Gerade habe ich mir den altrosafarbenen Pouf, der eigentlich in der Küche herum steht, mit einem präzisen Ruck unter die Kniekehlen schieben lassen, um in vorbildlicher Stufenlagerung den unteren Rücken zu entlasten und in der Waagerechten ein paar Zeilen zu tippen – ganz freiwillig natürlich, denn eines haben wir inzwischen ja gelernt: Die Zeit der Reife ist mehr als Jean Paul Sartres Dokumentation der Selbstverwirklichung. Vielleicht ist sie heute sogar das Gegenteil davon. Nämlich die Bewusstwerdung darüber, dass Liegenbleiben in gewissen Momenten viel zuträglicher ist als das ständige gehetzt sein von der Annahme, man müsse irgendetwas bewirken oder erschaffen.
Ich muss da etwa an das folgende Buchzitat Jean Pauls denken: „(…) er litt unter der uralten eintönigen Empfindung des Alltäglichen: umsonst wiederholte er sich die Sätze, die ihn früher begeisterten: ‚Frei sein. Sein eigener Seinsgrund sein, sagen können: ich bin, weil ich es will; mein eigener Anfang sein.‘ Das waren leere, schwülstige Worte, aufreizende Worte eines Intellektuellen.“
Will heißen: Einfach mal locker machen, das tut der Seele gut. In Krakendokus versinken statt im Feuilleton. Was mich gerade sonst noch begeistert? Bildschöne Banalitäten und leichte Kost, die gerade deshalb alles andere ist als dumm:
1. Mein Lima Sweater von Gimaguas: |
Ich bin großer Fan der beiden spanischen Schwestern Sayana und Claudia, die für ihr kleines Label Gimaguas mit unterschiedlichsten NGOs und Manufakturen aus der ganzen Welt zusammenarbeiten. Neu im Shop ist derzeit unter anderem der in Spanien gefertigte Lima Sweater, der von nun an auch mich durch den Herbst begleiten wird. Nein, Pardon: Durch hoffentlich viele, viele Herbste.
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2. Gemütliche Abende mit sehenswerten Filmen: |
Ich habe wirklich ein Gedächtnis aus der Tonne, wenn es um Filme geht. Es passiert sogar, dass ich große cineastische Klassiker ein zweites Mal schaue und erst sehr spät bemerke: Kenne ich ja schon. Deshalb kann ich eigentlich nur zeitnahe, laienhafte Tipps abgeben. Knives Out hat mir aber wahnsinnig gut gefallen. Ja, wirklich sehr.
Enola Holmes hingegen würde ich als eher mittelmäßig, aber unterhaltend bewerten, ein solides Programm für einen faulen Abend auf dem Sofa, an den man ohnehin nicht allzu große Ansprüche hegt. Zutiefst beeindruckt bin ich dennoch, denn: Millie Bobby Brown, 16 Jahre jung (wir kennen sie aus „Stranger Things“) spielt die Hauptrolle der kleinen Schwester von Sherlock Holmes wahnsinnig phantastisch und machte sich mit diesem Film außerdem zur jüngsten Produzentin Hollywoods:
3. Experimentieren mit Keramiplast: |
Ich habe neulich festgestellt, dass es kaum etwas Aufmunterndes gibt als Besuch, der Keramiplast mitbringt und sich nicht zu schade ist, gleich eine Weile mit zu kneten. Töpfern für Dummies, könnte man dazu auch sagen, denn man braucht ja eigentlich nichts hierzu, außer die eigenen Hände. Noch nicht einmal eigene Ideen. Die kommen nämlich ganz von selbst, wenn man den Knet-Ton schließlich zwischen den Fingern warm werden spürt. Meine Spezialität: Die Kerzenhalter-Wurst.
