Und noch mehr gute Bücher im November.

25.11.2020 Buch

Seit ich weiß, was fomo bedeutet, nämlich dank meiner kleinen Schwestern, leide ich permanent darunter, vor allem in Sachen Büchertisch. Es ist ja wirklich so, dass ich nie, niemals alles lesen werden kann, was ich gerne lesen würde, so viel Kapazitäten haben ich überhaupt nicht, weder zeittechnisch betrachtet noch mental, denn oft kippe ich abends einfach nur schlaftrunken um, völlig fertig vom Alltag, und schnarche mit offenem Mund.

Deshalb denkt bitte nicht, ich hätte all diese Schinken hier längst verschlungen, so ist es nicht. Die folgenden Bücher habe ich aber alle in etwa zu 3/4 durch und kann sie euch schon jetzt wärmstens ans Herz legen. Ich hatte sie ohnehin längst im Herbst Spezial empfohlen, aber vielleicht ist es ja wem durch die Lappen gegangen (und sagt mal: so sehr ich mich über „Schreibtisch mit Aussicht“ auch freue, so sehr ich es feiere, so verärgert bin ich auch über die konsequente Verwendung des generischen Maskulinums, das macht mich beinahe irre beim Lesen):

1. Ungebunden von Malin Lindroth
2. Unziemliches Verhalten von Rebecca Solnit 
3. Writers & Lovers von Lily King
4. Sexismus von Susan Arndt
5. Alle Hunde sterben von Cemile Sahin
6. Die Kunst sich zu verlieren von Rebecca Solnit
7. The Body Issue von Female Photographers.org
8. Schreibtisch mit Aussicht von (HG.)Ilka Piepgras 

Jetzt aber kommen wir zu einer Handvoll Neuerscheinungen, die in der Novemberliste auf keinen Fall fehlen dürfen. Schreibtisch mit Aussicht hat mich regelrecht gefesselt, auch, weil sich hier viele kleine Essays aneinanderreihen und je nach Gusto ausgewählt werden können, kreuz und quer. 

Alle anderen Bücher, das solltet ihr wissen, habe ich noch nicht einmal angefangen, aber: 

Ich kann es kaum erwarten sie in meinen Händen zu halten. Elif Shafak ist meines Erachtens nach eine der besten Literatinnen des Planeten – zuletzt verschlang ich ihr Werk „Unerhörte Stimmen“ quasi in einem Atemzug. Es muss atemberaubend sein, auch laut Kritiken.

En Herz für Benjamin von Stuckrad-Barre habe ich seit „Panikherz“ ohnehin und auch in seinem Interview mit Tennis-Profi und Autorin Andrea Petkovic war er wieder sau sympathisch, nahbar und klug. Zusammen mit Martin Suter bringt er nun  Alle sind so ernst geworden auf den Markt und wenn selbst Sybille Berg sagt, dass wir dieses Buch lesen sollten, dann glaube ich das gern.

Burnt Sugar ist für den Booker Prize 2020 gelistet und außerdem ein Tipp meiner guten Freundin Teresa und Teresa liegt wirklich nie daneben. 

Mary Gaitskills Bad Behavior. Schlechter Umgang habe ich in der Auslage meines Lieblingsbuchladens entdeckt, was mich schwer neugierig stimmte – offenbar zu Recht. Gaitskill sorgte mit diesem Klassiker in den 80er Jahren für Furore und gilt seither als Vorbild etlicher Autorinnen. 

Rose werden ist ein ursprünglich dänischer Gedichtband, der nun im unabhängigen und ebenso großartigen wie wohl kuratierten Nord Verlag erschien und, das kann man so sagen, wohl für Größeres bestimmt ist. Olga Ravn ist nämlich nicht nur die Autorin dieser Lyrik, sondern auch Mitbegründerin der „Hekseskole“, einer feministischen Hexenschule. Hallo, wie aufregend. Ich muss Rose werden lesen, lieber heute als morgen. 

