Ich habe mir in meinem Leben schon so oft vorgenommen, mich endlich um mich zu kümmern und Self-Love wie ein Themenfeld auf meiner Agenda ganz weit oben zu platzieren. Ich habe mir Produkte gekauft, um mir mehr Zeit nur für mich einzuräumen und um neue Pfade der Achtsamkeit zu bestreiten – und scheiterte trotzdem. Ich kann mich gut um andere kümmern, bloß vergesse ich mich dabei ständig selbst ist einer dieser Sätze, der viel zu oft meinen Kopf verlässt. Dabei ist er völlig verdreht und priorisiert falsch: Wir müssen uns erst um uns selbst kümmern, um die Energie zu haben, uns für andere Menschen einzusetzen. Aber Pustekuchen: Auf gewohnten Wegen widmen wir uns stattdessen unseren viel zu hohen Ansprüche und haben dabei nur wenig Nachsicht mit uns selbst. Und eigentlich müsste ich es längst besser wissen, schließlich scheiterte ich in der Vergangenheit schon viel zu oft an meinen eigenen Maßstäben, die ich so weit oben garantiert niemals bei anderen Menschen ansetzen würde. Warum aber tun wir uns das an? Die Ziele höher zu stecken, als überhaupt möglich, meine ich. Immer nach rechts und links zu schauen, um im Vergleich mithalten zu wollen? Warum beziehen wie Negatives so oft auf uns selbst, halten uns klein und machen uns fertig? Warum nur?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, obwohl ich wünschte, eine schlaue Antwort darauf zu haben. Eines kann ich euch nur sagen: Es geht ganz vielen Menschen so. So zweifelt jede*r Zweite auf der Welt mehr an sich, als dass er oder sie an sich glaubt. Rund 35 Prozent fühlen sich aktuell niedergeschlagen oder deprimiert und 48 Prozent der Menschen in Deutschland geben an, dass sie sich oft glücklich verhalten, um anderen zu gefallen. Das zumindest ergab eine Studie des führenden Marktforschungsunternehmen Ipsos, das von The Body Shop im vergangenen Jahr beauftragt wurde, um aufzuzeigen, welche Relevanz und Aufmerksamkeit das Thema Self- Love in unserer Gesellschaft verdient.
22000 Menschen aus 21 verschiedenen Ländern nahmen Ende des vergangenen Jahres an dieser Umfrage teil. Blicke ich dabei in mein persönliches Umfeld, geht es auch hier gerade sehr vielen Freund*innen wirklich nicht besonders gut. Und dass, obwohl die Meisten von ihnen wohl ganz sicher zu den Privilegierteren in der Krise zählen. Trotzdem ist das alles natürlich nachvollziehbar: Die Pandemie-bedingten Umstände, diverse Lockdowns und Präventionen, um sich vor einer Corona-Virus-Erkrankung zu schützen, und damit einhergehende Mehrbelastungen dieser Leistungsgesellschaft schlagen mit voller Wucht auf unsere Gemüter und machen krank – ganz unsichtbar, dafür aber mit voller Härte.
Gesellschaftliche Kontakte und Beziehungen konzentrieren sich seither, und wahrscheinlich stärker als je zuvor auf die sozialen Medien, die diesen Begriff in ihrer wortwörtlichen Übersetzung oft schon gar nicht mehr verdienen. Stattdessen treffen unsere angeschlagenen Gemüter auf Hass, Neid oder sozialen Ausschluss. 51 Prozent der befragten Menschen aus ebenjener Studie gaben an, dass sie sich oft mit anderen vergleichen. Und wir sind längst nicht mehr verwundert. Hand aufs Herz: Wann löste ein Instagram-Bild zuletzt bei euch negative Gefühle aus? Führte zu Vergleichen und ließ ein richtig schlechtes Gefühl bei euch zurück?
Auch ich muss mich immer wieder an MICH erinnern, um nicht verloren zu gehen und im Strudel der zigtausenden Meinungen um mich herum wahnsinnig zu werden und meinen Fokus zu verlieren. Über die vergangenen Jahre landete enorm viel Druck auf meinen Schultern, den ich wirklich und wahrhaftig fühlte, den ich mir aber eben auch vor allem selbst machte. Das Wort „Abgrenzung“ bekam eine ganz neue Dimension für mich und wurde zu einer Art ständiger Erinnerung, um nicht immer aus dem ersten Impuls heraus alles auf mich zu beziehen. Es gelingt mir nach wie vor nicht immer hervorragend, aber so wie es mit dem Älterwerden nun mal ist, lerne ich auch hier Schritt für Schritt dazu. Was das mit Self-Love zu tun hat? Eine Menge. Irgendwann ging es nämlich um die eigene Wertschätzung als Mama, Geschäftsfrau, Redakteurin, Partnerin und auch als Freundin. Ich musste behutsam lernen, dass ich genug bin, und noch mehr: das ich wirklich und wahrhaftig ziemlich OK bin. Vielleicht nicht immer 100 prozentig lehrbuchmässig handele, aber dass ich je nach Energielevel immer die beste Version von mir sein will.
