Single Stories // Daten im App-Space oder auch: Von Profiling Skills & Texting-Etikette

Einmal im Monat schreibt unsere Gastautorin Anna über ihr Single-Leben, Dating über 30 und die große Herausforderung, in Zeiten von Corona jemanden kennenzulernen:

Bye bye, Single Life! Ich bin bereit: Die digitalen Helfer in Form von Bumble & Co. sind heruntergeladen und es geht weiter: Das Fotoalbum auf dem Telefon wird durchwühlt und man überlegt sich angestrengt die ultimative Synopsis für die ‚One Person Show‘, die da schon bald auf dem Bildschirm Herzen höher schlagen lassen soll. Hier nun ein exklusiver Einblick in meine Art von „Profiling“ – und wie es denn bei mir so aussieht (japs, echte Screenshots):

Die Bildauswahl

„Apps sind so oberflächlich§“ -Ach ja?

Ganz ehrlich, wenn ich jemanden auf der Straße, in einer Bar oder sonst wo anspreche – da geht es doch auch um das Äußere. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und deswegen ist eine gute Auswahl ebenso wichtig. 

Blurry Bilder, auf denen nichts wirklich zu erkennen ist, Fotos mit zig Leuten, bei denen man die Profilperson erst einmal ausfindig machen muss und nett gemeinte aber so gar nicht aktuelle Schnappschüsse aus den Kindheitstagen – muss das sein?

Ein Portrait, einen Einblick in den letzten Urlaub (viele plagt ja gerade Fernweh) und was Hobby-mäßiges – schwupps hätten wir es mit dem ersten, soliden Eindruck.

 
 
 
 
 
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Ein von @gus_bombs geteilter Beitrag

Was gar nicht geht: Dogfishing! Fremde Hunde und Katzenbabies in Profilbildern für mehr Sympathie – das ist leider eine gängige Methode. Und geht – meiner Meinung nach – gar nicht. Denn auch wenn es das Stadtbild hier in Berlin vermuten lässt, ist es ganz schön schwierig, eine Wohnung zu finden, in der größere Haustiere erlaubt sind. Das wissen alle, die sich solch einen felligen Gefährten wünschen und deren Traumluftballon von der Hausverwaltung mit einer Nadel in Form der simplen „Nein, erlauben wir nicht“-Nachricht zerstochen wurde. Die Nadel muss durch das neugewonnene Match und eine „Ist nicht meine/r“-Message nicht noch einmal wirken. Auf der No-Go-Liste ebenfalls weit oben: Gitarrenfotos ohne auch nur einen Akkord spielen zu können und Fotos mit der/dem Ex.

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Chats with my solitude. (@my___solitude)

EIN BISSCHEN KONTEXT GEBEN

Ich persönlich halte es kurz, wenn es um die Worte geht, die meinen Bildern den Zusammenhang geben. Interessierte müssen sich mit einem quirky und für manche suspekt wirkendes Zitat zufriedengeben. Während meiner Swiping-Journey konnte ich wiederum einige Text-Trends ausmachen, mit denen ich mich dann auch zufrieden geben muss. Viele von ihnen erscheinen in Codes. Es folgt ein kleiner Einblick mit persönlichem Senf:

  • 172cm, 2m oder ‚auf Augenhöhe mit Tom Cruise‘ – die Körpergröße ist seit jeher das Must-Have, für mich irgendwie nicht relevant
  • 34/196– die Anzahl der bereisten Länder… setzt das nur mich unter Druck?
  • ENFP, INFJ, INFT, ENTP – die Persönlichkeits-Kürzel erinnert mich jedes Mal wieder daran, diesen Test auch zu machen…
  • Pflanzen Emoji – Ernährungsvorlieben können wahnsinnig praktisch sein, jedenfalls für Veggies wie mich, die es lieben vom Teller des Gegenübers zu stibitzen 
  • „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“ – nein.

Interessant wird es dann aber doch erst, wenn irgendwas anscheinend doch gestimmt hat – also nach dem Match. 

Der Erstkontakt

Hi, hey, na du – nein, danke.

Ein bisschen mehr Mühe kann man sich beim ersten Anschreiben dann doch schon geben.

Ich arbeite in der Kommunikationsbranche, vielleicht nehme ich mir das deswegen so zu Herzen. Aber sind wir mal ehrlich: verdient nicht jede*r eine schöne Begrüßung, ein wenig Anstrengung, die Prise anfänglicher Aufregung?

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Unspirational (@tindernightmares)

Ein gut gewähltes Meme oder Gif (ja, ich bin Millennial durch und durch) darf es auch gerne sein, wenn mal einfach keine Worte den Kopf durch die Finger in den Touchscreen verlassen wollen. Bilder anschauen, Texte durchlesen – dazu habe ich dann schon eine Meinung.

Etwas Originalität darf also an den Tag gelegt werden, wir sind schließlich auch Individuen. Und ganz ehrlich: Wenn ich auch nur „hi“ schreibe, ist das ebenfalls einer Langeweile entsprungen. Und daraus ist bisher auch nie in ein erfolgreiches Treffen entstanden.

Und das ist doch eigentlich, das gemeinsames Ziel des Austauschs: das erste Treffen.

So sollte es wohl sein, so ist es aber lange nicht immer. Für manche scheint  – vielleicht auch gerade zu Zeiten von Lockdown und Kontakteingrenzung –  ein Hin- & Herschreiben der willkommene Zeitvertreib, praktisch als DIE Option neben stundenlangem Serienmarathon oder dem gesellschaftlichen Druck, eine Sprache zu lernen, Bananenbrot zu backen oder zu sich selbst zu finden.

Nachdem zu Beginn der Pandemie Video-Calls mit Freund*innen auch was für sich hatten und die Dating Apps schnell nachlegten, um die Option auch dort fürs erste Kennenlernen anzubieten, war bei mir recht schnell klar: Digital Dates sind nichts für mich.

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von 1000 erste Dates – Der Podcast (@1000erstedates)

Leute, die sich ihrer Sache schon sicherer und definitiv auf der Suche nach physischer Zweisamkeit sind – ob nun für länger oder auch nicht  – legen es schon darauf an, irgendwann den digitalen Space zu verlassen.

Nur wie? Von Treffpunktchaos, Schnelltest-Actions & Toilettenpanik, – eben meinen Geschichten aus dem Erste Dates-Nähkästchen (sagt man doch so, oder?) – erzähle ich euch beim nächsten Mal.

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