Pretend it’s a City: 3 Zitate von Fran Lebowitz, die mich glücklich machen.

18.01.2021 Film, Gesellschaft

Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals mehr Nachrichten bezüglich einer Dokumentation bekommen zu haben, allesamt begeisterter Natur, ganz so, als ginge es gar nicht anders, als müsse man Pretend it’s a City gesehen haben – aber nicht, um bloß mitreden zu können, sondern aus der tiefen Überzeugung heraus, dass etwas von dieser Mini-Serie hängen bleiben wird, dass sie wichtig sein könnte – für einen selbst. Oder mindestens gut tut.

Weil New York sehnsüchtig stimmt, weil Erzählungen lebendig werden, weil Regisseur Martin Scorsese sich dauernd über seine Freundin Fran Lebowitz kaputt lacht, auf die ansteckendste Art und Weise, weil man sich ertappt fühlt und dann wieder verstanden, weil man als Zuschauer*in selbst permanent aus Latschen kippt – wegen der Dichte an klugen Gedanken, die Fran Lebowitz zu Punch Lines zusammenzusetzen weiß. 

Was die Autorin, Beobachterin und Weggefährtin zu sagen hat, ist noch nie gefällig gewesen. Das mag daran liegen, dass Lebowitz per se keine Menschenfreundin ist. Vielleicht ist sie aber auch einfach eine der wenigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, der schon immer egal war, ob die anderen sich an ihr stoßen. Denn ja – wer sehr viel (nach)denkt, wird mitunter auch sehr wütend.

 
 
 
 
 
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„Die Wut kommt daher, dass ich keine Macht habe, aber lauter Meinungen“, sagt Fran Lebowitz irgendwann in „Pretend it’s a city“. Und macht mich damit wohl zum Fan auf Lebenszeit.

 

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Das Portrait von Martin Scorsese über seiner Freundin Fran Lebowitz, das beinahe ausschließlich aus Gesprächen besteht, ist auch eine Hommage an die Stadt New York, aber nicht nur. Sie erinnert uns zudem daran, was es bedeutet, ehrlich zu sein – mit sich selbst und der Umwelt. Dass es okay ist, nicht gleicher Meinung zu sein. Dass es gut ist, auch mal Kontra zu bekommen. Sich reflektieren zu müssen und über sch selbst lachen zu können. Dass wir also aufhören sollten, permanent durch Zustimmung gefallen zu wollen. Und dass man eben auch ein guter, netter Mensch sein kann ohne anderen am laufenden Band in den Hintern zu kriechen.

Drei Zitate der lebenden Legende Fran Lebowitz haben mich deshalb besonders glücklich gemacht. Hurra!, dachte ich da. Endlich sagt’s mal wer. 

 

1. Über Guilty Pleasures:

Ich will gar nicht wissen, wie oft ich schon irgendetwas von Guilty Pleasures gefaselt habe als ich jünger war, aber auch jetzt noch. Vegetarische Currywurst eingelegt in eine ganzen Schale Majo, dumme Serien, freche Bücher, Cola zum Frühstück, LSD am Wochenende, Domino-Steine aus Marzipan, Youtube-Compilations von Jackson Teller – alles irgendwie verboten oder verpönt. Zum schämen eben. Bis Fran schließlich um die Ecke bog, um den Beisatz „guilty“ ein für alle mal aus unserem Wortschatz zu streichen. Auf dass sich alsbald auch das Empfinden wandeln möge. Pommes! Pleasure! Hurra! Die Macht der Worte ist schließlich nicht zu unterschätzen.

