Jane Wayne x Tommy Hilfiger Kids // Wie ich mit dem Begriff „Mini Me“ meinen Frieden schloss

18.06.2021 Mode, Tiny Jane

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Ich muss schon sehr oft schwer schlucken, wenn ich mir mal wieder vor Augen führe, dass ich fast seit sechs Jahren Mama bin. Mama von einer Tochter und einem Sohn, um es genau zu sagen. Von zwei Kindern, die irgendwie genderfrei aufwachsen sollten, um irgendwann zu verstehen, dass das dank reinsozialisierter Strukturen und der Gesellschaft selbst, zumindest bei uns, gar nicht so einfach ist. Nicht einmal mitten in Berlin, obwohl das selbst für mich und laut ausgesprochen, oft unvorstellbar klingt.

„Bin ich eine gute Mama?“ ist wohl eine der meistgestelltesten Fragen von mir selbst, an mich selbst. Bei der Antwortsuche bin ich zunächst ganz und gar im Reinen mit mir und kann die Fragezeichen in meinem Kopf im ersten Moment ganz selbstverständlich beiseiteschieben und ein JA aus Versalien formen. Ja, ganz und gar. Mit allen Fehlern, allen Tücken und guten, wie schlechten Tagen. Nach der eigenen Sanftheit folgt sie aber doch, die Schwermut, immerhin liegt eine ganz schön große Kluft zwischen Wollen und Realität. Wann bin ich gut, wann bin ich schlecht? Wann mache ich so grobe Fehler, dass vielleicht so etwas wie spätere „Schäden“ vorprogrammiert sind und will ich manchmal vielleicht einfach zu viel – gerade bei meiner Tochter?

Dunkelblaues Rippstrickkleid (bald online) | olivgrüne Jacke (bald online) | Wilmas Einteiler (in Rosa hier)

Als Tommy Hilfiger mich also fragte, ob ich nicht Lust hätte, für ihre Kids-Linie mit ihnen zusammenzuarbeiten und zu verraten, wie ich denn überhaupt zu Begriffen wie „Mini Me“ stehe, hatte ich zunächst einen ordentlichen Kloß im Hals. Denn natürlich ist unser Leben mit Kindern ein ständiges Auf und Ab an Selbstreflexion, Erwartungen, an Loslassen, Annehmen, Verwerfen, an weich sein, Strukturen herstellen und täglichen Auseinandersetzung. Aber kann ich in einem einzigen Text Antworten so viele Fragen in meinem Kopf beantworten? 

Sicher nicht, aber ich kann es versuchen. Und ziemlich wahrscheinlich habe ich in der Vergangenheit schon viel zu viele Fehler gemacht. War oft zu streng, habe meinen eigenen Ballast ungefiltert auf kleineren Schultern abgeladen und ging dafür anschließend am härtesten mit mir selbst ins Gericht. Ich war oft strikt, zu engagiert, zu ungeduldig und wollte doch eigentlich trotzdem immer das Beste.

Olivgrüne Jacke (bald online) | olivgrüne Kids-Version | cremefarbener Kids-Cardigan | weißes Polo-Kleid | weißes Kids-Kleid mit Lochstickerei | Kids-Jeans mit Stickereien (bald online)| Kids-Strickpullover | gemusterte Kids-Bluse & Mama-Pendant (bald online)

Summer / Pre-Fall 2021

Die aktuelle Tommy Hilfiger Kollektion und die neue Kids Linie können diese Saison also Hand in Hand gehen, dürfen aber selbstverständlich auch genauso gut getrennt voneinander funktionieren. Bei all der Ähnlichkeit haben sie diesmal aber noch mehr gemeinsam: Die neuen Kreationen bestehen unter anderem aus nachhaltigeren Materialien und sollen uns durch ihre Bequemlichkeit ganz selbstverständlich durch den Alltag bringen. Und das ist nicht nur uns Großen wichtig, sondern vor allem den Allerkleinsten.

Meine liebsten Favoriten der Kollektion? Das weiße, ziemlich schmeichelhafte Polo-Kleid sowie das dunkelblaue Strick-Kleid und der Mini-Overall sowie die bestickte Mini-Jeans aus recyceltem Denim. Neue Technologien sorgen bei den Kleinsten außerdem dafür, dass ihre Kleidung vor dicken Regenwolken schützt und reflektierende Details auch dann für Sichtbarkeit sorgen, wenn die Tage wieder dunkler werden.

