Weekend Reads // Über Sex im Shutdown, das „World Hope Forum“ und einen Hilferuf aus Moria

Eine kleine Leseleiste zum Wochenende, die gerne im Kommentarfeld ergänzt werden darf. Damit uns weder Lehrreiches noch Wichtiges oder Schönes entgeht:

Is Covid-19 sponsored by Banana Bread? oder: Die Rückkehr der Hobbies

„Corona macht merkwürdige Dinge mit der Welt. Viele davon sind schrecklich und verheerend, andere unvorhergesehen und überraschend, und manche schlicht und einfach mystisch. In Venedig färben sich die Kanäle wieder blau, Rehe laufen durch Städte – und Menschen fangen an, in ihren Wohnzimmern zu puzzlen. Ja, auch die Hobbies kehren zaghaft zurück in ihren natürlichen Lebensraum.“ Eine Kolumne von Jowa.

 

Krieg gegen die Schwächsten

„Wir sind so müde, die Situation ist die Hölle. Das Boot hat viel Luft verloren, Wasser kommt rein. Wir sterben. Kein Wasser, kein Essen. Einige Menschen haben das Bewusstsein verloren. Bitte rettet uns. Wir sind dem Tode nahe.“

In der Corona-Krise schottet sich Europa immer weiter ab. In Seenot geratene Flüchtlinge und Migranten werden nun gar nicht mehr gerettet. Unfassbar. Eine Kolumne von Andrea Backhaus.

 

Eine Männeridee

Schulen sollen öffnen, Kitas geschlossen bleiben. Das mag virologisch Sinn ergeben, aber es birgt die Gefahr eines sozialen Desasters. Warum kommt das kaum zur Sprache?

„(…)Diese schnellere Ausbreitung des Virus nehmen wir auch mit anderen Entscheidungen in Kauf. Auch die Öffnung der Schulen und des Einzelhandels wird Ansteckungen und womöglich Tote zur Folge haben. Die Fragen sind: Welche Auswirkung hat die Entscheidung auf die Virenverbreitung? Und: Wie wichtig ist die Sache, um derer Willen eine schnellere Ausbreitung in Kauf genommen wird? Eine Antwort lautet: Autohäuser dürfen jetzt auch wieder öffnen.“ Ein Kommentar von Christian Bangel.

 

Schwangerschaftsabbrüche und Corona – „Wir müssen jetzt Frauenleben retten“

„Wir müssen jetzt Frauenleben retten. Wir müssen einen sicheren Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen gewährleisten. Ich befürchte, dass Betroffene sonst in einer ausweglosen Situation nicht mehr weiterwissen und sich selbst etwas antun könnten“ – Kristina Hänel

„Schon unter normalen Bedingungen sind ungewollt Schwangere enormen Belastungen ausgesetzt. Das liegt auch an der restriktiven Gesetzgebung. Wer eine Schwangerschaft beendet, wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft, heißt es im Strafgesetzbuch. Zwar gibt es Ausnahmen, etwa wenn der Abbruch in den ersten zwölf Wochen erfolgt. Rechtswidrig bleibt er. Das stellt auch die behandelnden Ärzte vor große Schwierigkeiten. Dazu kommt die Angst vor radikalen Abtreibungsgegnern, die vor Praxen lauern.“ Ein Beitrag von Anna Fischhaber.

Freundschaft – Ich muss gar nichts

„Ich würde jetzt gern sagen, dass mir nach drei Wochen die Decke auf den Kopf gefallen ist und meine Freundeshunger riesengroß wurde. Aber so war es nicht. Auf manche Freunde kommt langsam ein bisschen Lust zurück, wie bei dieser sexualtherapeutischen Technik, bei der ein Paar sich wochenlang nicht anfassen darf. (…) Aber auf diesen Terminkalender, der mich an jedem zweiten Abend aus dem Haus treibt, auf den habe ich noch immer keine Lust. Und ich frage mich, wie ich für die Zeit nach Corona etwas von meinem neuen Leben beibehalten kann.“ 

Die anderen reden darüber, wie sehr sie in der Quarantäne ihre Freunde vermissen. Und Heike Faller? Ist einfach froh, endlich mal zu Hause bleiben zu dürfen. Hier entlang!

 

Dringender Hilferuf aus dem Moria Camp in Zeiten von Corona

Es ist eine Katastrophe mit Ansage – aber seit Wochen geschieht extrem wenig. Mehr als 20.000 Flüchtlinge hausen im Elendscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos, das einmal für 3000 Menschen ausgelegt war. Ein Ausbruch des Coronavirus in dem Lager würde sehr wahrscheinlich zu einem Massensterben führen. Jetzt richten die Bewohner des Camps einen dramatischen Appell an die Europäische Union und ihre Mitgliedsregierungen sowie die europäische Öffentlichkeit.

