Weekend Reads: Türen auf, Europa!, unser Leben nach Corona & Schönsein im Homeoffice

27.03.2020 Politik, Leben, Gesellschaft

Eine kleine Leseleiste zum Wochenende, die gerne im Kommentarfeld ergänzt werden darf. Damit uns weder Lehrreiches noch Wichtiges entgeht:

Türen auf, Europa!

Die Menschen in Deutschland sollten weniger auf ihren Balkonen klatschen und singen. Ihre Solidarität brauchen jetzt Geflüchtete an EU-Außengrenzen.

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Ronya Othmann (@officialronny1) am

Anstatt auf Balkonen zu singen und zu klatschen, sollte Europa seine Grenzen öffnen. Solidarität sollte nicht bei der alten Nachbarin im Erdgeschoss aufhören, sondern auch den Menschen gelten, die es am Nötigsten haben: den Geflüchteten. Davon sollte uns das Coronavirus auf gar keinen Fall ablenken. Europa, Türen auf!

Zum Artikel von Ronya Othmann geht es hier entlang.

Wir wir jetzt alle helfen können

Mit einsamen Menschen telefonieren, Atemschutzmasken nähen, die Wissenschaft unterstützen: Das Süddeutsche Magazin hat zwölf Wege aufgelistet, wie wir jetzt einen Beitrag leisten können – oft sogar vom eigenen Sofa aus.Hier entlang!

 

Jetzt muss man auch zuhause schön sein 

Stilkritikerin Maria Hunstik hat erwartet, die soziale Isolation würde die Mode-Maschinerie auf Instagram zum Erliegen bringen. Aber es ist ganz anders gekommen – und sie fragt sich: Kann man denn nirgends mehr durchatmen? Hier entlang, bitte!

„Aber wer nach 18 Zoom-Meetings und 29 Slack-Calls nicht bereit ist, sich bei seiner Home-Yoga-Session mit rotem Kopf und ausgleierten alten Schlabberklamotten zu filmen und danach die Wohnung für ein virtuelles Dinner mit Freunden herzurichten, sondern lieber einfach die Wand anstarren und dabei Tiefkühlpommes essen möchte, dem sei Verständnis ausgesprochen.“

Die Welt nach Corona

Die Corona-Rückwärts-Prognose: Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise „vorbei” ist, meint Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx.
Hier könnt ihr den gesamten Text nachlesen.

„Ich werde derzeit oft gefragt, wann Corona denn „vorbei sein wird”, und alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Meine Antwort: Niemals. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt.

Die Welt as we know it löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, deren Formung wir zumindest erahnen können. Dafür möchte ich Ihnen eine Übung anbieten, mit der wir in Visionsprozessen bei Unternehmen gute Erfahrungen gemacht haben. Wir nennen sie die RE-Gnose. Im Gegensatz zur PRO-Gnose schauen wir mit dieser Technik nicht »in die Zukunft«. Sondern von der Zukunft aus ZURÜCK ins Heute. Klingt verrückt? Versuchen wir es einmal.“ 

© imagoimages

 

Unser Gesundheitssystem ist hauptsächlich an Männern orientiert. Eine Gendermedizinerin erklärt, was das für Konsequenzen hat – und wie Frauen sich selbst helfen können.

„Frauen werden viel schneller als Simulantinnen oder „psycho“ abgestempelt. Eine weibliche Ärztin kann die Beschwerden im besten Fall eher in die unterschiedlichen Lebensphasen von Frauen einordnen und die Patientin beruhigen, dass es normal ist, dass man sich in der Pubertät, in der Menopause oder in einer bestimmten Zyklusphase so und so fühlt, dass das wieder vorbei geht und was man abgesehen von Medikamenten noch machen kann, um sich selbst zu unterstützen.“ Von Lou Zucker für Bento.

Die AfD-Spitze will, dass sich der rechtsextreme Flügel der Partei auflöst. So wird sie die Radikalen aber nicht los.

Unter äußerem Druck funktioniert die AfD normalerweise fehlerfrei und reibungslos: Die Reihen der Mitglieder schließen sich, der Vorstand findet eine gemeinsame Sprachregelung, die Chefs reden mit der Presse, und alle warten darauf, dass sich der Ärger legt. Und das tut er für gewöhnlich auch. Beim „Denkmal der Schande“ war das so, beim „Vogelschiss“ auch. „Hat er so nicht gemeint“, heißt es dann. Oder: „Würde er jetzt nicht mehr so sagen. 

Die Parteiführung hat Routine im Beschwichtigen, im Herunterspielen und im Kleinreden. Doch das gelingt ihr jetzt nicht mehr. Sie streitet sich in aller Öffentlichkeit über den Umgang mit der rechtsextremen Strömung in der Partei, dem „Flügel“. Der soll sich nun zwar auflösen, dessen Chefs, Björn Höcke und der Brandenburger Landesvorsitzende Andreas Kalbitz, sowie ihr Umfeld sind damit aber keineswegs aus der Partei verschwunden.“

Eine Analyse von Paul Middelhoff. Weiterlesen bei der ZEIT.

