Im heutigen Team-Artikel der Woche teilen wir all jene Lebensweisheiten, die uns einst mit auf den Weg gegeben wurden und solche, die wir für uns selbst kreiert haben, mit euch. Wie immer seid ihr herzlichst dazu eingeladen, in den Kommentaren mitzumachen.
Sarah
1.) Welche Lebensweisheit(en) hast du von einer anderen Person erhalten?
„Du bist nicht für das Glück anderer Menschen verantwortlich. Und somit auch niemand für deins“ – war eine dieser Lebensweisheiten, die ich auseinandergenommen, wieder zusammengebaut, für mich neu interpretiert, ummodelliert und irgendwann tatsächlich akzeptiert und verstanden habe. Ja, richtig, (rein theoretisch) ist niemand für mein Glück verantwortlich, (praktisch) aber natürlich oft schon: Mal ganz unbewusst und wieder ganz bewusst. Vielleicht müssen wir uns vor Augen führen, dass uns Freund*innen und Familie sehr wohl manchmal unglücklich machen, aber dass wir dank solcher Erfahrungen eben auch wachsen, vielleicht sogar gestärkt aus solchen Situationen hervorgehen und eine Abnabelung oft sogar gut tut. Natürlich lässt sich auch über die Aussage „Nur ich bin für mein Glück verantwortlich“ streiten, in einer Gesellschaft, die sich in meiner Vorstellung doch eigentlich gegenseitig auffangen sollte. Aber vielleicht geht es darum nicht: Sondern darum, wie wir am Ende des Tages mit Glück, Unglück, Enttäuschungen und Streit umgehen und was wir daraus machen.
Es hilft auf jeden Fall, Abstand zu gewinnen und sich endlich mal auf sich zu besinnen.
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2.) Welche Lebensweisheit hast du für dich selbst kreiert?
Die Lebensweisheit über meine Herangehensweise an Liebe und Partnerschaft. Und hier habe ich für eine sehr schöne, sehr befreiende Vorstellung und vielleicht sogar auch Definition von Beziehung formuliert, nach der ich lebe und liebe. Und die soll voller Respekt, aber auch voller Ehrlichkeit sein, voller „können“, aber nichts „müssen“. Ich will die Partnerin für meinen Freund sein, die ich selbst gern als Partner hätte. Ich will wachsen und lernen, aber ich will eben auch für mich und meine Bedürfnisse einstehen. Und wann immer mein Partner und ich feststellen sollten, dass wir für einander nicht mehr die Richtigen sind, dann will ich loslassen können und weiterziehen dürfen – und das wünsche ich eben auch meinem Partner. Das klingt im ersten Moment vielleicht wahnsinnig unromantisch und manchmal auch zu einfach, ich weiß, aber es nimmt und nahm mir schon in der Vergangenheit so viel Druck und ließ so viel Platz für Liebe, dass ich für mich auf dem richtigen Weg scheine. Mein Freund und ich führen eine ganz großartige Beziehung und ich bin unendlich dankbar für all das was wir haben und hatten.
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Aber wenn wir, wodurch auch immer, irgendwie unüberbrückbar von unserem Kurs abkommen und aus Streiterein nicht mehr herausfinden, dann wünsche ich mir, dass wir in erster Linie ein Team für unsere Kinder bleiben und uns nicht mehr an unseren eigenen Wegen hindern. Diese Gedanken helfen mir sehr, diese schöne, natürlich oft auch anspruchsvolle, aber vor allem sehr besondere Beziehung zu führen.
3.) Was würdest du deinem 5-jährigen Ich mit auf den Weg geben?
