Bild: Quotes by Christie. Noch nie haben wir uns im Sommer dazu entschlossen, auf Jane Wayne eine kleine Pause einzulegen. So, wie wir es uns traditionell jedes Jahr um die Weihnachtszeit gönnen. Den Druck rausnehmen und Urlaub ohne schlechtes Gewissen erleben oder hinter den Kulissen werkeln, ohne die Fast Forward-Taste zu drücken. Zwei Wochen lang war es hier muxmäuschenstill und was uns bis vor ein paar Jahren noch völlig absurd erschien, wurde dieses Mal einfach durchgezogen.
Für mich fühlt es sich heute, nach meiner tatsächlich noch längeren Pause von fast vier Wochen, ein klein wenig wie Neujahr an, ohne dass sich die Jahreszahl geändert hat. Zum ersten Mal verspüre ich die Lust, schon mitten im Jahr einen persönlichen Kurswechsel einzuläuten – und mehr denn je auf mich Acht zu geben. Das funktioniert natürlich nur dank dieses fantastischen Teams, das mir den Rücken frei gehalten hat. Aber nötig war es, das weiß ich, weil der Körper mir einen ziemlich expliziten Warnschuss gegeben hat: Einen Hörsturz.
Keine Sorge: Mir geht es körperlich und mental wieder besser bis gut und ich weiß heute sehr wohl, was da aus dem Ruder gelaufen ist: Ich habe mich auf eine schleichende Art und Weise vergessen, steckte in einem Hamsterrad, um es anderen Recht zu machen und konnte nur noch schwer fühlen, was richtig und wichtig für MICH ist.
Zwar predigten Partner, Familie und Freundinnen stets, ich soll mich wegen der Arbeit, dem Leben und den To-Dos nicht verrückt machen, bloß konnte ich all die liebgemeinten Worte nur mäßig verinnerlichen. Es war der Stress, der mich in die Knie zwang. Der Stress in mir, der keinen Weg mehr fand, um abgebaut zu werden, weil ich selbst am strengsten mit mir und zu mir war und es mit Bravur verstand, alles auf mich zu projizieren. Funktionierte etwas nicht so, wie ich es dachte, lag es natürlich daran, dass ich nicht genug dafür tat. Funktionierte etwas bei anderen nicht, konzentrierte ich mich auch hier wieder auf mich und suchte die Schuld bei mir dafür, dass es scheiterte. Alles, aber auch wirklich alles landete in mir und bei mir und wurde ganz selbstverständlich zu meinem Verantwortungsbereich. Egal ob es die Arbeit betraf, meinen Freund, die Kids oder meinen Freund*innenkreis: Ich hatte permanent das Gefühl, nicht genug zu geben, nicht gut genug zu sein und andere permanent zu enttäuschen. Und dabei vergaß ich gänzlich, was ich genau wollte. Corona gab mir wahrscheinlich den Rest: Kreativer, wirtschaftlicher, smarter und innovativer – das war mein eigenes Ziel. Dabei war ich schon ausgelaugter als gedacht und wollte mich nach der Geburt von Otto bloß in das neue Leben einfinden.
Bereits im Januar erkannte ich, was falsch lief: Das Codewort „Fehlende Abgrenzung“ lag auf dem Tisch und ich war mir ziemlich sicher, genau zu wissen, wo das Problem lag. Stimmt auch nach wie vor, bloß sog mich der Strudel aus mitunter selbstproduzierten „Müssens“ ganz schnell wieder in seinen Bann. Heute bin ich wieder ein wenig schlauer und konnte die 4-wöchige Auszeit schon mal recht intensiv nutzen, um viel über MICH nachzudenken. Zwar bin ich mir im Klaren darüber, dass die festgefahrenen Verhaltensmuster nur schwer und sicherlich nicht allein gemeistert werden können, aber ein paar simple und so wichtige Tipps mag ich trotzdem heute schon mal mit euch teilen, denn das passende Kaffeetassen-Zitat flatterte heute auf Instagram um meine Ohren – und das kann sich wirklich jede*r zu Herzen nehmen:
Lee J. Jampolsky
Es ist nicht immer einfach, zu priorisieren, was uns wirklich glücklich im Leben macht, was von Außen erwartet wird, was wir uns mitunter fälschlicherweise aneignen oder was schlicht und ergreifend in uns hineinsozialisiert wurde. Oftmals hilft nur die permantente Auseinandersetzung mit uns selbst, die vielen Gespräche mit anderen aus einem Pool von emphatischen, aber auch kritischen Freund*innen. Was ist wichtig für dich? Wenn du dabei bist, es herauszufinden, dann steh‘ dafür ein! Und das hat nichts mit blankem Egoismus zu tun, sondern mit wahrer und nachhaltiger Selbstliebe.