Hanau – Der Hass hat nicht aufgehört

Seit dem rassistisch motivierten Anschlag von Hanau ist gut ein Monat vergangen. Ein Monat mit vielen Tränen, Schmerz und Leid, nicht nur der Angehörigen der Opfer des Terroranschlages, sondern auch von vielen Menschen, die bis heute keine Antwort auf die vielen offenen Fragen erhalten haben. Menschen in Hanau und in ganz Deutschland leben in Angst und wissen nicht, ob es sich je wieder beruhigen wird. Sie wissen nicht, ob sie je Antworten auf viele ihrer Fragen bekommen werden. Die Corona-Pandemie hat innerhalb weniger Tage fast alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das ist nachvollziehbar, mir ist selbstverständlich bewusst, dass das Virus ernst zu nehmen ist. 

„Doch es gibt auch noch dieses andere Virus. Es heißt Hass – antimuslimischer Hass, antisemitischer Hass und rassistischer Hass.“

 Selma Yilmaz-Ilkhan für die ZEIT. Hier weiterlesen.

Warum die Coronakrise unser Verständnis von Glück verändern könnte

Im Ausnahmezustand dieser Tage wird offenbar, dass die Privatisierung des Glücks ein Betrug ist, an uns selbst und der Menschheit. Die Antwort darauf muss Solidarität lauten. Ein Essay von Hannes Soltau für den Tagesspiegel:

„Bis vor kurzem schien es doch alles noch so einfach zu sein. Diese Sache mit dem Glück. In den noch immer geöffneten Zeitschriftenläden lächelt es uns von den Titelseiten entgegen, für wenige Euro lässt es sich mit nach Hause nehmen. Hefte wie „Glücklich: Das Magazin für Entschleunigung, Genuss, Freude“ oder Ratgeber wie Rolf Dobellis „Die Kunst des guten Lebens. 52 überraschende Wege zum Glück“. (…)

Die Botschaft: Wir alle haben es in der Hand. Das Glück kommt zu uns, wenn wir es einladen. Es braucht dafür nur die richtigen Techniken. Wer das Handwerk erlernt, kann die Kunst ausüben. Nun sind die Schulen geschlossen. Und wir hätten Zeit, all die Lebenskunstphilosophen zu studieren, Unterhosen mit Marie Kondo zu falten und spirituelle Techniken mit Eckhart Tolle zu vertiefen. Doch stattdessen dämmert vielen Menschen im stillen Kämmerlein, dass etwas an dieser Erzählung nicht stimmt.“ 

Quarantäne und das Home Office

„Corona bringt uns dazu, die Algorithmen des Alltags zu ändern: Wahrscheinlich haben noch nie so viele Menschen gleichzeitig ihr Leben verändert. In den ersten Tagen der Quarantäne haben viele das erzwungene Zuhausebleiben dazu genutzt, Dinge umzusetzen, von denen sie sonst immer nur reden, um dann doch keine Zeit dafür zu finden. Doch genau davon haben viele von jetzt mehr als vorher – für Sport, für Projekte, für Kinder und Eltern. Ja, manche sind in diesen Tagen krank vor Sorge. Aber gleichzeitig entdecken wir auch, wie unser Leben noch aussehen kann. „

Illustration: Valerio Vidali

Das Leben spielt sich in diesen Tagen für viele größtenteils in den eigenen vier Wänden ab. Das ist manchmal schlimm, aber auch die Chance, ein paar Dinge anders zu machen. Endlich, endlich, endlich kann man … Von Heike Faller.

Gewalt in der Corona-Krise: Wenn das zu Hause für Frauen kein sicherer Ort ist

xxx Trigger-Warnung: Der folgende Artikel thematisiert Gewalt gegen Frauen und kann belastend und retraumatisierend wirken.xxx

Illustration: © Elif Kücük / ze.tt

In China hat die häusliche Gewalt gegen Frauen durch die Ausgangssperre massiv zugenommen. Auch in Deutschland und Österreich wird damit gerechnet. Welche Maßnahmen es jetzt braucht, erklärt Eva Reisinger.

„So viel wie nur irgendwie möglich zu Hause bleiben. Das ist das Credo der Tage. Wer zu Hause bleibt, kann weniger Menschen anstecken. Während einige Personen nun ihr Leben entschleunigen und sich Zeit für sich selbst nehmen, ist für andere das Zuhause ein lebensgefährlicher Ort.“ 

So überstehen wir die Krise: Im Gespräch mit Therapeutin Lena Kuhlmann

„Die Corona-Krise birgt Chancen. Die Digitalisierung ist unsere Freundin, und wir können ihre Vorteile endlich alle einmal so richtig ausnutzen. Unser Leben entschleunigt sich, wir leben langsamer und bewusster und vor allem im Miteinander. Das sind die Vorteile dieser verrückten Zeit. Dennoch: Die Krise kann auch anstrengend und fordernd sein. Für Menschen, die eh schon seelisch angeschlagen sind, für Menschen, die sich viel sorgen, und für Menschen, die es nicht gewohnt sind, so viel Zeit alleine zu Hause zu verbringen. Die neue Situation verunsichert uns alle. Während der eine à la Marie Kondo durch die Wohnung fegt und seine Energie in den eigenen vier Wänden versprüht, lähmt es den anderen. Wie wird es weitergehen? Wie lange dauert die Krise? Und wie soll ich diese Zeit bloß überstehen?“ Lena Kuhlmann spricht bei Amazed darüber, wie wir die Krise mental überstehen können.

