Da hat man, nichts Böses ahnend, acht Jahre in Wohngemeinschaften gelebt und sieht sich nach einer weniger langen, dafür aber umso strapaziösen Wohnungssuchen damit konfrontiert, die ersten eigenen 50 Quadratmeter einzurichten. Ein wahrer Glückstreffer. Sehr guter Preis, sehr gute Räume, dafür ein paar Abstriche in Lage und Boden aber hey: Ich glaube, aufgeregter war ich lange nicht mehr. Bleibt zwischen eintönigen Pinterest-Pins und keinem Budget für auch nur den kleinsten Design-Klassiker lediglich die Frage: Wie soll mein erstes Zuhause eigentlich aussehen?
Beim Thema Wohnen ist es ein bisschen so wie bei Kindern: Wirklich jeder hat etwas dazu zu sagen, angefangen bei gemachten Fehlern, die es nun zu vermeiden gilt, hilfreichen Kontakten, die Wände malern und Kisten tragen oder jemandem, der Zauberstücke mit Multiplexplatten vollbringen kann, um die siffige Küchensituation irgendwie aushaltbarer zu machen.
Kurzum: Während alle sich liebend gerne das Hirn zerbrechen und beratschlagen, wie schnell es doch gehen würde, wenn alle anpacken, um die 3,5 Meter Wände in weniger als zwei Tagen zu streichen, bin ich maßlos überfordert. Ich warte bis zum 15. der eigentlichen Übergabe und vertreibe mir die Zeit mit Ebay Kleinanzeigen und unglaublich algorythmusgesteuerter Instagram Werbung, bis mir zwischen Tür und Angel immer wieder auffällt, wie viel Geld ich in den nächsten Wochen noch ausgeben muss. Abgesehen davon nämlich, dass man zum neuen Eigenheim tendenziell alles schick und fertig einrichten möchte, bezahlen sich Kaution, Alpina Weiß und neue Klobrillen auch nicht von alleine. GEZ, W-Lan Router, Ökostrom: Alles Sachen, die sich in einem 1-Personen-Haushalt nicht mehr so solidarisch halbieren lassen, wie einst in Studentinnenzeiten. Zum Glück konnte ich meine Kleiderkreisel-Sucht blitzschnell auf Ebay Kleinanzeigen umlenken und habe nun eine Merkliste, die regelmäßiger Kürzungen bedarf, weil man nur 100 Artikel gleichzeitig speichern kann. Hoppla.
Für eine Couch war ich in Henningsdorf, mit der Plexiglas-Leuchte fuhr ich auf dem Rad durch die halbe Stadt. Auch wenn das Teppich-Schnäppchen bis vor die Tür kam, ist mit der ambitionierten Ebay-Suche auch die eine oder andere Anstrengung verbunden – und die Überwindung, nicht doch einen halben Tag vorher noch abzuspringen. Wie viel Commitment für die Verabredung in Steglitz? Entscheiden am Ende Preis, Extravaganz und tatsächliche Relevanz des guten Stücks.
Die bislang größte Challenge: Sich irgendwie vorstellen, dass aus den Möbeln, die einen teilweise seit dem Studium begleiten, irgendwie ein halbwegs erwachsen aussehendes Agglomerat an Wohnungseinrichtung entstehen soll. Ich bin weit davon entfernt, wirklich alles neu kaufen zu wollen, komme aber nicht umhin, an wirklich jedem Möbelstück, das sich aktuell in meinem Zimmer befindet, etwas auszusetzen. Umso besser, dass die finanziellen Mittel knapp sind, und alle Freund*innen mir auch beim günstigsten Kleinanzeigen-Kauf dazu raten, zu warten, bis ab dem 15.07. auch der erste Schwung in der Wohnung steht, damit ich sehen kann, wie alles wirkt.
Auch wenn der Vormieter so nett war, mir seine Waschmaschine für einen fairen Preis abzutreten, schlage ich mich aktuell mit Dingen herum, die bezeichnender für die ersten eigenen vier Wände nicht sein könnten: Wer muss eigentlich weißen, wenn alles weiß, aber verwohnt ist und wessen Verantwortung ist die Küche, wenn sie inzwischen zur Mietsache gehört, aber von der Vor-Vormieterin schon 2004 eingebaut wurde, allerdings nach 1994 aussieht? In meinem Kopf entsteht aktuell ein Traum von Multiplex in Gelb, gepaart mit einem Schwarz-Weiß Kachel-PVC, der die vergilbten Fliesen verdeckt. Ab auf die Rechnung. Ran ans Ersparte, fast ohne schlechtes Gewissen.
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Derweil fällt es mir am schwersten, mich immer wieder daran zu erinnern, dass auch in Zeiten von Instagram-Inspo und entsprechenden Maßstäben auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, auf dem mir schon längst bewusst ist, dass es keinen Eames, keinen Eiermann und keinen Louis Pulsen braucht, um mein ganz privaten Glück zwischen Laminat und Raufaser zu verwirklichen. Da es noch immer wie ein Traum wirkt, tatsächlich bezahlbaren Wohnraum als freischaffende alles und nichts Ausübende gefunden zu haben, übe ich mich in der Genügsamkeit, die ich vor nunmehr acht Jahren aus meiner Heimatstadt ins überkandidelte Berlin nahm.
In den letzten Wochen haben mir mehrere Personen gesteckt, wie gerne sie doch trotz aller Strapazen in meiner Haut stecken würden. „Das erste Mal ganz alleine“, haben sie gesagt, „das ist schon echt was ganz besonderes.“ Dabei hatten sie alle ein wahrhaftes Funkeln in den Augen.
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