Vergangenen Samstag endete die (digitale) New Yorker Modewoche und hielt so ganz ohne Marc Jacobs, Proenza Schouler, Telfar, The Row oder Pyer Moss nur noch wenige Namen bereit, die ich mir — abends auf meinem Sofa — anschaute. Während ich meine Highlights bereits zeitnah in meinen Instagram Stories kundtat, habe ich mir noch einmal die Zeit genommen, euch meine ganz persönliche Crème de la Crème der Spring Summer 2021 Kollektionen aus New York auf einen Blick zusammenzufassen:
Sandy Liang |
Zur Show: Sandy Liang kreiert von Nostalgie inspirierte Kollektionen und auch in diesem September erinnerten die simplen Tank Tops mit Cutouts, Fleecejacken, Miniröcken und leicht ausgestellten Stoffhosen an jene Ära, die zuweilen von Grunge und schlichten Schnitten geprägt war. Während der Pandemie zog es die Designerin zurück in ihr Elternhaus nach Queens, wo sie die Kollektion in ihrem Kinderzimmer skizzierte und nähte. Brooke Bob, Vogue US Autorin, beschrieb die Kreationen zuletzt als eine Art „Greatest Hits“.
Davon gab es reichlich: Cutouts, 90s-Referenzen, Fleecejacken.
Möchte ich mir immer wieder anschauen: Alle Fleecejacken, um zu ergründen, ob ich mich endlich mit ihnen anfreunden kann.
Würde ich tragen, wenn: Ich alte Filme aus den 90ern schaue.
Eine Frage, die ich mir stelle: Werden wir unsere Jacken und Cardigans je wieder klassisch zuknöpfen? I don’t think so! Künftig knöpfe ich wohl also nur noch den obersten Knopf zu.
Mein Favorit: Die schwarze Hose mit rosafarbenem Top (inklusive Cutout), wahlweise mit Layering à la Look #1.
Eckhaus Latta |
Zur Show: Statt eines Soundtracks hörte man den Lärm vorbeifahrender Züge, eine Jogging- und Spazierroute nahe des New Yorker FDR Drives wurde zum Laufsteg: Möglichst unspektakulär sollte die Präsentation der Eckhaus Latta SS21 Kollektion werden und dabei vielmehr den Anschein vermitteln, die Models würden einen Spaziergang mit ihren Freund*innen machen, wie Mike Eckhaus in einem Interview nach der Show sagte.
Davon gab es reichlich: Strick in den schönsten Variationen (etwa mit Cutouts, als Kleid, als Pullover, als Hose, gestreift, gerippt, bunt und unifarben).
Möchte ich mir immer wieder anschauen: Die grippte Schlaghose (Look 16) und den vielleicht schönsten Pullover mit Cutout-Elementen (Look 15).
Würde ich tragen, wenn: Ich meinen morgendlichen Kaffee trinke, während im Hintergrund „Ordinary Life“ von Kristen Barry läuft.
Eine Frage, die ich mir stelle: Sollten Modenschauen nicht viel häufiger an öffentlichen Plätzen stattfinden?
Mein Favorit: Das kurze Strick-Kleid von Look 17 oder auch: alles mit Ripp-Strick.
Peter Do |
Zur Show: Eigentlich hätte die Kollektion bereits im vergangenen Juni in Paris präsentiert werden sollen, stattdessen entschied sich der New Yorker Designer Peter Do dazu, seine Kreationen kurz nach der New Yorker Modewoche in Form eines IGTVs — inklusive fantastischer musikalischer Auswahl — zu zeigen. Die Taschen der Kollektion entstanden übrigens in Zusammenarbeit mit dem italienischen Label Medea.
Davon gab es reichlich: Gedeckte Farben, Lederlooks, locker geschnittene Hemden und Blazer (sowie „Ahhhhs“ und „Ohhhhs“ meinerseits).
Möchte ich mir immer wieder anschauen: Die gesamte Kollektion, am liebsten rauf und runter. Peter Do ist einer meiner absoluten Favoriten.
Würde ich tragen, wenn: Ich einen Spritz trinke, auf dem Sofa sitze, einkaufen gehe, durch den Park spaziere, überteuerten Kaffee in Mitte kaufe und mich danach über mich selbst ärgere − jeden einzelnen Tag. Ohne Wenn und Aber.
Eine Frage, die ich mir stelle: Wie viele Looks kann ich mit meinem eigenen Kleiderschrank nachstylen? Und: Warum sehen bei Peter Do selbst weiße „ripped“ Jeans fabelhaft aus?
Collina Strada |
Zur Show: Als „trippy and weird and wildly“ beschrieb Brooke Bobb das Video, mit dem Collina Strada ihre SS21 Kollektion präsentierte. Tatsächlich hätte man die rund 11 Minuten, in denen ein wunderbar diverser Cast sowie 3D Animationen vor einem bunten, virtuellen Traumland zu Musik von Angel Emoji tanzten, liefen und sprangen, nicht treffender beschreiben können. Das Mantra: Change is Cute.
Davon gab es reichlich: Hosen, die an Maison Margielas Graffiti Pants oder an den bemalbaren Teddybären „Doodle Bear“ der 90er Jahre erinnerten.
Möchte ich mir immer wieder anschauen: Den wohl diversesten Cast aller Modewochen, etwa Emily Barker, West Dakota, Kathleen McCain Engman und Alva Claire.
Würde ich tragen, wenn: Ich jemals eine eigene Farm eröffnen sollte oder glaube, meinen farblosen Kleiderschrank kompensieren zu müssen.
Eine Frage, die ich mir stelle: Werde ich es je schaffen, das gesamte „Change is Cute“ Video mit Ton zu schauen? Und: Werden es andere Modehäuser und Designer*innen je schaffen, einen annähernd diversen Cast wie Collina Strada zu präsentieren?
Mein Favorit: Look 36 − wenn mein nächster Corona-freier Sommerurlaub nicht ganz genauso aussieht, bin ich enttäuscht.