Privacy, what privacy?

Alle überwachen alle und werden dabei überwacht. Innerhalb nur eines Jahrzehnts haben wir den Gedanken an Privatheit scheinbar aufgegeben. Und es kommt noch besser. Willkommen in der „Gesellschaft der Wearables“! Von Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff.

„„Die unüberprüfbare Möglichkeit des Überprüftseins hat entscheidende Prägekraft. Sie prägt die Bevölkerung als ganze,“ schreibt der Technikphilosoph Günther Anders – keineswegs jedoch in einer Zeit, in der man die Smartspeaker von Alexa und Co. stets in Hör-, die nächste Überwachungskamera in Sichtweite weiß. Anders notierte die Zeilen 1958, als in Kalifornien ein paar hundert „Wanzen“ und Fotoapparate zur Überführung von Verdächtigen eingesetzt wurden. Schon in dieser, aus heutiger Sicht minimalinvasiven Form der ‚Überwachung‘ – Anders sprach von „akustischem Hausfriedensbruch“ und einem fotografischen „Eigentumsdelikt: dem Bilderdiebstahl“ – erkannte der Philosoph, dass sich die Privatheit immer mehr auflöse, sukzessive antiquiert erscheine – sogar kriminalisiert werde. Wer solche Praktiken „selbstverständlich“ findet oder verharmlosend antwortet: „But I have nothing to hide“, dem entgegnete Anders bissig, dass dies nicht nur von „erschütternder Dummheit“ und „Gefährlichkeit“ sei, sondern dass „Scham bereits mit Unmoral identifiziert wird; und Schamlosigkeit mit Moral.“  Weiterlesen bei Spex.

„Philanthropist and Microsoft cofounder Bill Gates offers insights into the COVID-19 pandemic, discussing why testing and self-isolation are essential, which medical advancements show promise and what it will take for the world to endure this crisis“:

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Die Encyclopaedia Almanica

Stimmen, Tweets, die über den Alltag in der Migrationsgesellschaft berichten, festhalten, konservieren, auch außerhalb von Twitter verbreiten. Das soll die ‚Encyclopaedia Almanica‚ leisten. Warum sie als ‚Korrektiv in der öffentlichen Debatte um Rassismus, Feminismus, Gesellschaft und Politik notwendig ist‘, erzählt Herausgeberin Amina Aziz anhand von Beispielen aus ihrer eigenen Biografie.

„Biografien wie meine gibt es viele. Doch Geschichten wie meine werden kaum erzählt. Meist sind es die Geschichten von Menschen, die es irgendwie „geschafft“ haben. Geschafft haben, ein bürgerliches Leben zu führen – „trotz allem“.“ Von Amina Aziz für für Heartxwork.com.

 
 
 
 
 
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Margarete Stokowskis zehn Regeln fürs Home Office

„Arbeitskleidung. Man hört recht häufig den Tipp, dass man sich fürs Homeoffice genauso ordentlich anziehen sollte, wie wenn man zum Arbeiten rausgehen würde, aber ich halte diesen Tipp nicht für allgemeingültig. Es kommt drauf an, ob Sie auch nackt seriöse Dinge tun können. Oder in Jogginghose. Ich hab ein oder zwei Radiointerviews nackt gegeben, einfach weil es da ziemlich warm war, oder mit der Redaktion von der Badewanne aus telefoniert, man kann das machen, man sollte dann dabei nur nicht ständig erwähnen, dass man gerade nackt ist, sonst ist man einfach nur ein Creep.“

Hier entlang, bitte!

Auch unbedingt ansehen:
Stokowskis Buch-Tipps während der Krise

 
 
 
 
 
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Kinderleid – und niemand sieht es mehr

Zu Hause aufeinander hocken – für manche Kinder kann es die Hölle bedeuten. Nothelfer kommen kaum noch in schwierige Familien. Ein Report aus Berlin von Karl Grünberg für den Tagesspiegel.

„Plötzlich ist es still in der Leitung. Anja Schauer schweigt, weil sie nicht mehr weiß, was sie jetzt noch sagen soll. Weil es jetzt ist, wie es ist: Alles noch schlimmer, jetzt, wo die Krise eskaliert: mit Corona, mit den geschlossenen Schulen, mit den geschlossenen Kitas, mit den Kindern und ihren Eltern, die zu viert, fünft, sechst, siebt in ihren 50 bis 60 Quadratmeter Wohnungen hocken. Und keiner mehr da ist, der auf die Kinder schaut.“

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