Nach der Hochzeit den Namen des Anderen anzunehmen mag zwar die Norm sein, doch immer mehr Frauen* entscheiden sich dagegen. VOGUE hat mit drei Frauen gesprochen, die ihren eigenen Namen behalten haben.
Eine der wichtigsten Fragen im Kontext einer Hochzeit, ist die nach dem Namen. Danach wer welchen tragen, behalten oder abgeben wird. Denn seit der Ehereform 1976 haben vor allem Frauen die Freiheit aus unterschiedlichen Möglichkeiten zu wählen, auch wenn die Gleichrangigkeit der Namen erst danach, und zwar am 1. April 1994 kam.
Dazwischen konnte zwar ein gemeinsamer Familienname gewählt werden, der von der Frau als auch vom Mann, doch wenn keiner von beiden gewählt wurde, war es automatisch der Geburtsname des Mannes, der als gemeinsamer Name eingetragen wurde. Auch das erste Gleichberechtigungsgesetz von 1957 war ein Widerspruch in sich. Einerseits sollte es für Gleichberechtigung unter den Geschlechtern sorgen und andererseits trotzdem den Vorrang des männlichen Geburtsnamens sicherstellen, indem Frauen ihren Geburtsnamen nur behalten konnten, wenn sie ihn dem des Mannes hinzufügten. Anders ging es nicht. Wie so viele Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern konnte auch diese weder gerechtfertigt noch verfassungsrechtlich legitimiert werden, wodurch die Gesetzgebung mehrfach geändert werden musste bis man von Gleichberechtigung reden konnte. Seitdem können verheiratete Paare entweder einen gemeinsamen Familiennamen wählen oder jeweils ihren eigenen Geburtsnamen behalten. Daneben kann auch ein Doppelnamen aus beiden Nachnamen gebildet werden, allerdings nur von einem*einer von beiden und sofern sein*ihr Name nicht der Familienname wird. Die Möglichkeit eines gemeinsamen Doppelnamens gibt es leider nicht.
„Wenn ich darüber nachdenke, warum ich meinen Namen behalten habe, frag ich mich als erstes, warum ich ihn überhaupt ändern sollte.“ |
Katharina, 36
Wenn ich darüber nachdenke, warum ich meinen Namen behalten habe, frag ich mich als erstes, warum ich ihn überhaupt ändern sollte. Während des Medizinstudiums habe ich immer an einen Doppelnamen gedacht, unter dem ich irgendetwas Großartiges entdecken werde. So ein absurd langer Doppelname, nach dem ich eine Zelle benenne, die dann kein Student aussprechen kann. Aber da ich bis zur Heirat noch nichts Großartiges entdeckt hatte und ein Doppelname in unserer Konstellation sehr unpraktisch und lang gewesen wäre, entschied ich mich dagegen. Außerdem hätte auch nur ich ihn tragen können, wodurch wir letztlich auch unterschiedliche Namen gehabt hätten. Wenn es nur um den Namen meines Mannes gehen würde, mal ganz abgesehen von meiner Identität, dann würde ich ihn sogar gerne tragen.
Es ist ein osteuropäischer Name, ganz anders als meiner, aber ich habe ja schon einen und auch wenn ich unter ihm nicht soviel publiziert und mir keinen gesellschaftlichen Ruf gemacht habe, ist er trotzdem mein Name. Ich war schon über 30 als wir geheiratet haben und nur weil wir heirateten, wollte ich meine Identität und meinen Namen nicht aufgeben. Mein Mann auch nicht. Erst als es um den Namen unseres Sohnes ging, fingen wir an zu überlegen und zu diskutieren. Am Ende bekam er meinen Nachnamen und einen osteuropäischen Vornamen. Ich glaube mein Vater hat sich insgeheim darüber gefreut, auch wenn er es niemals zugegeben hätte und mein Mann hat darauf spekuliert, dass unser zweiter Sohn später seinen Namen tragen könnte und das dadurch ein bisschen Gerechtigkeit entsteht: Zwei Kinder und eins trägt den Namen des Vaters und das andere den der Mutter. Doch in Deutschland müssen die Kinder denselben Namen haben. Falls ich doch noch eine Zelle entdecken sollte, werde ich sie nach uns beiden benennen.