Bleibt noch Stefanie Sargnagels Coming of Age Roman Dicht, den ich euch vor allem deshalb nicht vorenthalten will, weil er in meinem Instagram Feed rauf und runter empfohlen wurde. Ich tippe mal auf: Bitterböse.

Nun aber das Wichtigste: How to be an Antiracist von Ibram X. Kendi. Lest und verschenkt dieses Buch, immerzu. Wir sind Teil des Problems, also müssen wir auch Teil der Lösung sein.

 

 

Elif Shafak – Schau mich an
Übersetzt von Gerhard Meier

Die Frau ist so dick, dass sie überall angestarrt wird. Auch ihr Geliebter, ein Kleinwüchsiger, zieht die Blicke auf sich. Doch während sie sich vor der Welt verstecken möchte, drängt er ins Licht – um jeden Preis. „Schau mich an“ ist eines der ungewöhnlichsten Werke von Elif Shafak: eine humorvolle, tragische und Jahrhunderte überspannende Erkundung dessen, was es heißt, andere anzublicken und angeblickt zu werden.

Die Spiegel-Bestsellerautorin Elif Shafak spielt mit den Vorstellungen von Schönheit und Hässlichkeit, als wären sie Zauberwürfel, und erschafft damit eines ihrer ungewöhnlichsten Werke: eine humorvolle und tiefgreifende Erkundung dessen, was es heißt, zu schauen und angeschaut zu werden.

 Avni Doshi – Burnt Sugar
(shortlisted for the Booker Prize 2020) 

„I always smell like milk now. Like milk, shit and vomit.“ 

In her youth, Tara was wild. She abandoned her loveless marriage to join an ashram, endured a brief stint as a beggar (mostly to spite her affluent parents), and spent years chasing after a dishevelled, homeless ‚artist‘ – all with her young child in tow. Now she is forgetting things, mixing up her maid’s wages and leaving the gas on all night, and her grown-up daughter is faced with the task of caring for a woman who never cared for her. This is a love story and a story about betrayal. But not between lovers – between mother and daughter. Sharp as a blade and laced with caustic wit, Burnt Sugar unpicks the slippery cords of memory and myth that bind two women together, and hold them apart.

(HG.) Ilka Piepgras – Schreibtisch mit Aussicht

Schreiben ist harte Arbeit, das gilt unabhängig vom Geschlecht, und es ist Synonym für allerhöchste Konzentration. Bislang sind Werkstattberichte von Frauen rar. Dieses Buch versammelt nun erstmals Beiträge über die Schnittstelle von Leben und Kunst. Mal ergreifend und offenherzig, mal pragmatisch und wirklichkeitsnah reflektiert jeder Text auf eigene Art weiblichen Schöpfergeist und räumt mit überholten Schriftstellerinnen- Klischees auf. Was bringt Schriftstellerinnen dazu, zu schreiben? Womit kämpfen sie im Alltag, was beflügelt sie, was lässt sie dranbleiben? Dieses Buch feiert die Vielfalt und Größe schreibender Frauen.

Mary Gaitskill – Bad Behavior. Schlechter Umgang
Übersetzt von Nikolaus Hansen

Endlich wieder auf Deutsch – das Kultbuch, das heute Vorbild für eine neue Generation von Autorinnen ist: Mary Gaitskills Storys sorgten in den achtziger Jahren für eine Sensation. Wie ein Komet schlug ihr Debüt in der New Yorker Literaturszene ein, so schonungslos ehrlich sind ihre Geschichten über die geheimsten Wünsche und Sehnsüchte ihrer Figuren. Ein faszinierender Einblick in die wahren Nachtseiten der Großstadt.