Auf der einen Seite so viel und auf der anderen Seite am liebsten gar nichts. All die Stolpersteine, die kommen, sind gut und richtig und wichtig. Es wird anstrengend, aber auch schön. Vielleicht würde ich meinem 5-jährigen Ich versichern, dass es genau so richtig ist, wie es ist. Dass nichts und niemand das Recht besitzt, an ihm etwas zu verändern. Und dass es vollkommen OK ist, sich von Menschen zu entfernen, die für einen selbst toxisch sind. Auf dieser Welt gibt es so viele andere Menschen, die einem gut tun und das Beste aus einem herausholen können. Es ist vielleicht manchmal unbequem, aber es lohnt sich, diese zu suchen und zu sehen.
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Und wenn ich an meine Tochter denke, möchte ich ihr am liebsten immer wieder eines sagen: Ich bin immer für dich da und ich will für immer deine Bezugsperson sein, der du dein Herz ausschütten kannst oder die dich fest in den Arm nimmt, wenn die Welt um sie herum mal wieder wackelt und zusammenbricht. Es ist aber auch OK, wenn ich es nicht bin. Es ist bloß ein ernst gemeintes Angebot von Herzen.
Julia
1.) Welche Lebensweisheit(en) hast du von einer anderen Person erhalten?
Mein Vater sagte mir immer (und tut es bis heute), dass es nie den idealen Zeitpunkt gibt, um etwas zu tun: Statt sich ewig den Kopf zu zerbrechen und auf den einen, besseren Moment zu warten, um etwas zu beginnen, sollte man es einfach dann, wenn man es am meisten fühlt, angehen — und sich im Nachhinein nicht darüber ärgern, falls sich kurze Zeit später doch noch eine vermeintlich bessere Möglichkeit auftut. In eine ähnliche Richtung ging außerdem die Aussage einer guten Freundin, die mir mitgab, dass jede Veränderung Angst mit sich bringt und es völlig normal ist, wenn man Unsicherheit spürt, sobald man den nächsten Schritt wagt — auch wenn es der richtige ist.
Vielleicht sind es keine wirklichen Lebensweisheiten, aber beide Aussagen helfen mir stets dabei, weniger ängstlich durchs Leben zu gehen (besonders, wenn es um meine Zukunft geht) und auch mal größere Entscheidungen zu treffen, ohne mich nächtelang verrückt zu machen.
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2.) Welche Lebensweisheit hast du für dich selbst kreiert?
„Comparison is the thief of joy“ beschreibt meinen Ansatz wohl sehr gut, denn als ich aufhörte, mich ständig mit anderen Personen zu vergleichen, ging es mir sehr viel besser — was nicht zuletzt daran lag, dass ich bei solchen Vergleichen natürlich immer „schlechter abschnitt“ (eine Einsicht, die ich auch in vielen Sitzungen mit meiner damaligen Therapeutin erarbeitete). Seit ich die antrainierte Marotte (zumindest in Teilen) abgelegt habe, habe ich seltener das Gefühl, mein Leben „falsch“ zu leben, Dinge nicht zum richtigen Zeitpunkt und schon gar nicht auf die richtige Weise zu machen. Das Leben anderer ist für mich nicht mehr ein Indikator für all das, was ich nicht erreicht habe, sondern eben bloß ein anderes Leben. Dass ich tatsächlich alles in meinem Tempo, in meiner Reihenfolge und nach meinem Gefühl machen kann, war eine merkwürdige Erleichterung und führte letztlich auch dazu, dass ich mit meinem Lebensmodell zufriedener bin, ganz gleich, ob es von einer Norm abweicht, Umwege geht oder Abkürzungen nimmt.
3.) Was würdest du deinem 5-jährigen Ich mit auf den Weg geben?
Ganz sicher gäbe es da so einiges, das ich meinem früheren Ich mit auf den Weg geben wollen würde, besonders wichtig ist mir jedoch der Hinweis, das eigene Glück und Selbstwertgefühl nicht von den Meinungen und Gedanken anderer abhängig zu machen. In all den Jahren habe ich wahnsinnig viel Zeit damit verschwendet, es möglichst allen Menschen in meinem Leben nur irgendwie Recht zu machen und begann, meine Eigenschaften, Charakterzüge und Meinungen zurechtzubiegen, um gemocht zu werden — dass es mich nicht glücklicher, sondern bloß unglücklicher machen würde, habe ich mit der ein oder anderen weniger schönen Erfahrung gelernt und schließlich begriffen, dass man irgendwann auch mal einen Schlussstrich ziehen muss. Die eigenen Grenzen zu kennen und diese auch selbst zu respektieren, ist sehr viel wert und ein wichtiger Schritt zum eigenen Glück.
