Aus alten Dingen Neues kreieren und Vorhandenes umdenken: Das Konzept des Upcyclings zieht sich nicht nur durch heimische DIYs, sondern auch durch die Modebranche und fand seinen Weg dank Maison Margielas Recicla (Recycling meets Replika) sowie Marnis Patchwork-Kollektion aus Lederresten bereits auf die ganz großen Laufstege dieser Welt. Was für Designstudent*innen oftmals der einzige Weg ist, um Stücke überhaupt fertigen zu können, gilt mittlerweile als Grundlage so einiger Labels, die sich dem Upcycling gänzlich verschrieben haben und von opulenten Schuhen bis hin zu verspielten Kleidern limitierte Unikate präsentieren. Neun solcher Brands stelle ich euch heute vor:
Cavia |
Gegründet und hergestellt in Italien widmet sich das noch junge Label Cavia Designs, die klassische Elemente mit experimentellen Nuancen verbindet. Neben Patchwork zählen gehäkelte Kreationen, die zuweilen durch ihre dekonstruierte Erscheinung hervorstechen, zur Markenidentität. Meist sind die Silhouetten weit, fallen durch lockere Schnitte in A-Linie ausladend und erinnern an Puppenkleider — die vermeintliche Niedlichkeit wird ihnen durch Ansätze, die aus der Punk-Bewegung bekannt sind, genommen: Tartan trifft auf lose Fäden und rohe Säume. In ihrer zweiten Kollektion ergründet die Marke ein neues Feld der Inspiration und integriert weiße Spitze sowie gehäkelte Blumen im Flower Power Look in das Portfolio — vielleicht gerade jetzt eine Anlehnung an die Sehnsucht nach einer Zeit, in der Menschen von Freiheit und Liebe sangen und sich in den Armen lagen.
Für die Kollektionen selbst verarbeitet Cavia ausschließlich Vintage-Stücke, nachhaltige Materialien sowie Überreste von Garn.
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Rua Carlota |
Geleitet von der Frage, wie sich all jenes, das bereits da ist, in Neues wandeln lässt sowie dem Gedanken, die Wegwerfkultur herauszufordern, entstand Rua Carlota einst als persönliches Projekt, das sich modischen Experimenten widmete. Mittlerweile hat die Brand um die Londonerin Charlotte Rose dank ihrer zusammengesetzten Designs samt Lettuce Hem, einem wellenförmigen Saum, größere Bekanntheit erlangt. Die studierte Mathematikerin selbst sieht ihre Kreationen weniger als reine Mode, verfolgt sie doch stets einen künstlerischen Aspekt, der oftmals von ihrer Liebe zur Geometrie getrieben ist. Grundlage aller Einzelstücke sind Vintage-Funde, denen die Designerin durch eine andere Form des Patchworks eine neue Ästhetik verleihen möchte, um ihrem Dasein so gerecht zu werden. Das Ergebnis sind Oberteile und Kleider, die sich durch einen gleichermaßen verspielten als auch modernen Stil auszeichnen. Das modische Credo von Rua Carlota: Alles hat Potenzial.
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Cuscuz |
Das Vater-Tochter-Label Cuscuz widmet sich handgefertigten Accessoires mit einem hohen Designanspruch. Gefertigt werden die Sonnenbrillen und Ohrringe aus Holz, das von alten Möbeln und Paletten stammt und so einen neuen Sinn erhält. Dabei präsentieren sich die Neuinterpretationen in geometrischen Formen und gleichermaßen zeitlosen als auch modernen Nuancen und bieten so nicht zuletzt den besten Beweis, dass Mode aus Holzelementen keineswegs langweilig oder überholt sein muss. Hergestellt werden alle Stücke, die ganz nebenbei frei von jeglichen Geschlechternzuweisungen sind, in Spanien.
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Rave Review |
Mit Rave Review gründeten die Skandinavierinnen Josephine Bergqvist und Livia Schück im Jahr 2016 ein Upcycling-Label, das schnell Teil der High Fashion Branche wurde. So zeigten die Designerinnen ihre erste Kollektion nicht nur im Rahmen der Pariser Modewoche, sondern waren im vergangenen Sommer auch Teil des Gucci Film Festivals, das jungen Talenten eine Plattform bot. Die Quelle aller Designs sind ausrangierte Heimtextilien verschiedenster Art, die ihr Revival anschließend in Form von Kleidungsstücken zelebrieren. Als bisher wohl bekanntestes Design gilt der sogenannte „Blanket Coat“ im Patchwork-Stil, der mittlerweile eine Art Markenzeichen der Brand geworden ist. Für ihre jüngste Kollektion ließen sich die kreativen Köpfe hinter Rave Review vom Weltraumeskapismus inspirieren und präsentierten neben dem bekannten Mantel samt Tartanmuster auch Leggings und Kleider mit 70s-Blumenprint.