Olga Ravin – Rose werden
Übersetzt von Alexander Sitzmann

Der Gedichtband Rose werden von Olga Ravn ist, wie die Autorin selbst sagt, ein „Heartbreak-Buch über die totale und herzzerreißende Einsamkeit“. Es ist ein Buch über Liebe, Krankheit und Verlust. Ein Gedichtband, der davon handelt, einem Menschen mit einer schlimmen Krankheit sehr nahe zu sein. Davon, am Ort der Liebe auszuharren, obwohl die Liebe zerbrochen ist. Davon, Poesie in einer Welt zu schreiben, in der es scheint, als sei die Sprache der Liebe abgenutzt worden. Indem Ravn das klassische, klischeebehaftete Bild der Rose fast zwanghaft wiederholt, entsteht ein meditativer Rhythmus, der alles andere als klischeehaft ist. In 160 fünfzeiligen Gedichten entsteht eine insistierende poetische Wiederholung, die an die Anagramm-Gedichte von Unica Zürn erinnert. Doch anders als bei Zürn handelt es sich bei Ravns Gedichte um minimalistische Texte, die Traumwelt, Krankheit und Liebe in einem surrealistischen Werk verbinden.

Vorbestellen im Nord Verlag.

Stefanie Sargnagel – Dicht
Aufzeichnungen einer Tagediebin

Die kindliche Doris mit ihren zwei Mäusen kam auch immer mal wieder vorbei. Sie erzählte Sarah und mir, dass sie schwanger sei, seit mehr als einem Jahr habe sie ihre Regel nicht mehr. Sie meinte, ein Menschenkind brauche ja nur 9 Monate, um geboren zu werden, deshalb sei sie sich ziemlich sicher, dass es ein Alien werde. Möglicherweise aber auch ein Engel. Ein Engel sei auch daher wahrscheinlich, weil ihr nämlich vor zwei Wochen im Flex einer erschienen sei. Wir trauten uns nicht zu fragen, ob sie etwa ungeschützten Sex mit einem Engel hatte und schauten stoisch ihren Mäusen beim Durchdrehen zu.»

Stefanie Sargnagel hat eine Form des Erzählens gefunden, die lustig und brutal ist, eigensinnig und populär. Hier legt sie ihren ersten (beinahe klassischen) Coming-of-Age-Roman vor.

How To Be an Antiracist von Ibram X Kendi

Ibram X. Kendi – How to be an Antiracist
Übersetzt von Alina Schmidt

»Das bisher mutigste Buch über Rassismus im westlichen Denken.« – The New York Times

Die gute Nachricht ist, dass wir uns in jedem Moment dafür entscheiden können, antirassistisch zu handeln. Denn »rassistisch« und »antirassistisch« sind keine festgeschriebenen Identitäten, und wir können unsere Haltung jederzeit ändern. In seinem »New York Times«-Nummer-1-Bestseller behauptet Ibram X. Kendi, Historiker, Professor an der Boston University, Schwarz, auch von sich selbst, früher Rassist gewesen zu sein. In seinem so brillanten wie mitreißenden Buch zeigt er anhand der eigenen Geschichte, dass Neutralität im Kampf gegen Rassismus keine Option ist: Wir sind in unserer Ignoranz so lange Teil des Problems, bis wir Teil der Lösung werden und aktiv antirassistisch handeln. Kendi entwirft ein grundlegend neues Verständnis von Rassismus – was er ist, wo er sich verbirgt, wie er zu identifizieren ist und was wir dagegen tun können. Denn wir sind entweder rassistisch oder antirassistisch, dazwischen gibt es nichts. Es reicht deshalb nicht, kein Rassist zu sein, wir müssen alle Antirassisten werden.

Martin Suter & Benjamin von Stuckrad-Barre – Alle sind so ernst geworden

»Lesen Sie dieses Buch, es wird Sie entspannen.« – Sibylle Berg

»Was genau machen Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre da eigentlich? Sie retten unsere Gegenwart für die Zukunft, indem sie so zärtlich, scharfkantig und neugierig auf sie schauen, als sei sie längst Vergangenheit. Eine mitreißende Archäologie des Jetzt.« – Florian Illies

Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre unterhalten sich über: Badehosen, Glitzer, Äähm, Hochzeiten, LSD, Teufel, Gott, Madonna, Arbeit, Ibiza, Kochen, Rechnungen, Siri, Fotos, Mundharmonika, Geldscheine, Verliebtheit, Wiedersehen.

Hier vorbestellen.

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