Vor einigen Tagen schickte mir ein Freund ein Video, in dem eine britische Mutter ihrer kleinen Tochter mitteilt, dass es wegen Corona erstmal kein Takeaway mehr geben wird. „Du wirst nun Mummys selbstgekochtes Essen essen müssen“, sagt die Mutter und ihre Tochter bekommt einen hysterischen Weinkrampf. Das Video ist lustig und gleichzeitig dürfte es vielen Menschen – und nicht nur Kindern – aus der Seele sprechen. Denn Corona bedeutet:
Es wird viel mehr als sonst zu Hause gekocht, schließlich haben viele Restaurants geschlossen und selbstgekochte Mahlzeiten sind oft billiger als essen gehen oder bestellen. Ich koche auch in normalen Zeiten grundsätzlich viel zu Hause, Home Office sei Dank. Aber dieses spontane essen gehen, wenn mich akute Koch-Unlust befällt, dieses sich einfach irgendwo reinsetzen und etwas leckeres genießen – das fehlt mir schon. Zumal Einkaufen momentan wirklich so rein gar keinen Spaß macht (letztens fuhr im Supermarkt ein älterer Mann mit voller Absicht mit seinem Einkaufswagen seitlich in mich hinein, weil er befand, ich stünde im Weg). Was also tun, um sich zum täglichen Kochen zu motivieren? Ganz klar: sich inspirieren lassen! Denn in der Foodbranche gibt es jede Menge tolle Menschen, die Lust darauf machen, den Kochlöffel zu schwingen oder das Schneidemesser, oder die Gabel, oder oder oder. Hier sind ein paar meiner Favorit*innen. (PS: Fabienne hat außerdem ein paar tolle Rezepte zusammengestellt – persönlich getestet und ganz easy)
Samin Nosrat
Ach, Samin. Ehrlich gesagt bin ich ein bisschen verknallt in sie. Spätestens, seit ich auf Netflix ihre vierteilige Dokuserie Salt Fat Acid Heat gesehen habe, in der sie vor lauter Glück fast in Tränen ausbricht, als sie einen besonders guten Käse kostet. Salz, Fett, Säure und Hitze, das sind ihr zufolge die Elemente guten Kochens und jede*r kann lernen, sie zu beherrschen. Ihre kulinarische Karriere begann Samin Nosrat im weltberühmten Chez Panisse in Kalifornien, wo die Tochter iranischer Eltern sich als Studentin ein Praktikum erquatschte. Der Rest ist Geschichte:
Nosrat arbeitete sich in der Küche nach oben, begann, Kochkurse zu geben, schrieb für verschiedene Medien über Küche und Essen und veröffentlichte 2017 ihren Bestseller Salt Fat Acid Head (wunderschön illustriert von Wendy McNaughton). Nosrat hat einfach dieses gewisse Etwas und vor allem ist sie trotz ihres Erfolgs ganz sie selbst geblieben – eine Frau, die kochen liebt und völlig aufgeregt ist, wenn sie diese Liebe mit anderen teilen kann.
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Anna Jones
Anna Jones zu lesen bedeutet, alles etwas langsamer und sorgfältiger machen zu wollen. Zu kosten, zu riechen, sich Zeit zu nehmen. Zum Kochen, zum Leben. Ihre Karriere begann die Britin in Jamie Olivers Restaurant Fifteen, heute ist sie Guardian-Kolumnistin und Autorin von drei vegetarischen Kochbüchern:
A modern way to eat, A modern way to cook und The Modern Cook’s Year. Jones kocht saisonal, ihre Gerichte haben immer einen besonderen Kniff, etwas, das sie besonders macht. Besonders lecker.
Alison Roman
Wenn die kulinarische Welt in den letzten Jahren einen Star hervorgebracht hat, dann ist es Alison Roman. Die Amerikanerin startete als Rezept-Testerin bei Bon Appétit, heute schreibt sie eine Kolumne für die New York Times und hat zwei Kochbücher veröffentlicht:
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Dining In und Nothing Fancy. Auf Instagram hat sie tausende von Followern, mehrere ihrer Rezepte gingen, sehr ungewöhnlich für Rezepte, viral, und ihre Namen werden deshalb nur noch in Kombination mit dem bestimmten Artikel verwendet: THE Cookies, THE Stews, THE Dip. Ich bin, ehrlich gesagt, gar nicht mal so ein Fan von Alison Romans Rezepten (als Vegetarierin mit leichter Zitrusallergie fallen für mich zwei ihrer liebsten Zutaten, Sardinen und eingelegte Zitronen, flach) – aber ich mag ihre Energie und ihre kompromisslose Haltung zu bestimmten Zutaten (Avocados sind raus).
