Cate Blanchetts Transformation zu Bob Dylan, Reese Witherspoons Oscar-gekrönte Performance als June Carter und Diana Ross als Billie Holiday – diese 10 Musikdramen wollen wir jetzt sehen.
Die Rhythmen eines Musik-Biopics können tröstlich vertraut sein: ein/e talentierte/r PerformerIn aus bescheidenen Verhältnissen schafft es entgegen aller Wahrscheinlichkeiten, feiert seinen/ihren Durchbruch und steigt zum Star auf, nur um im grellen Scheinwerferlicht seinen Kampf fortzusetzen. Auf einen Absturz folgt in der Regel die Wiedergutmachung, unterbrochen von mitreißenden Live-Auftritten, überwältigenden Studio-Sessions, Anflügen von Rock’n’Roll-Hedonismus und einem Soundtrack, der Sie auf jeden Fall dazu bringt, nach dem Abspann das Repertoire des/der KünstlerIn genauer zu erkunden.
Die Formel hat sich für viele aktuelle Veröffentlichungen als lukrativ erwiesen, darunter “Bohemian Rhapsody” (2018) über Queen-Frontmann Freddie Mercury, das weltweit mehr als 900 Millionen US-Dollar (über 800 Millionen Euro) einbrachte. Kein Wunder also, dass derzeit eine Vielzahl neuer Filme über Musik-Ikonen in Aussicht ist, darunter Baz Luhrmanns Elvis-Biopic mit Austin Butler in der Hauptrolle, Jennifer Hudson als Aretha Franklin unter der Regie von Liesl Tommy und Lucy Boynton in der Rolle der Marianne Faithfull in einem 1960er-Drama von Ian Bonhôte. Vor ihrer Veröffentlichung lassen wir einige Klassiker des Genres noch einmal Revue passieren.
Filme über Musiker und Musikerinnen: 10 Biopics, die wir jetzt schauen
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1. “Lady Sings The Blues” (1972) über Billie Holiday
Eine Musiklegende spielt eine andere in Sidney J. Furies Ode an die gefeierte Jazzsängerin, mit der Diana Ross ihr Leinwanddebüt gab. Sie ist bezaubernd als junge Holiday, eine Haushälterin in einem Bordell, die überfallen wird und in die Prostitution gerät, bevor sie Nachtclubsängerin wird. Sie schlängelt sich in Perlenkleidern mit Blumen im Haar durch die Ballsäle und ist eine Sensation, ihre beste Arbeit entstammt jedoch der Tragödie, die sie umgibt. Es ist eine heikle Charakterstudie, die Ihnen das Herz brechen wird.
Am 18. Dezember scheint zudem „Billie“ auf Netflix:
2. „Nashville Lady” (1980) über Country-Sängerin Loretta Lynn
Wie wurde eine verarmte Vierfach-Mutter aus dem ländlichen Kentucky von einem Show-Act in örtlichen Honky-Tonks zur Königin der amerikanischen Radiosender? Mit Kampfgeist, Entschlossenheit und der Stimme eines Engels, so Michael Apted, der diese sanftmütige Dramatisierung ihres Lebens inszeniert. Die brillante Sissy Spacek verkörpert Lynn mit Leichtigkeit, an ihrer Seite leistet ihr Tommy Lee Jones als ihr Ehemann Unterstützung, ein früher Fürsprecher, der ihr eine Gitarre kauft. Es ist eine Freude, ihr und ihren warmen, volkstümlichen Melodien, die sie zu einem Star gemacht haben, zuzusehen und zu hören.
3. “Tina – What’s Love Got to Do With It?” (1993) über Tina Turner
Angela Bassett und Laurence Fishburne liefern die Performances ihrer Karrieren als Tina und Ike Turner in Brian Gibsons Portrait über die stürmische Ehe des Musikduos. Nach einem Treffen in St. Louis beginnt sie, mit seiner Band zu singen, aber ihre Beziehung wird missbräuchlich, sobald ihr Ruhm den seinen in den Schatten stellt. Sie kommt jedoch darüber hinweg und wird zu einer Ikone der Unverwüstlichkeit – eine Soul-Legende, die die Scheidung einreichte, Solistin wurde und dadurch zu einer der meistverkauften MusikerInnen aller Zeiten.
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4. “Ray” (2004) über Ray Charles
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Was Herkunftsgeschichten betrifft, so ist die des Erfolgspianisten eine für die Ewigkeit: Auf einer Plantage in Florida aufgewachsen, verliert er im Alter von sieben Jahren sein Augenlicht, Jahre nachdem er seinen Bruder ertrinken sah. Sein musikalisches Talent rettet ihn und er beginnt in einer Nachtclub-Band zu spielen – und der Rest ist Geschichte. Unter der Regie von Taylor Hackford ist Jamie Foxx in der Titelrolle elektrisierend, er übernimmt die Gewohnheiten und Eigentümlichkeiten des Sängers und fängt gleichzeitig sein Charisma, seinen Witz und seine schiere Willenskraft ein.
