Pick-up oder Lieferservice informiert, mit denen man sich die Quarantäne/Isolation etwas schöner machen kann. Vielleicht könnt ihr ja eine ähnliche Sammlung vorstellen.

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  4. antonia

    Die Aussage mit den Großeltern ist, so gutgemeint sie auch sein mag, eine Verharmlosung des Faschismus. Bitte denkt nochmal drüber nach, ob ihr dieser unreflektierten Aussage eine weitere Verbreitung ermöglichen wollt. Überhaupt sind Analogien zwischen der derzeitigen Situation, die in unserer Region vor allem eine Maßnahme gegen den Zusammenbruch einer funktionierenden Spitalsinfrastruktur ist, und Krieg unangebracht.

    Antworten
    1. Hanna

      Da muss ich mich anschließen, Antonia. Der Post ist mir schon bei dariadaria wirklich übel aufgestoßen, da der Vergleich zwischen dem, was in dem mehr als verharmlosenden Satz „your grandparents were called to war“, also ebenjener faschistische Krieg, der zum Holocaust geführt hat (was in dem Satz auch gar nicht mehr herauslesbar ist) & unserer jetzigen Situation – also einer Pandemie, Naturkatastrophe usw. – einfach sehr, sehr schwierig ist. Beides ist schlicht nicht vergleichbar.
      Überdenkt doch vielleicht nochmal, das so prominent als Header für eure liebe Message an uns alle zu nutzen? Euch allen alles Gute, passt auf euch auf!

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      1. Sarah Jane Artikelautorin

        Ihr Lieben, ich danke euch für eure Rückmeldung. Das Header Bild versteht sich natürlich als sehr provokativ, sollte aber vor allem unsere privilegierte Situation unterstreichen. Ich habe die Kritik bei DariaDaria auch gelesen und fand die Auseinandersetzung zu dieser Aussage einfach sehr spannend, weil sie so viel in jedem einzelnen auslöste.

        Damit wollte ich allerdings keinesfalls platt wirken, noch den Krieg verharmlosen. Ich überleg mir was und danke euch sehr für eure konstruktive Kritik <3

        Antworten
  5. f

    Ich habe diesen Spruch bisher nur aus dem US-Amerikanischen Raum gehört und dort wurden die Großeltern ja gegen den Faschismus in den Krieg gerufen, dadurch hat das einen anderen Beigeschmack als in Deutschland.

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  6. Silvia

    Liebe Sarah, wie können wir Leser*innen EUCH denn in den nächsten Wochen (Monaten?) am besten unterstützen?

    Antworten
    1. Sarah Jane Artikelautorin

      Liebe Silvia,
      das ist so lieb, dass du fragst. Um ehrlich zu sein, wissen wir das noch gar nicht genau. Kommt vorbei, schreibt mit uns, lasst uns respektvoll und harmonisch bleiben (gerade das blieb hier in der Vergangenheit auch mal auf der Strecke), seid weiterhin so wunderbar kritisch (aber eben immer gern konstruktiv) und kommt wieder <3 Das wäre schon mal toll!

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