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4. Interior–#Shrooms: |
Ich hatte an dieser Stelle bereits über den fulminanten Aufstieg psychedelischer Einrichtungsgegenstände und auch Kleidung sinniert – und kann mich von dieser Faszination keineswegs freisprechen. Im Gegenteil. Erst vergangene Woche habe ich, weil die Gelegenheit günstig war, diesen uns sehr wohl bekannten Laden namens „Depot“ besucht, der ungefähr genau gegenüber der Praxis meines Orthopäden mit allerlei zumeist überflüssigen Firlefanz lockt – und natürlich wurde ich erst fündig und dann schwach, weshalb ich nach wenigen Minuten mit zwei weißen Deko-Mushrooms von dannen zog. Je ne regrette rien.
5. Bücher mit Badeschaum: |
Dass ich ein Buch mit nur einem Haps verschlungen habe, ist mir ewig nicht passiert. Mit Adeline Dieudonnés „Das wirkliche Leben“ (lasst euch da nicht vom schrecklichen Cover in die Irre führen!) war es dann aber so weit. Von vorn bis hinten durchgelesen, in einem Rutsch, während ich längst verschrumpelt in der Badewanne lag und immer mal wieder heißes Wasser dazu fließen ließ. Herrlich war das. Und die Zeit vergessen habe ich dabei auch. Als nächstes auf der Liste: Alle Hunde Sterben von der bahnbrechenden Cemile Sahin:
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6. Tier-Dokus wie „Mein Freund der Kraken“: |
Während sich gestern Abend hoffentlich das gesamte Land der viel besprochenen Dokumentation Rechts. Deutsch. Radikal. hingegeben und aus ihr gelernt hat, war ich noch eine ganze gerührte Weile damit beschäftigt, einem Kraken dabei zuzusehen, wie er blitzgescheit durch sein südafrikanisches Gewässer gleitet, einen Hai an der Nase herumführt, Freundschaft mit einem Forscher schließt und schließlich zu einem der schlauesten Wesen wurde, über das ich je gestaunt habe:
7. Kleine und große Spiegel: |
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Obwohl ich mich gar nicht so häufig im Spiegel betrachte, wie ihr vielleicht annehmen mögt, komme ich seit geraumer Zeit nicht umher, sie ohne zu murren als vollwertige Dekorationsobjekte anzuerkennen. Na klar ist auch Gustaf Westman Schuld daran, aber dieses viel kleinere, scharfe Teil hier von & Klevering entzückt mich gerade doch mindestens genau so sehr.
8. Meine Tutti Frutti Kette von Et Toi Paris: |
Ich schweige und schwärme im Stillen wie eine echte Gentlefrau. Nur so viel: Wer generell zu wenig Obst isst, sollte sie stattdessen vielleicht wirklich lieber am Hals tragen.
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9. Eine Wundermuschel im Glas: |
Ihr seht sie auf dem Startbild. Ist sie nicht schön? Was eigentlich als schneller Party Gag auf der kleinen Geburtstagsfeier meines Sohnes herhalten sollte (eine seiner drei „allerbesten Super-Freundinnen“ hatte sie als Geschenk dabei), sollte schließlich zum einstündigen Badewannen-Hit werden. Als die Koralle aus der Muschel emporwuchs, wurden die Kinderaugen riesig. Meine aber auch! Wir ließen sie erst in ein kleines Glas umziehen, dann in ein größeres und schließlich in diesen Wasser-Krug, wir gaben ihr einen Namen, suchten nach einem festen Platz, an dem sie fortan für hoffentlich immer stehen würde und fanden, dass eigentlich jeder so eine Wundermuschel zu Hause haben sollte.
10. Vögel auf dem Balkon. |
Auf die Gefahr hin, dass ich euch mit meiner Vögelei langsam aber sicher auf die Nerven gehe, möchte ich diesen letzten Moment des Beitrags dennoch nutzen, um auch die Letzte oder eben den Letzten davon zu überzeugen, einfach mal reinzuhören in diesen genialen Podcast, der mir sogar ein neues Hobby verschafft hat. Sogar 50 Vogelkarten habe ich mir zugelegt – zur Freude des Kindes, das selbige nun zusammen mit mir auswendig lernt. Nächste Woche, wenn ich mich hoffentlich wieder ein bisschen besser bewegen kann, wollen wir übrigens endlich den Balkon vogelfreundlich gestalten – mit bestem Futter und Wassertränke.
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