Die Flüchtlinge im Elendscamp Moria auf Lesbos fürchten ein Massensterben bei einem Corona-Ausbruch. Der Tagesspiegel veröffentlichen ihren Hilferuf im Wortlaut.
Hier entlang.


Videopodcast: #BesserAlsKrieg:

Hier entlang, bitte!

 

Ernte ohne Grenzen

Die Regierung holt 50 Kinder aus den grauenhaften griechischen Flüchtlingslagern – und 80.000 Erntehelfer. Denn was könnte wichtiger sein, als den deutschen Spargel vorm Verrotten zu retten?

„Ich würde das gern weniger pathetisch sagen, aber leider sind die Zeiten so, dass es um Leben und Tod geht. Zusammenhalt, Solidarität, Disziplin, all das sind die Werte, die jede Politikerin, jeder Politiker jetzt in jede Videoansprache streut. Dumm nur, wenn diese Werte nicht weiter reichen als bis zum eigenen Tellerrand.“ Eine Kolumne von Margarete Stokowski

 

Achso, Sie sind Türkin

Hautfarbe, Herkunft, Religion – all das sollte bei der Wohnungssuche eigentlich keine Rolle spielen. Die Realität sieht anders aus.

„(…) Emine Yilmaz* suchte eine Wohnung für sich und ihre Mutter. Yilmaz ist Juristin, in Deutschland geboren und aufgewachsen. Im Laufe der Wohnungssuche wurde sie regelmäßig auf ihre türkische Herkunft angesprochen. „Als ich mich am Telefon mit den Vermietern unterhielt, schien alles in Ordnung. Dies änderte sich allerdings schlagartig, als ich vor ihnen stand“, sagt sie. Während der Wohnungsbesichtigungen wurde sie immer wieder zum Islam oder ihrer Meinung zum türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan gefragt. „Ich war schockiert über die Tatsache, dass die Menschen ihren Rassismus ganz offen preisgeben. Sie fragten nach meiner Mutter und ob sie ein Kopftuch tragen würde. Sie gaben ganz offen zu, dass sie Kopftuch tragenden Frauen keine Wohnung vermieten würden“, so Yilmaz. Ähnlich wie der Juristin und ihrer Mutter geht es vielen Menschen in Deutschland. Andere werden hingegen gar nicht erst zu einem Besichtigungstermin eingeladen.“ Ein Text von Emran Feroz für fluter.

 

Genossin Spears

 
 
 
 
 
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Britney Spears postet einen vermeintlichen Aufruf zum Generalstreik – und die Netzgemeinde flippt aus. Warum dürfen Pop-Stars nicht mehr einfach nur Pop-Stars sein, sondern müssen als politische Vorbilder taugen? Ein Text von Julia Lorenz.

Sex im Shutdown: Wenn die Situation heiß macht

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Katja Lewina (@katja_lewina) am

„Vor ein paar Wochen war ich bei einem Podcast zu Gast. Thema der Sendung: „Horny“. Meine Reaktion: Lautes Gelächter. Wer sollte bei all der Weltuntergangsstimmung ernsthaft Bock auf Sex haben? Also ich jedenfalls nicht. Ganz anders ging es jedoch meiner Gastgeberin Janina. War sie als Single eigentlich geübt darin, sexuelle Durststrecken einfach mal wegzuchillen, ging sie plötzlich vor lauter Hornyness die Wände hoch. Alles, wirklich alles erinnere sie an Sex. Sogar die Stimme von Christian Drosten jagte ihr beim Hören des NDR-Podcasts einen Schauer über die Haut. Und weit und breit niemand, an dem sie sich abreagieren konnte. Außer an sich selbst, versteht sich.“ Eine Kolumne von Katja Lewina, die außerdem das großartige Buch „Sie hat Bock“ geschrieben hat.

Bei Gewalt gegen Frauen geht es immer um Macht

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Kristina Lunz (@kristina_lunz) am

Triggerwarnung: Dieser Text behandelt das Thema sexualisierte Gewalt.

Ein kürzlich publiziertes „Gedicht“ verherrlicht Vergewaltigungen. Kristina Lunz (Co-founder @feministforeignpolicy) reicht es: Gewalt gegen Frauen darf weder verherrlicht, noch normalisiert werden. Ein Kommentar für Edition F.

 

Goodbye my lover, hello my friend

Die Autorin Jessica Prinz hat sich von ihrem Freund getrennt. Die Prophezeihungen aus ihrem Umfeld, eine Freundschaft mit dem Ex sei nicht möglich, haben sich nicht bewahrheitet. Sie hat zwar einen Partner verloren, dafür einen Freund gewonnen. 