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von NIKE VAN DINTHER | JANE WAYNE (@nikejane)

[typedjs]I think it’s unbelievable that there’s a phrase such as ‘guilty pleasure.’ Unless your pleasure is killing people. My pleasures are absolutely benign, by which I mean, no one dies. No one is molested. No, I don’t feel guilty for having pleasure. We live in a world where people don’t feel guilty for killing people. People don’t feel guilty for putting babies in cages at the border. I should feel guilty, for what? For having two bowls of spaghetti? (...) Your bad habits can kill you. But your good habits won't save you."[/typedjs]

2. Über (Extrem-)Sport:

Ein Wintertag, irgendwann im Jahr meiner Trennung von einem Extremsportler. Zitternd und mit dem Geschmack meiner überschwappenden Magensäure im Mund klammerte ich mich an die Haltegriffe der schwingenden Gondel, in der sich ein paar Sportlerfreunde des Extremsportlers lachend von einer Seite zur anderen schmissen und nicht begriffen, dass ich kurz davor war, Gewalt anzuwenden, weil mit Höhenangst nunmal nicht zu spaßen ist. Ich schielte auf den Boden, versuchte ruhig zu bleiben und antwortete ein paar Minuten lang nichts weiter als: Nein. „Findeste nicht geil den Kick?“ – Nein. „Warste auch noch noch nie Bungee-Springen?“ – Nein. „Ja, aber hast du nicht das Bedürfnis, dich zu challengen?“ – Nein. „Noch nie an deine körperlichen Grenzen gekommen?“ – Nein! „Fehlt dir nicht was im Leben?“ – Doch! Aber Sport ganz sicher nicht. Als ich das folgende Zitat Fran Lebowitz vernahm, dankte ich dem Universum. Ich schrieb ordentlich mit und schickte Frans Gedanken dem Ex, der, seit wir nicht mehr über Gleitschirme reden müssen, ein dicker Freund geworden ist. Plötzlich verstand er. Weil endlich jemand ganz simpel zusammen gefasst hatte, was ich nie in Worte zu packen vermochte: Mein Leben ist echt Challenge genug. 

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Fran Lebowitz Appreciation (@franlebowitzfan)

[typedjs]"I hate sports. (...) Why do people do these things? People want to challenge themselves. This is a big thing that people say all the time: ‘I want to challenge myself.’ These challenges are fake! Climbing a mountain is a fake challenge. You don’t have to climb a mountain. There are many things that people have to do and should do, that they don’t do, because they’re scared to do or because they’re bad at it—those are challenges. A challenge is something you have to do. Not something you make up. […] I find real life challenging enough. If I get to the dry cleaners without having a huge fight, that’s challenging enough.” [/typedjs]

3. Über Talent:

Ich kann euch gar nicht genau sagen, weshalb mich dieses Zitat so glücklich macht. Ich glaube, es lässt mich loslassen. Einsehen, dass ich über manch ein Talent einfach nicht verfüge, dass ich mein eigenes, individuelles Talent vielleicht finden, aber niemals erzwingen kann. Und gleichzeitig zeigt es, wie kostbar Talent ist. Was für ein wahnsinniges Wunder geschieht, wann immer Talent sichtbar wird. Es ist eines der ganz großen Mysterien, die niemals käuflich sein werden. Und ein Geschenk, das dir, einmal entdeckt, niemand mehr nehmen kann.

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Lori DeBlois (@ldeblois)

[typedjs]"The main thing writers need, or painters or any other kind of artist, is talent. And the great thing about talent is that it is the one thing, that is absolutely randomly distributed throughout the population of the world. You cannot learn. You know, you can not inherit it. You can't. It's not genetic. It's just sprinkled like sand around the world and it could come up anywhere."[/typedjs]

Noch mehr gute Quotes, diesmal nicht mitgeschrieben,
sondern zusammen gesucht aus dem Internet:

 

 
 
 
 
 
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„If you can eat it, it’s not art. If you can say ‚I’ll have that and a cup of coffee,‘ it’s not art.“

„As far as wanting to go places, I can’t believe people do it for fun. When I’m in airports, and I see people going on vacations, I think, How horrible could your life be?

“Hanging around is very important,” she says. “Do you know what artists sitting around talking and smoking and drinking is? It’s called the history of art.”

„[Little children] are the least annoying [group of people], because they are the least likely to tell you something you’ve heard a million times. They’re not yet filled with clichés. They’re more original than adults.“

„I am absolutely, a hundred percent, incapable of throwing a book away…. To me, a book is really the closest thing to a human being.“

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