Ein neues Learning, das ich seit zwei Monaten versuche zu verinnerlichen, ist mein persönlicher Selbstschutz: Behutsamer Medienkonsum und Abstand haben mir tatsächlich sehr dabei geholfen. Jane Wayne füllt enorm viel Zeit meines Tages, meine Kinder natürlich ebenso: Vor allem seit Corona, stecke ich in einem Leben aus Slots und machte mich zuletzt unendlich verrückt, vor allem auf Instagram nie genug zu geben, zu sein und zu (re)präsentieren. Das bedeutet nun nicht, dass ich mich hier fern halte, keine relevanten, kritischen oder gar politischen Inhalte mehr rezipiere, ich schütze mich nur auch hier wieder, indem ich meinen Social Media Slot gerade bewusst kleiner als sonst halte und nicht gleich alles ungefiltert auf mich projiziere und panisch werde, um nicht auszubrennen und zu resignieren. Das klingt im ersten Moment schrecklich unsolidarisch, weil ich mich aus manchen Bereichen als privilegierte Person herausziehen kann, ist aber für mich gerade die einzige Möglichkeit, um nicht gänzlich wahnsinnig zu werden. Ich weiß dabei selbst nicht, wie so viele Kolleg*innen es um mich herum schaffen, vermeintlich alles zu meistern, aber ich kriege es gerade tatsächlich nicht besser hin.
Ich brauche diese Abgrenzung gerade also sehr, um weiterhin offen für Kritik zu bleiben, mehr zu lernen, mehr zu verstehen, mehr zu respektieren und tagtäglich meinen Horizont zu erweitern: Im richtigen Leben und in den sozialen Netzwerken. Ich will zuhören, diskutieren, innehalten, ehrlich mit mir sein, Fehler sehen, laut sein, leise sein und meine Energie auch in der Wirklichkeit nicht verlieren. Die Tage hier sind schwer ausgefüllt und ich könnte wieder mehr von allem sein, könnte mich wieder von all den Erwartungen, meinen Erwartungen, auf meinen Schultern erdrückt fühlen, aber ich schütze mich gerade vor dem zu viel. Weil ich nicht anders kann und mir schlicht und ergreifend so viel Zeit fehlt. Aber auch, weil ich eben nicht nur Verantwortung für mich trage, sondern auch einen kleinen Familienapparat, der nicht gerade wenig von meinen Batterien verbraucht. Weil zwei kleine Menschen auf mich als Vorbild schauen.
Ich weiß, dass auch wieder andere Tage folgen werden, dass ganz viel Aktivität zurückkehren wird, aber jetzt hier im April 2021 ist es mein kleiner Beitrag für mich, für mein Self-Love-Level. Ich bin gerade sehr OK mit mir, wohlwissend, dass eben mehr geht, Kritik daran geäußert werden kann und ich in einer sehr privilegierten Position stecke. Das ist nicht mein Anspruch fürs Leben, aber jetzt gerade ist es, wie es ist. Und ich bin ausnahmsweise mal fein damit, statt wieder und wieder an mir selbst herumzuzerren.
Ich kann euch in diesem Zusammenhang das Buch „Radikale Selbstfürsorge“ von Svenja Gräfen wirklich nur ans Herz legen, weil es uns auf ganz wundersame Art und Weise abholt und Begrifflichkeiten wie „Self-Care“ oder „Self-Love“ endlich irgendwie richtig greifbar macht. Eine Sache hat mich beim Lesen mit Stolz erfüllt: Ich betreibe schon richtig „radikal Selbstfürsorge“, um mich selbst mehr und mehr zu lieben. Was für ein Meilenstein in meinem Leben, ihr glaubt es nicht!
Wie Svenja vortrefflich schreibt, geht es darum, sich ein Stückchen Macht und Hoheit über sich selbst zurückzuholen. Und das tut wahnsinnig gut. Ich will wieder richtig mit mir connecten, achtsam mit mir sein und für andere blühen, aber erst einmal muss ich mir selbst die Atemschutzmaske anziehen, bevor ich sie für andere hervorkrame, wenn ihr versteht, was ich meine. Eine kleine, vermeintliche Selbstverständlichkeit, die lange Zeit wirklich so gar nicht selbstverständlich war.