„Mit dem Ex kann/darf/will man nicht befreundet sein, sagen viele in meinem Umfeld. Ich fand die Vorstellung aber immer komisch, dass ein Mensch, der jahrelang der wichtigste in meinem Leben war, der wohl mehr über mich weiss, mich näher kennt als jeder andere Mensch, der meine guten Seiten geliebt und meine schlechten (fast alle) akzeptiert hat, dass dieser Mensch nach einer Trennung nicht mehr Teil meines Lebens sein sollte. Gestrichen – aus dem gemeinsamen Terminkalender, der gemeinsamen Haftpflichtversicherung, den gemeinsamen Plänen. Auf WhatsApp blockiert, aus dem Leben gelöscht. Obwohl seine Nummer für immer in mein Gedächtnis eingebrannt ist. Genauso wie Festnetznummer und Adresse seiner Eltern, der Geburtstag seines Bruders und seiner Schwester, seine Schuh- und, so klischiert es auch tönt, seine Hosengrösse, obschon ich oft nur schon bei meiner eigenen Hosengrösse überfragt bin. All das vergessen? Geht doch gar nicht.“ Ein Text von Jessica Prinz.

 

Über das Wochenbett in Zeiten von Covid-19 (und danach)

 
 
 
 
 
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Symbolbild: #Wochenbett mit einem Geschwisterkind, das weiterhin nicht zur Kita kann. Sowohl der #Mutterschutz war nicht entspannt und auch die Zeit nach der #Geburt wird also weniger erholsam. So ist das wohl. Vor allem aber tut es mir für M. leid, denn sie vermisst den Kontakt zu anderen Kindern und besonders ihren Seepferdchenkurs. Erwachsene sind halt langweiliger. Ich denke gerade besonders an diejenigen, die gerade ein Baby bekommen haben und den Alltag mit größeren Kindern weitgehend allein stemmen müssen, weil das andere Elternteil arbeiten muss. Ich bin sehr froh, dass es für meinen Partner völlig selbstverständlich ist, gleich nach der Geburt in #Elternzeit zu gehen, unabhängig von Corona. Denn ich finde, man sollte die ersten Wochen mit Baby nicht allein sein. Am besten würden Partner*innen analog zum Mutterschutz bezahlt von der Arbeit freigestellt. Denn das schützt die Gesundheit von Baby und Eltern, die sich erholen müssen und deren Alltag anstrengender wird. Die Zeit hilft, sich einzufinden in der neuen Konstellation und Bindung aufzubauen. Wir haben gerade auch eine Luxussituation, weil wir nicht Betreuung und Arbeit (im Homeoffice oder woanders) vereinbaren müssen. Alle Eltern brauchen gute Lösungen, um bei Kräften zu bleiben, ihr Gehalt weiter zu bekommen und #Kündigungsschutz. In der PK von #Merkel und #Söder kam das heute alles nicht vor. Dabei sind Millionen Eltern und Kinder betroffen. Wie viele andere gerade sagen: Es fühlt sich an, als seien wir in den 50ern und Familien existierten nur im Alleinernährermodell. Und #Alleinerziehende werden wir so oft ignoriert. Trotzdem ist dieses Baby und seine großes Schwester auch ein großes Glück, für das ich dankbar bin. Aber #Familienpolitik muss endlich genauso wichtig werden wie Wirtschaftspolitik – denn Eltern sind genauso Teil der Wirtschaft, #Carearbeit ist Teil der Wirtschaft.

Ein Beitrag geteilt von Teresa Bücker (@fraeulein_tessa) am


Hier entlang geht es außerdem zum neuen Ideen-Podcast mit Teresa Bücker.

 

Wie ist das, wenn man den ersten Ausbruch von Herpes Genitales erlebt?

„Die Gynäkologin untersucht mich. Ja, es ist ein bisschen rot. Sie freut sich, dass ich meine Vulva so genau beschreiben kann (z. B. wo das Hymen ist) – ist ja immer noch keine Selbstverständlichkeit. Und dass ich den Unterschied zwischen Vulva und Vagina kenne. Ich bin stolz auf meine feministische Basisbildung. Das Herpes sieht die Gynäkologin nicht. Sie sagt: „Das ist bestimmt Corona, bleiben Sie zu Hause!““

„So begann es: Corona da, Lockdown da, ich auch da (Schweiz), meine Freundin aber dort (Schweden). Also eile ich so schnell wie nur möglich nach Schweden, in die Arme of my Kärleksvän (Liebesfreund*in) – wie es das lesbische Stereotyp halt verlangt. Und da verbringen wir erst mal drei oder vier wunderbare Tage. Der erste fühlt sich immer unwirklich an. Diese Person von meinem Handybildschirm ist nun wirklich real und ich kann sie anfassen. Da ist ein Geruch und da ist eine Falte, wenn sie die Nase rümpft, und da ist ein Körper, der sich in meinen hineinförmelt und aus dem ich mich dann wieder herausschäle.“ Ein fabelhafter Text von Sascha Rijkeboer.

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