Im Alter von sechs Jahren legte ich bereits mein Hochzeitsdatum fest und musste mit der Zeit feststellen, dass neben Wunsch und Wille dann doch mehr dazu gehört. Und zwar im besten Fall eine zweite Person. Als ich genau diese an jenem festgelegten Tag X (mit 24 Jahren, klar, schließlich denkt man mit sechs Jahren, dass das unglaublich alt und erwachsen und demnach heiratig ist) nicht an meiner Seite fand und meinen Freundinnen ankündigte, dass ich meinen selbsternannten Hochzeitstag wohl heulend im Bett verbringen werde, schlörten sie mich ins nächste Humana, um mit mir ein Brautkleid aus den 70ern, in dem ich mich wie eine Hippie-Disneyprinzessin fühlte und in dem ich danach feiern gehen wollte, zu kaufen. Wir tranken auf mich und meinen großen Tag. Wofür ich ihnen für immer dankbar sein werde (#youknowwhoyouare) – und das Thema hatte sich fürs Erste erledigt.
Nachdem inzwischen aber die magische 30 überschritten wurde, ist das Thema wieder präsent. Diesmal bin ich jedoch mit einer ganz neuen Kumpanin unterwegs: der Uhr!
Wann findet es denn nun statt? Das „echte“ Event in , naja sagen wir „Weiß“. Mit Partner*in. The Real Deal. Diese Frage schwingt bei jenen Tiks und Toks, bei dieser Uhr, die gefühlt jeden Tag an Größe und Lautstärke gewinnt, mit. „Die biologische Uhr“, deren Existenz allerdings als strittig gilt, hat sich gesamtgesellschaftlich jedenfalls einen Namen gemacht: Körperliche und gedankliche Signale, die einen Schwangerschaftswunsch beeinflussen, sind damit gemeint. I get it. Obwohl ich sie selbst ausschließlich in Bezug auf ein anderes Thema ticken höre.
Weshalb ich sogar als Kinderfrei-Enthusiastin trotzdem eifrig mit jenen fühle, bei deren Tik und Tok nicht (wie in einem Fall) für ein weißes Kleid und einen Diamantring, sondern für Eisprung und Fruchtbarkeit stehen. Ratio hin oder her.
Welches Ticken auch immer – etliche Singlemenschen hören es, die einen nur leise, andere so laut, dass es schmerzt. Hier bin ich nun, einer davon – und schreibe über Erleb-, Hinder- und Sondernisse aus meinem Leben. Für Leute, bei denen es auch tickt (#youarenotalone) und alle Interessierten, die vielelucht ebenso wie ich auf Sex and the City standen oder erst neulich Dolly Aldertons „Gespenster“ (Affiliate Link) weggesuchtet haben:
Hallo, ich bin Anna, 32 Jahre alt und ledig.
The older, the wiser? Ich bin mir da nicht so sicher. Je älter ich werde, desto konkretere Vorstellungen habe ich, schleppe mehr emotionales Gepäck mit mir herum und desto weniger Gelassenheit bringe ich wohl mit – aber nicht nur ich, sondern auch das potentielle Plus 1. Was es nochmal komplizierter macht.
Da waren Beziehungen, ja.
Man* könnte ja durchaus denken, mit dem Alter würden auch die Beziehungen eine längere Haltbarkeit vorweisen. Bei mir indes passiert eher Gegenteiliges. Von 2,5 Jahren auf 1,5 Jahre, 4 Monate und das letzte Relationship-Intermezzo, auf das ich mich einließ? Dauerte ganze sechs Wochen. Klar frage ich mich, wohin das führen soll. Zu Grundschulzeiten konnte man* sogar feste Freunde „für nur eine Pausenzeit“ finden – Beziehungsdauern von nur 15 Minuten sind prinzipiell also möglich. Ob sie irgendwann noch erstrebenswert sind, sei mal dahingestellt. SO oder so kann ich sagen: Mit über 30 Jahren finde ich mich in gewisser Weise zurück in die zweite Klasse versetzt.
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Wo wir gerade aber bei „erstrebenswert“ sind.
Muss man* eine Beziehung führen, um glücklich zu sein? Ich denke nicht, nein, keinesfalls – und bewundere die Menschen, die auch ohne Partner*in auskommen und das Singleleben gänzlich feiern und auskosten, ja bejubeln. Beizeiten liebte ich es auch. Das stetige Kennenlernen neuer Leute und all die gesammelten Erfahrungen, das Fehlen von Gezanke über Großes und Kleines, darüber, welches Essen bestellt werden oder was auf Netflix geguckt werden soll. Außerdem, und das ist nicht zu verkennen, hatte ich immer die besten Geschichten am Start – die konstant für Gesprächsstoff und den ein oder anderen Lacher sorgten.
Prinzipiell bin ich auch nicht superunglücklich in meiner Situation, aber ändern möchte ich sie dennoch. Ich fühle einfach nicht, dass ich ein glücklicher Forever-Single bin.
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Wer ich dagegen sehr wohl bin? Eine Frau über 30, der von Disney eine unrealistische Vorstellung von Liebe vermittelt wurde (ja, ich war natürlich damals in der Studi Vz Gruppe, klar) und die nun langsam aber sicher einen Tinitus von der Beziehungsuhr im Kopf bekommt.
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Meine Freund*innen sind in langjährigen Beziehungen, verlobt oder sogar verheiratet. Haben Kind, Kinder und Patchwork-Familien. Und Freunde! Potentielle Partner für mich, meine ich. Bloß sind die dann eben meistens leider (leider für mich, schön für sie – hoffentlich) ebenso verliebt, verlobt, verheiratet.
Ab einem gewissen Alter – das mittlere Alter, wie wir es in einem Freundeskreis es so gerne dramatisch nennen – ist das Verkuppeln untereinander also auch nicht das, was es einst war. Und so bin ich „the last Single Gal“ der Truppe und merke, dass meine Dating-Geschichten weder bei ihnen, noch bei mir, die witzigen Anekdoten von damals sind.
Wo trifft man denn dann neue Leute? Und vor allem: die (nächste) Liebe des Lebens?
Pandemie, Schwandemie, ja, sowieso. Das macht es komplizierter als es 2019 (wie lang ist das bitte her?) noch war. Aber abseits davon: im Supermarkt habe ich auch noch nie gleichzeitig nach einem Apfel gegriffen, um mich dann vor Mr. oder Ms. Right wiederzufinden.
Ein Ziel im Kopf und mit dem Smartphone in der Hand, wanderte der Finger also (mal wieder) in den App-Store. Dazu dann aber bald mehr… Fortsetzung folgt.
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