Als ich mir heute Morgen mit an beiden Augäpfeln festgepfropften Kontaktlinsen den Weg gen Küche bahnte, um meiner Lethargie mit einem ordentlichen Schuss Kaffee (den ich in Wahrheit überhaupt nicht gern mag) den Garaus zu machen und mich außerdem mental wieder in den Griff zu kriegen, hielt ich kurz inne, etwa in Esstischhöhe, um einen Moment zu betrachten, was wir uns da während der letzten Wochen eigentlich zusammengewürfelt hatten.
An den Wänden meine ich, auf dem Boden, eigentlich überall, gleich gegenüber der lilafarbenen Wand über der Arbeitsplatte, die der Mann, so denke ich, in einem Anflug von erstem Isolations-Aktionismus kurzerhand in ein exzentrisches „Electric Purple“ getaucht hatte. |
Hier herrscht das reinste Chaos, dachte ich da quietschvergnügt. Gegen diese ganz spezielle Sorte von Durcheinander, die ich nach dem Anbringen erster Bilder und dem Zurechtrücken des Teppichs nun endlich auf mich wirken lassen konnte, habe ich schließlich rein gar nichts einzuwenden. Nur dachte ich so kurz nach meinem 32. Geburtstag, der dem 40. des besagten Mannes übrigens nur einige Tage hinterher hinkt, eben auch:
Fuck, wann sind wir denn eigentlich so groß geworden? Zwar nicht auf die „So benutze doch bitte einen Untersetzer!“-Art, aber dennoch. Der Tisch ist so schwer wie ein Wal, die Lampe ein lang gehegter Traum und die Stühle fanden schon meine eigenen Eltern richtig toll. Nee, das ist keine Studentenbude mehr. Das ist jetzt unser Zuhause – hoffentlich für viele, viele wunderschöne Jahre.
„All the most powerful emotions come from chaos – fear, anger, love- especially love. Love is chaos itself.“ |
Und so kommt es, dass mir das gerade recht häufig passiert. Dass ich irgendwo in unserer Wohnung herumstehe, die Stirn in Falten lege, ein bisschen grüble, mich wundere und trotzdem furchtbar selig bin. Weil ich langsam kapiere, dass ich wohl auf dem besten Wege bin, so richtig anzukommen und zwar obwohl ich doch sonst so laut schrie: Niemals nie, nicht mit mir. Pustekuchen. So sieht das dann also aus, wenn das Leben dich überrascht:
Die Grundausstattung: Wishbone Chairs von Carl Hansen via Design Bestseller, eine rosa lackierte Bank von Ikea, ein Tisch von Jan Kurtz und der Harrison Chandelier von Menu, auch via Design Bestseller.
Wirklich geplant haben wir nichts von alldem und auch kaum etwas bewusst aufeinander abgestimmt. Viel eher sind wir beim Nacheinander-Aussuchen der verschiedenen Zutaten nur einer einzigen Regel gefolgt: Jeder Firlefanz, der hier einzieht, muss uns auch ganz für sich selbst stehend gefallen. Oder zumindest einem von uns. Klingt eigentlich logisch, war für mich aber nicht immer selbstverständlich.
Weil ich nämlich dazu neige, Dinge akribisch genau aufeinander abstimmen zu wollen und dabei schnell das Detail aus den Augen verliere oder faule Kompromisse eingehe, bloß weil das große Ganze dann am Ende vermeintlich ein bisschen harmonischer aussehen könnte. Hang loose, predigte ich ich mir also, als wir ein Bild nach dem anderen an die Wand hämmerten, in Windeseile, seine, Lios und meine, ganz kopflos. Wir pinselten die Eichenbank mit rosa Lack voll, weil darum. Besorgten einen Zebrastreifen-Teppich, weil uns der Sinn danach stand. Und klebten meine alte gelbe Vase wieder zusammen, die vor langer Zeit einer kleinen Tanzeinlage zum Opfer gefallen war. Das war’s, voilà, (fix und) fertig.
Ob unsere Küche auf der anderen Seite wirklich lila bleiben wird, steht noch in den Sternen, taubenblau war sie nämlich auch schon. Vertan hatte ich mich da, eieiei. Nun wechseln wir uns mit der Farbwahl ab, sobald es dem anderen auf den Keks geht, das ist der Deal. Ganz heimlich träume ich also schon von einem kleinen Neon-Experiment. Pink vielleicht? Wir werden sehen. Und ihr auch. Ich halte auch nämlich auf dem Laufenden, versprochen.
Kunst hängt hier übrigens von:
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