Jeder Act of Self-Love ist ein direkter Akt der Rebellion gegen eine Gesellschaft, die möchte, dass wir an uns selbst zweifeln. Deshalb hat sich The Body Shop mit Expert*innen und Aktivist*innen zusammengetan, um kleine Hilfsmittel, Self-Love-Tipps und Ratgeber zur Verfügung zu stellen, die uns dabei helfen sollen, unsere eigene Reise zu verstehen und zu beginnen. Und genau die könnt ihr hier nachlesen. THE BODY SHOP möchte andere inspirieren zu 1 MILLION ACTS OF SELF-LOVE in einem Jahr. Alles was dich auf dem Weg zu mehr Self-Love unterstützt ist ein ACT OF SELF-LOVE – egal ob groß oder klein: Das Lesen eines interessanten Artikels zum Thema, der Besuch eines Workshops/Seminars oder das Teilen deiner persönlichen Story. Alle können Teil der Self- Love Bewegung werden!
Gemessen werden die ACTS OF SELF-LOVE durch das Kampagnen-Hashtag: #SelfLoveUprising
The Body Shop setzt sich seit seiner Gründung 1976 aktiv für gesellschaftlich relevanten Themen – allen voran Frauenrechten – ein. Dabei ist die unternehmenseigene Ansicht von Feminismus allumfassend, und unterstützt alle Menschen, die sich als weiblich identifizieren, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Gesellschaftsschicht, Fähigkeiten, Sexualität, Alter und Körperformen. Das Thema Self-Love ist ein spezieller Aspekt, der 2021 in den Fokus gestellt werden soll. Schon früh erkannte Anita Roddick, Gründerin von The Body Shop, die Bedeutung von Selbstwertgefühl im Kampf für eine gerechtere Welt. Somit rief sie damals bereits aktivistische und provokante Kampagnen ins Leben, um unrealistische Schönheitsideale kritisch zu hinterfragen.The Body Shop ist sich seiner Verantwortung bewusst: Kein Photoshoppen der Fotos, sondern Zelebrieren von Diversität und wunderschönen, einzigartigen Körpern. Dabei soll es aber nicht bleiben, denn mit dem gewonnen Wissen der Studie will The Body Shop weiter an sich arbeiten – vor allem im Bereich Marketing und Produkt – und wird im Prozess die Learnings und Fortschritte teilen. Tabus sollen gebrochen werden, Themen wie Mental Health oder Social Media sollten in einen offenen, gesellschaftlichen Diskurs gebracht werden, um aufzuklären. The Body Shop hat es sich zur Aufgabe gemacht langfristig die Hürden zur Selbstliebe zu überwinden – bei ihnen selbst, im Unternehmen, der Schönheitsindustrie und der Welt.Ziel ist es, in einem Jahr weltweit 1 Millionen Taten der Selbstliebe zu verbreiten und gemeinsam diesen positiven Wandel voranzutreiben. |
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Verschiedene Faktoren bestimmen, ob jemand ein starkes Self-Love-Gefühl genießt: Meinungen, die Menschen von sich haben – Selbstwertgefühl, Selbstachtung, Selbstvertrauen, Zufriedenheit, Beziehungen zu anderen, Kontrolle über das Leben, Wohlbefindens.
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Self-Love-Gefühl = Kämpfen, die Schönheit in sich selbst zu sehen.
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Der Body Shop Global Self-Love Index kombiniert Messgrößen wie z.B. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Belastbarkeit, externe Bestätigung und Kontrolle – mit dem Ziel zu verstehen, wie sie sich zu Self-Love zusammenfügen.
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Ein niedriger Indexwert zeigt weniger,ein höherer Wert zeigt mehr Self-Love an.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Thema weltweit definitiv noch ausbaufähig ist – so lag der durchschnittliche Wert bei nur 53 auf einer Skala von 0-100.
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Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick:
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Unter 35-Jährige in Deutschland: 37% fühlen sich oft ängstlich, 42% machen sich übermäßig viele Sorgen, 41% haben kein Interesse und 35% fühlen sich niedergeschlagen oder deprimiert.
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Wer Social Media mehr als 2 Stunden am Tag nutzt, ist eher der Meinung, dass Schönheit mit Größe und Form zusammenhängt (50% im Vergleich zu 20% der Nicht-Nutzer).
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64% der Social-Media-Nutzerstimmen zu, dass sie sich „oft wünschen, ihr Körper wäre anders“.
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Minderheiten haben eher einen niedrigen Wert für Self-Love, mit einem Index von 45 im Vergleich zu 58 bei Menschen, die keiner Minderheit angehören.
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43 % der Menschen mit Behinderungen befinden sich in den untersten 25% der Self-Love-Scores. LGBTQ+ Menschen, haben ebenfalls niedrigere Self-Love-Scores.
Hier könnt ihr mehr über die Studie von The Body Shop erfahren.
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