Reden Reden Reden
Mit dir selbst und mit anderen. Wann immer ich mittlerweile ein mulmiges Gefühl im Bauch habe, wenn es um vermeintliche Erwartungshaltungen anderer geht, suche ich das Gespräch und frage nach. Zu meiner eigenen Überraschung unterstellte ich anderen Menschen nämlich viel zu oft gänzlich andere Denkweisen. Ich war mir wahnsinnig sicher, die Meinung und das Urteil mitunter meiner Liebsten genau zu kennen und wurde so oft eines Besseren belehrt. Reden hilft!
Langeweile lernen
Wir definieren uns so viel über unsere Arbeit, dass wir oft vergessen und verlernen, dass es noch so viel mehr gibt, als das. Klingt total banal und ziemlich logisch, wenn man aber auf einmal in diese auferlegte Pause schlittert, fühlt sich alles etwas orientierungslos an und der Kampf gegen die Verhaltensmuster beginnt. Vor allem, wenn wir es nie anders gelernt haben und unsere Anerkennung oftmals aus unserer Arbeit herausholen. Ich musste nicht nur lernen, dass nicht-arbeiten nicht mit Langeweile gleichzusetzen ist, ich musste außerdem annehmen, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, nur weil ich nicht ultraproduktiv bin.
Wir haben in den vergangenen zehn Jahren solch ein berufliches Tempo hingelegt, dass ich mir anfangs wahnsinnig bescheuert dabei vorkam, an einem Montagvormittag einfach spazieren zu gehen oder zu verstehen, dass eine Mittagspause auch mal länger als eine halbe Stunde gehen darf. Ein Irrsinn, aus dem das Herausklettern irgendwann richtig Spaß gemacht hat!
Grenzen kennenlernen
Noch bis vor wenigen Jahren habe ich mir nachts die Stunden am Rechner um die Ohren geschlagen. Weil es ging, weil ich es konnte, wollte und ja, auch weil ich es musste. Das schaffe ich heute nicht mehr. Und das ist OK. Ich kann nicht den ganzen Tag alles sein und abends auch noch. Irgendwann ist die Batterie leer. Das klappt vielleicht irgendwann wieder, aber gerade ist nach 20 Uhr die Luft raus. Und das ist auch nicht schlimm.
Überinterpretiere nicht, sondern halte dich an Fakten!
„Ist sie jetzt sauer?“, „Mist, wie meint er das?“. Whatsapp, du gemeiner Hund! Wie oft ging es mir schlecht, weil ich dachte, dass… . Quatsch mit Soße, wie ich vor allem durch Nike lernen konnte, die mir oft dabei half, aus meinen Verhaltensmustern auszubrechen und mir mit wunderbaren Ratschlägen beiseite stand. Halte dich an die Fakten, mahnte sie. Und auf einmal überinterpretierte ich nicht mehr so viel, sondern hielt mich an das, was dort stand oder was gesagt wurde. Ich musste lernen, dass mein Kopf oftmals gleich die Schuld-Schublade öffnen wollte, statt nachzufragen: Fragen wie: „Ist irgendwas passiert?“ helfen mir sehr, mögliche Misskommunikation zu entlarven und alles gleich auf mich zu projizieren oder ein größeres Fass aufzumachen. Ich halte mich zunehmend an Fakten und kann mich so viel besser abgrenzen. Sollte jemand ein Problem mit mir haben, dann bitte gern kommunizieren. Alles andere versuche ich immer öfter von mir fernzuhalten.
Nikes Erinnerung aus unserem Editor’s Letter.
Bleibt immer wieder stehen. Fragt euch, was euch wirklich glücklich macht. Und was unglücklich. Ändert, justiert oder kommt zur Ruhe. Auch wenn gerade alles ein klein wenig anstrengender ist als zuvor, kann das Leben so wundervoll sein. Ich jedenfalls möchte wachsen, Verantwortung tragen, aber mich nicht länger erschlagen fühlen. Vor allem aber möchte für Jane Wayne zurück sein, von euch lernen, mit euch gedeihen und so viel mehr mit euch gestalten.