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Chopova Lowena |
Die Mode der Designerinnen Emma Chopova und Laura Lowena gilt als eine Hommage an die bulgarische Kultur, vielmehr jedoch an die traditionellen Trachten des Landes. Gepaart mit Elementen der Punk-Ästhetik sowie zarten Nuancen wie etwa Puffärmeln übersetzen die Frauen hinter Chopova Lowena Tradition in den modernen Zeitgeist, verleihen ihr einen Stil, der einzigartiger nicht sein könnte. Ikonische Kreationen zählt das junge Label aus London bereits jetzt zum Portfolio: Plissierte Röcke und Kleider mit breiten Gürteln sowie auffälliger, schwerer Hardware sind unverkennbare Designs und aus keiner Kollektion mehr wegzudenken. Die Affinität zu Bulgarien kommt dabei nicht von ungefähr, immerhin wurde Emma Chopova von bulgarischen Eltern aufgezogen. Und auch die Stoffe und Materialien bezieht das Designer-Duo aus dem osteuropäischen Land, legt den Fokus dabei jedoch stets auf Deadstock-Stoffe sowie Vintage-Anhänger, die an jedes Kleidungsstück angebracht werden. Obwohl die Brand erst im Jahr 2017 gegründet wurde, zählt sie bereits jetzt zu den etablierteren Newcomer*innen der High Fashion Branche.
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OMW Bags |
Einst begann OMW Bags (kurz für On My Way) als kleines Designprojekt, das seinen Weg schließlich auf Instagram fand. Mittlerweile sind die handgefertigten Taschen der Kanadierin Olivia Wakeham dank des britischen Online Stores Apoc ebenfalls in Europa erhältlich — auch wenn sie meist bereits nach kurzer Zeit ausverkauft sind. Das Herz einer jeden Tasche ist das geraffte Design, das sich durch die gesamte Silhouette zieht und allen Modellen einen unverkennbaren Stil verleiht. Aufgrund der Verwendung von ausschließlich Deadstock- und Vintage-Stoffen gilt jede Kreation als Unikat und ist nicht zuletzt deshalb so begehrt.
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Western Affair |
Fulminanten Schuhdesigns hat sich das Londoner Label Western Affair verschrieben: Die Kreationen der Gründerin Olivia Pudelko zelebrieren die modische Opulenz, die sich in Form von extravaganten Modellen zeigt. Verwendet werden Deadstock-Brautschuhe der frühen 2000er, die dank Materialien wie bunten Teppichen und ausrangierten Krawatten nicht nur einen einzigartigen, sondern auch einen kunstvollen Stil erhalten. Es sind Designs, die den Spaß an der Mode sowie die Verbindung zur Kunst in den Vordergrund stellen und dabei eine kreative Abwechslung zu den immer gleichen und oft kopierten Modellen bilden.
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Remie Studio |
Angetrieben von der Idee, textile Abfallreste der Modeindustrie weiterzuverwenden und zu etwas Schönem zu verarbeiten, gründete die in London ansässige Textildesignerin Miette Farrer das Label Remie Studio. Seither kreiert sie Taschen, für die sie sowohl Pre-Consumer Waste (etwa Reste, die durch Schnittmuster entstehen) als auch Post-Consumer Waste (kaputte oder Kleidung und Stoffe, die nicht mehr gewollt werden) verwendet. Dabei werden Materialien bereits bei der Auswahl nach ihren Farbfamilien sortiert, um so Färbeprozesse und die damit verbundene hohe Wassernutzung zu vermeiden. Hergestellt werden die filigranen Taschen in London und kommen dank verschiedenster Stoffe, die von floralen Mustern bis hin zu abstrakten Motiven reichen, stets als Unikate daher.
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Taylor Dorry |
Die in Florida lebende Designerin Taylor Dorry präsentiert mit ihren Kreationen ihre ganz eigene Interpretation von Grunge und Weiblichkeit, setzt dabei auf Kleider und Blusen in Babydoll-Silhouette samt üppigen Kragen — Elemente, die sich auch in skandinavischen Labels oftmals wiederfinden und doch sind die Entwürfe der Amerikanerin gänzlich anders, denn: Neben verspielten Formen und Spitzenborten finden sich hier Charaktere aus Cartoons und Animes, die über die Stoffe tanzen und gänzlich nostalgisch an Hochzeiten der Myspace-Ära erinnern. Wer sich schon immer fragte, wie die Mode der damaligen Scene Queens wohl heute aussehen würde, dürfte in den Designs von Taylor Dorry zumindest die Antwort finden. Erhältlich sind die Unikate aus Vintage- und Secondhand-Materialien derzeit ausschließlich über die offizielle Webseite der Designerin (und sind meist nach kürzester Zeit ausverkauft).
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