Vor allem aber wollte ich, dass es meine Kinder einfacher haben. Ich wollte Stolpersteine schon vor dem Fall aus dem Weg räumen, sämtliche Möglichkeiten des Lebens aufzeigen und gleichzeitig verspürte ich den Drang, meine Kinder mit eigenem Kopf und eigenem Willen in allem auszustatten. Wie aber ist das möglich, wenn man so viele Impulse sendet, Enttäuschungen auch mal nicht verbergen kann, Lob ausspricht, wenn es einem selbst in den Kram passt und eine eigene Meinung verlangt, obwohl sie selbst bereits den Drang verspüren, es Mama und Papa recht zu machen? Uff, ich sage es euch, wie es ist: Es ist anstrengend, für alle Beteiligten.

weißes Polo-Kleid | Bluse Mama & Bluse Kids

Und doch verstand ich irgendwann, nach der zigsten Auseinandersetzung mit mir selbst, dass ich wirklich und wahrhaftig nur eines will: Kinder, die glücklich sind, die Fehler machen, daran wachsen und unerschrocken durch das Leben gehen. Und nach der Selbstreflexion folgte eine einzige Antwort: Ich will meine Kinder begleiten, nicht formen. Ich will für sie da sein, wenn sie mich brauchen, will weniger eingreifen, will ihnen immer eine starke Schulter sein, sie trösten und Verständnis zeigen und ihnen nicht länger ungefragt etwas abnehmen. Immerhin sollten sie ja keine „Mini Me“-Versionen werden, sondern eigene Köpfe mit eigenen Wünschen und Träumen. 

So oft animierte ich vor allem meine Tochter auf Spielplätzen, Dinge auszuprobieren, weil sie doch immer so schüchtern war, kletterte vorneweg, um ihr Wege aufzuzeigen, erklärte überschwänglich, warum dies und das vielleicht nicht so gut wäre oder versuchte Hindernisse für sie aus dem Weg zu räumen, damit sie bloß nicht den Elan verlor. Dachte, strikte Schlaf- und Essenzeiten wären gut für sie und gab ihr an manchen Stellen vielleicht weniger Raum, sie zu sein, als ich selbst heute gern zugeben möchte. Ich wollte alle Möglichkeiten auf den Tisch legen, alles mit ihr ausprobieren, damit sie bloß zu einem furchtlosen Freigeist, zu einem Individuum heranwächst, statt sie mit meinen begrenzteren Möglichkeiten, meinen Ängsten oder einstigen Hürden konfrontiert zu sehen. Vielleicht musste erst Otto kommen, um zu verstehen, dass Wilma Wilma ist und Otto Otto. Dass jedes Kind für sich seinen eigenen Weg geht und wir als Eltern wirklich vor allem nur begleiten sollten, statt mit Krawall und Radau an ihnen zu zerren.

Bei all dem eigenen Frieden, den vor allem ich fortan an den Tag legte, erkannte ich dennoch irgendwann, dass meine Kinder eben auch aus freien Stücken ganz einfach meine Mini Mes sind: Dass ich meine Werte an sie weitergebe, dass sie gewisse Charaktereigenschaften von mir und meinem Freund in sich tragen, dass sie manchmal sogar wahnsinnig ähnliche Spiegelbilder von uns sind und dass ich vor allem sanft damit umgehen muss. Wohlmöglich, weil mein Partner und ich, zumindest gegenwärtig, ihre großen Vorbilder und ihre Orientierung in dieser manchmal schwer orientierungslosen Welt sind.

Natürlich wollen wir, dass sie einen freien und grenzenlosen Start ins Leben bekommen, aber ehrlicherweise geben wir ihnen auch einen gewissen Rahmen von unserer Vorstellung des Lebens mit.

Manche Kinder halten sich daran fest, wie meine große Tochter zum Beispiel, manchen ist das alles schnurzpiepegal, wenn ich mir Otto so ansehe. Und selbst in ihm sehe ich ganz viel von mir: „Mini Me“ mit eigenem Dickschädel, eigenen Herangehensweisen und schlauen Gedanken.

Wilma und Otto sind schon jetzt grandios eigenständig, soweit sie das in ihrem Alter sein können, aber sie sind eben auch ein Stück wir. Weil wir sie prägen und ihnen unsere Welt weitergeben, um zu hoffen, dass sie ihr eigenes Leben daraus stricken. Und trotzdem ich noch immer jeden Tag lernen, loszulassen und wertfreier zu agieren. Musste verstehen, Zweifel beiseite zu schieben, Raum zu lassen und meinen eigenen Vorstellungen Flexibilität und Freiraum ermöglichen.

Mein bester Freund schickte mir vergangene Woche ein Bild mit einer dieser Lebensweisheiten, über die man* normalerweise nur kurz schmunzelt, um sie gleich darauf eigentlich auch wieder zu vergessen. Diesmal aber war es anders: „When you are a kid, you don’t realize your’re also watching your parents grow up“ stand darauf geschrieben – und diesmal hallt es sehr wohl nach. Wie viel Richtiges darin steckt und wie wichtig es ist, dass zumindest wir Großen unseren Wachstum sehen und verstehen. Und niemals damit aufhören werden.

– In freundlicher Zusammenarbeit mit Tommy Hilfiger –

3 Kommentare

  1. K.

    Genau diese Gedanken werden mich in vielen Jahren als Mama beschäftigen, das weiß ich irgendwie jetzt schon.

    Es ist, als ob ich durch das Schlüsselloch geguckt hätte. Tausend Dank, für diese ehrlichen Worte, Sarah.

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  2. Vera

    Liebe Sarah, was für ein wunderschöner, ehrlicher, berührender Text… Danke danke danke dafür <3 Macht richtig Lust und Freude aufs Elternsein – mit allem Guten und Anstrengenden, was da kommen mag.

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