Sofern es meine Aufmerksamkeitsspanne erlaubt, schaue ich mir abends oftmals einen Film oder eine Dokumentation an, statt mich schon wieder in einer Serie zu verlieren. Manchmal tue ich das bei einem Glas Wein, manchmal in der Badewanne und manchmal auch nur mit einem halben Auge, weil mich die Müdigkeit und der Rhythmus letztlich doch peinlich früh auf dem Sofa einschlafen lassen. Weil ich obendrein auch noch furchtbar wählerisch bin und mit der Auswahl gerne mal Stunden verbringe, führe ich akribisch Listen über all jene Filme und Dokumentationen, die sich gut anhören, um für den richtigen Moment gewappnet zu sein. Acht von ihnen stelle ich euch heute vor. Das Schöne: Es braucht weder Streaming-Dienste noch ein Portemonnaie, denn alle Filme und Dokus gibt es derzeit auf YouTube und in unterschiedlichen Mediatheken zu sehen.
Everything will be fine (Spielfilm, Arte)
„Everything will be fine“ landete ehrlicherweise insbesondere wegen Charlotte Gainsbourg auf meiner Liste, weil ich aber obendrein ein Fan von Dramen bin, machte mich auch der Trailer ziemlich neugierig. Der Film, bei dem Wim Wenders Regie führte, erzählt die Geschichte eines Schriftstellers, der einen Jungen bei einem Autounfall tödlich verletzte und infolgedessen in eine Depression verfällt. „Everything will be fine“ handelt von Schuld und der Suche nach Vergebung, aber auch nach sich selbst.
Verfügbar bis zum 18.04.2020
Egon Schiele (Doku, Arte)
Die Kunst des österreichischen Malers Egon Schiele muss man nicht schön finden, immerhin spielt ästhetisches Empfinden hier eine untergeordnete Rolle. Manch einer beschreibt die verzerrten Darstellungen sogar als verstörend, wohl, weil sie sich weder der Schönheit noch der Harmlosigkeit bedienen. Noch heute gilt Egon Schieles Œuvre als schwer zu entschlüsseln — die Dokumentation ermöglicht einen Blick auf die Hintergründe und Zusammenhänge seiner Kunst.
Verfügbar bis zum 11.05.2020
Das Mädchen Wadjda (Spielfilm, Arte)
„Das Mädchen Wadjda“ der saudi-arabischen Regisseurin Haifaa Al Mansour wurde erstmals im Jahr 2012 bei den Filmfestspielen von Venedig gezeigt und erhielt kurz darauf mehrfache Auszeichnungen. Protagonistin ist das zehnjährige Mädchen Wadjda, das in Saudi-Arabien lebt und von einem eigenen Fahrrad träumt. Weil das Fahrradfahren in ihrer Heimat für Frauen jedoch als „unschicklich“ gilt, „hofft sie vergebens auf die Unterstützung ihrer Mutter“ — von ihrem Traum möchte sie dennoch nicht ablassen.
Verfügbar bis zum 29.06.2020
Paris is Burning (Doku, Youtube)
Zugegeben, „Paris is Burning“ habe ich bereits geschaut und vielleicht sogar an der ein oder anderen Stelle mit euch geteilt. Dennoch möchte ich euch die Dokumentation noch einmal empfehlen, zum einen, weil man hier vieles über Ballroom-Kultur der 80er Jahre, der größtenteils People of Color der LGBTQ-Gemeinschaft angehörten, lernt, zum anderen, weil sie etwa die großartige Netflix-Serie „Pose“ inspirierte. Paris is Burning erschien bereits im Jahr 1991 unter der Regie der Amerikanerin Jennie Livingston und dokumentiert neben der Kultur selbst etwa den Ursprung des Voguings, die unterschiedlichen Häuser, in denen vorwiegend Personen, die aufgrund ihrer Homosexualität verstoßen wurden, Unterschlupf fanden sowie die damals weit verbreitete gesellschaftliche Transphobie.
Verfügbar bis zum: Keine Angabe
Debbie Harry — Atomic Blondie (Doku, Arte)
Mit 12 begann ich, laute Rockmusik zu hören und Frauen wie Patti Smith und Debbie Harry für ihre Musik anzuhimmeln. Klar also, dass die Arte-Doku über die Front-Sängerin der Band „Blondie“ unmittelbar auf meine Watchlist wanderte. „Debbie Harry — Atomic Blondie“ ist das Porträt einer jungen Frau aus New Jersey, „die sich aus Langeweile in das New Yorker Nachtleben stürzte“ und die Musikbranche nachhaltig beeinflusste.
Verfügbar bis zum 27.04.2020
I am Love (Spielfilm, Youtube)
Emma (Tilda Swinton) ist mit einem wohlhabenden Industriellen verheiratet, als ihr das bequeme, großbürgerliche Leben zu langweilig wird und sie beginnt, sich nach Zuneigung, gar Liebe zu sehnen. Eines Tages trifft sie auf den jungen Antonio, einen Freund ihres Sohnes, und beginnt, sich zunächst in seine Kochkünste, dann in ihn zu verlieben. Es folgt eine Affäre getrieben von Leidenschaft — bis ihr Sohn von allem erfährt. „I am Love“ ist ein italienischer Film des Regisseurs Luca Guadagnino und feierte seine Premiere im Jahr 2009 auf den internationalen Filmfestspielen in Venedig.
Verfügbar bis zum: Keine Angabe
Die Afro-Deutsche Geschichte (Doku, Youtube)
Auf die Dokumentation von Victor Odukoya brachte mich Nike und erinnerte mich direkt auch daran, wie viel es noch immer zu lernen gibt. „Die Afro-Deutsche Geschichte“ behandelt kulturelle, aber auch geschichtliche Elemente und wird durch diverse Interviews von Historiker*innen und Autor*innen sowie Erzählungen gestützt.
Verfügbar bis zum: Keine Angabe
Der Islam der Frauen (Doku, YouTube / Arte)
Weil ich, was den Islam betrifft, noch sehr unbelesen bin, landete auch die Dokumentation „Der Islam der Frauen“ aus dem Jahr 2019 auf meiner Watchlist. Die Beschreibung des Senders Arte lautet wie folgt:
„Kann Feminismus islamisch sein? Die Rolle der Frau im Islam löst immer wieder Kontroversen aus. Ist das Kopftuch wirklich ein klares Zeichen der Unterdrückung? Erlaubt der Koran den Männern, über Frauen zu bestimmen und sie zu schlagen? Steht ein modernes Frauenbild im Gegensatz zu den Texten des Korans? Muss sich eine Frau also entscheiden, ob sie gläubige Muslimin oder selbstbestimmte Feministin sein will? Im Film kommen Islamwissenschaftlerinnen zu Wort, für die nicht der Islam oder der Koran frauenverachtend sind, sondern bestimmte Interpretationen und patriarchalische Traditionen. Sie setzen sich für eine geschlechtergerechte Auslegung des Korans ein und versuchen, Religion und Feminismus zu verbinden.“
Verfügbar bis zum: 01.05.2020