Nigel Slater
Kann jemand sanfter und schöner über Gemüse schreiben als Nigel Slater? Ich glaube nicht. Slater bringt mich dazu, ähnlich wie Anna Jones, innezuhalten und Kochen als eine Art Meditation zu begreifen.
Der Brite schreibt eine Kolumne für den Guardian (wie so einige auf dieser Liste) und hat zahlreiche Kochbücher veröffentlicht, darunter zwei, die mir besonders gefallen: Greenfeast: Frühling/Sommer und Greenfeast: Herbst/Winter. Die Rezepte darin sind vegetarisch und eher eine inspirierende Sammlung von Idee, was man mit Gemüse machen kann, als fancy Rezepte.
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Meera Sodha
Ich habe mich immer ein bisschen gescheut, asiatisch (im weitesten Sinne) zu kochen, weil mich die vielen Zutaten abschreckten. Dank Meera Sodha aber weiß ich jetzt, wie einfach asiatisch kochen sein kann, wenn man sich anfangs nur die Mühe macht, einen Vorrat bestimmter Zutaten zuzulegen.
Seit einigen Wochen schon koche ich mich durch Sodhas neues vegetarisches Kochbuch Asien vegetarisch und durch Rezepte ihrer Guardian-Kolumne The New Vegan.
Melissa Hemsley
Melissa Hemsley ist ein Teil des außerordentlich erfolgreichen Schwestern-Duos Hemsley + Hemsley. Gemeinsam waren sie und ihre Schwester Jasmine Vorreiterinnen des sogenannten „Clean Eatings“ – weshalb ich mich lange Zeit nicht mit ihnen beschäftigte, mit diesem Konzept kann ich nämlich so gar nichts anfangen. Aber siehe da:
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Irgendwie begann ich dann doch, Melissa Hemsley zu folgen und stellte fest, was für eine wunderbare, lustige und strahlende Frau sie ist (die im Übrigen mit dem Begriff „Clean Eating“ wenig anfangen kann). Ihr aktuelles Kochbuch heißt Eat Happy und tatsächlich wirkt Hemsley immer genau so – happy. Sie hat eine Fülle von Ideen für unkomplizierte Mahlzeiten, die sich schnell zubereiten lassen und keine teuren oder exotischen Zutaten brauchen.
Ruby Tandoh
Ruby Tandoh nahm 2013, mit Anfang 20, an der Kultshow The Great British Bake Off teil, arbeitet heute als food writer und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Letztes Jahr habe ich ihr aktuelles Werk Eat up: Food, Appetite and Eating What You Want gelesen und war verzaubert von der Art und Weise, wie Tandoh persönliche Erfahrungen und Essen mit Gesellschaftskritik zusammenbringt. Ihr geht es darum, Essen zu genießen, ohne alle die Regeln und Vorschriften, die uns von überall her entgegenschallen.
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Pasta Grannies
Ich liebe Pasta und ich liebe Omas – wie also könnte ich die Pasta Grannies nicht lieben! Die Geschichte hinter dem Projekt geht so: Vicky Bennison, die seit einigen Jahren in Italien lebt, stellte fest, dass traditionelle Rezepte und Zubereitungsweisen längst nicht mehr selbstverständlich von Generation zu Generation weitergegeben werden. So geht viel traditionelles Wissen verloren. Was also tun?
Dieses Wissen retten, natürlich! Bennison hat Frauen in allen Regionen Italiens besucht, ihnen bei der Zubereitung von Pasta zugesehen – und die Rezepte mit individuellen Geschichten verknüpft. Ob in ihrem Buch Pasta Tradizionale oder auf ihrem Youtube-Kanal. Ehrlich gesagt könnte ich stundenlang zusehen, wie die verschiedenen nonnas verschiedene Sorten Pasta zubereiten.
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