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Fabienne
1.) Welche Lebensweisheit(en) hast du von einer anderen Person erhalten?
Während meine Mutter immer auf „Alles wird gut“ plädiert hat, hat mich meine erste Therapeutin auf den „Alles wird“-Dampfer gebracht. Das hat mich vor vielen Jahren sehr beeindruckt. Ich bin ein grundsätzlich pessimistischer Mensch und habe viel mit irrationalen Ängsten und Sorgen zu kämpfen. „Alles wird gut“ hat mich stets unter Druck gesetzt. Fast so, als lägen all diese Dinge auch ein bisschen mehr in meiner Verantwortung, als mir lieb ist und so, als stünde ich unter Druck, am Ende mit einem stets guten Ergebnis dazustehen. „Alles wird“ hat damals so viel für mich bedeutet. Zum Beispiel, dass auch düstere Phasen vorbeigehen und man sich darauf verlassen kann, dass sich Dinge verändern werden, ohne direkt Angst davor zu haben. Auch die Normalisierung von Wandel und Wachstum, Stagnation oder Stillstand schwangen hier schon immer für mich mit. In Momenten, in denen ich mit dem Kopf ins Wanken komme, denke ich oft daran und glaube langsam, aber sicher wieder an den Moment und das, was auch immer mit ihm passieren wird. Ein Stückchen Grundvertrauen für den Alltag, das hat mir diese etwas schrullige Weisheit mitgegeben.
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2.) Welche Lebensweisheit hast du für dich selbst kreiert?
Sicherlich nicht kreiert, aber wie so viele andere Menschen vor mir habe ich realisiert, dass ich auf nichts so sehr vertrauen kann wie auf intrinsische Gefühle, Tendenzen und Schwingungen, die gemeinhin „Bauchgefühl“ genannt werden. Wenn eine große Entscheidung ansteht oder es um Hüh oder Hot geht, weiß ich meisten schon die Antwort, bevor ich eine dritte Person um eine Meinung bitte. Zu oft ist es mir passiert, dass ich nach dem Rat oder Tipp von Freundinnen eine Entscheidung getroffen habe, die sich blitzschnell nicht richtig angefühlt hat. Ich habe gemerkt, diesem Gefühl Raum oder Zeit zu geben, weil es manchmal auch ein bisschen braucht, bis sich die richtige Antwort vor einem auftut. Es gilt für mich zumindest diese Zeit auszuhalten, bevor ich in der letzten Instanz jemanden um Rat bitte.
3.) Was würdest du deinem 5-jährigen Ich mit auf den Weg geben?
Vielleicht not to rush. Und sich nicht immer nach vorne zu orientieren. Seit ich denken kann, wollte ich meinem Alter einen kleinen Schritt voraus sein, erwachsene und coolere Entscheidungen treffen und zu denen gehören, die all ihren Krempel beisammen haben. Nicht sicher, ob man das mit fünf Jahren schon so realisieren kann, allerdings ist es etwas, was sich wie eine dünne Linie durch mein Leben zieht. Den nächsten Schritt planen, alles fest im Griff haben und dabei vielem einen Schritt voraus sein − negativen Einflüssen und Gefühlen, Ängsten und Sorgen. Auch wenn es mir noch heute schwerfällt, Zukunft und Gedanken ziehen zu lassen, kann ich zumindest festmachen, dass es mir sehr guttut, diesen Vorsatz ein bisschen mehr zu berücksichtigen.