„Wenn wir im Ausland unterwegs sind und einen Tisch reservieren, einen Tagesausflug oder ein Hotelzimmer buchen, sind wir konsequent dazu übergegangen, meinen Nachnamen zu benutzen – weil er leichter auszusprechen ist.“ |
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Nicola, 43
Dass ich meinen Nachnamen behalte, wusste ich schon Jahre, bevor ich überhaupt geheiratet habe. Wir waren schon sehr lange zusammen, heirateten spät und ich hatte ein Alter erreicht, in dem mein Name so stark mit meiner Identität verknüpft war, dass ich mir nicht vorstellen konnte, anders zu heißen. Mit dem Beruf und den vereinzelten Veröffentlichungen hatte das nicht soviel zu tun. Natürlich kennt man mich unter diesem Namen, aber wenn ich ihn geändert hätte, wäre das auch kein Problem gewesen. Unter meinen Kolleginnen sind viele, die ihren Namen ändern. Tatsächlich war es das Gefühl: Das bin ich. Unter diesem Namen bin ich aufgewachsen, unter diesem Namen habe ich gearbeitet und habe jahrelang alles mögliche getan und ich will niemand anderes sein. Auch nicht durch einen Namen. Als dann unserer Sohn geboren wurde, war eine der ersten Fragen natürlich, welchen Nachnamen er bekommen wird, seinen oder meinen. Letztlich entschieden wir uns aus zwei Gründen für seinen:
Wegen der Stammlinie und des Vornamens. Die Wahrscheinlichkeit, dass mein Name durch meine Brüder weitergegeben wird, war größer als die bei meinem Mann, der nur eine Schwester hat. Das war ein Argument, das ich nicht ausräumen konnte, auch wenn es letztlich anders kam. Und dann gab es ja noch den Vornamen. Wie bei jedem Kind überlegten wir sehr lange, welcher es sein könnte und da ich bei dem Nachnamen schon nachgegeben hatte, bekam ich das letzte Wort beim Vornamen. Das war der Deal. Dass es letztlich noch drei weitere Kinder und auch drei weitere Gelegenheiten geben würde, einen Vornamen auszusuchen, hatte niemand von uns vorhersehen können und mit der Zeit ist das mit den Namen auch flexibler geworden. Wenn wir zum Beispiel im Ausland unterwegs sind und einen Tisch reservieren, einen Tagesausflug oder ein Hotelzimmer buchen, sind wir konsequent dazu übergegangen, meinen Nachnamen zu benutzen – weil er leichter auszusprechen ist.
„Leider habe ich keine direkten Verwandten mehr und wenn ich meinen Nachnamen aufgegeben und stattdessen den Namen meines Mannes angenommen hätte, wäre er nach einer so langen Zeit einfach verschwunden.“ |
Alma, 26
Wir haben vor zwei Jahren geheiratet und ich behielt meinen Namen, um ihn meiner Tochter weiterzugeben. Es gibt ihn schon sehr lange, ein alter italienischer Name und die Stammlinie dazu ist wie Geschichte, sie ist bis ins Jahr 1620 nachvollziehbar. Leider habe ich keine direkten Verwandten mehr und wenn ich ihn aufgegeben und stattdessen den Namen meines Mannes angenommen hätte, wäre er nach einer so langen Zeit einfach verschwunden. Meinem Mann ging es ähnlich, auch er hat seinen Geburtsnamen behalten. Es hat ihn auch nicht gestört, dass unsere Tochter meinen bekommen wird, schon allein, weil der Name durch seine Verwandten sowieso weitergegeben wird. Sein Vater dagegen sah das zuerst anders. Hätten wir einen Sohn bekommen, wäre er beleidigt gewesen, wenn dieser nicht seinen Namen getragen hätte, aber wir bekamen eine Tochter. Also ging er davon aus, dass sie den Namen sowieso abgeben wird und ab da war es kein Thema mehr.
Übrigens haben meine Eltern dasselbe getan, ich trage überhaupt nicht den Nachnamen meines Vaters, sondern den meiner Mutter. Sie war die erste Frau in der Familie, die nach der Hochzeit ihren Namen behalten und ihn an mich weitergegeben hat.
Warum würdet ihr euch (immer wieder) für oder gegen
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– Dieser Text von Carmen Buttjer stammt aus unserer VOGUE COMMUNITY. Den gesamten Artikel könnt ihr bei der deutschen Vogue lesen. –
Bilder der Collage: © Zoe Kravitz in Alexander Wang & Victor & Rolf Bridal Fall 2020