5. “Walk The Line” (2005) über Johnny Cash
Im Mittelpunkt von James Mangolds bittersüßem Drama über den Country-Musiker steht die düstere, gefühlvolle Darstellung von Joaquin Phoenix. Vom Tod eines geliebten Bruders heimgesucht, übersetzt er seine Qualen in das Schreiben trauriger Balladen, dank denen er schließlich auf Tournee geht. Dort trifft er die bezaubernde June Carter (Reese Witherspoon in einer Performance, die ihr einen Oscar bescherte), und ihre aufblühende Romanze schenkt ihm Kraft, selbst als er dem Drogenmissbrauch erliegt. Sein Schmerz ist roh, seine schließliche Genesung triumphierend und die Details der Zeit – von den alten Reisebussen bis hin zu Carters 60er-Jahre-Garderobe – exquisit.
6. “La Vie en Rose” (2007) über Édith Piafs
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Mit bleistiftdünnen Brauen, kirschrotem Lippenstift und einem zotteligen Bob verwandelt sich Marion Cotillard vor unseren Augen in die französische Ikone in Olivier Dahans melancholischer Hommage an ihr Genie. Durch eine Reihe nichtlinearer Erinnerungen sehen wir sie als Kind, das auf den Straßen von Paris für Groschen singt, bis schließlich ein Nachtclubbesitzer Gefallen an ihr findet. Der Erfolg folgt, aber er ist von einer Tragödie durchzogen: der Mord eines Mentors, verlorene Liebe und ihre kränkelnde Gesundheit. Trotz alledem bleibt ihre Musik so magisch wie eh und je.
7. “I’m Not There” (2007) über die vielen Gesichter des Bob Dylan
Todd Haynes stellt die traditionelle biografische Struktur mit dieser mitreißenden Saga, in der sechs SchauspielerInnen verschiedene Iterationen der lebenden Legende darstellen, auf den Kopf: Cate Blanchett, Ben Whishaw, Christian Bale, Heath Ledger, Richard Gere und Marcus Carl Franklin. Das Ergebnis ist eine schwindelerregende Tour de Force, expansiv in ihrem Umfang und reich an Anspielungen, die Licht auf einen Künstler wirft, der immer noch auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft ist.
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8. “Control” (2007) über Joy-Division-Frontmann Ian Curtis
Dieses Juwel war das Spielfilmdebüt von Fotograf und Musikvideo-Regisseur Anton Corbijn und handelt von der Post-Punk-Band und ihren gebeutelten Leadsänger, gespielt von dem beeindruckenden Sam Riley. In stimmungsvollem Schwarzweiß gedreht, zeigt es Curtis‘ Übergang vom schlaksigen Schuljungen zum Headliner bis zu seinem Selbstmord im Jahr 1980. Er leidet unter epileptischen Anfällen und steht zwischen zwei Frauen – seiner Ehefrau (Samantha Morton) und einer Journalistin (Alexandra Maria Lara). Begleitet von den Hits der Gruppe und dank Corbijns sorgfältigem Auge für Komposition, ist der Film jedoch eher schön als dass er düster ist.
9. “Straight Outta Compton” (2015) über die Hip-Hop-Pioniere von NWA
Drei der Gründerväter des Gangster-Raps – Eazy-E (Jason Mitchell), Dr. Dre (Corey Hawkins) und Ice Cube (O’Shea Jackson Jr., der seinen eigenen Vater spielt) – stehen im Mittelpunkt von F. Gary Grays explosivem Filmhit. Der Film verfolgt den Aufstieg der Hip-Hop-Gruppe NWA aus den 1980ern, die das Subgenre mit ihren freimütigen Texten über Gewalt und Polizeibrutalität populär machte. Vor dem Hintergrund der Rodney-King-Aufstände in Los Angeles ist es eine erschütternde Studie über Diskriminierung, Ambition, Ausbeutung durch die Industrie und Kunst als Mittel des Widerstands.
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10. “Rocketman” (2019) über den Aufstieg Elton Johns
Dexter Fletchers Musical-Film ist eine fantasievolle Adaption der Lebensgeschichte des britischen Superstars. Gespielt vom virtuosen Taron Egerton, dreht er sich um einen idealistischen jungen Mann, der nach Anschluss sucht – ein Wunderkind am Klavier, dessen zufällige Freundschaft mit dem Lieddichter Bernie Taupin (Jamie Bell) zu einer Reihe an Kooperationen führt, die die Charts erobern. Ein Wirbelwind aus unvergesslichen Bühnenauftritten, extravaganten Kostümwechseln und einer durch Drogen befeuerten Abwärtsspirale, die Elton schlussendlich aber auf den Weg der Besserung bringt.
VOGUE COMMUNITY– Dieser Text von Rhadika Seth wurde zuerst bei der deutschen Vogue veröffentlicht – |