In unserer „Nachgefragt“-Interviewreihe widmen wir uns Personen, die wir besonders spannend und inspirierend finden. Dieses Mal hat sich Gesina Demes, Social Media Managerin, unseren neugierigen Fragen gestellt.
Manchmal scrollt man durch das Instagram-Profil einer Person und stößt dabei nicht nur auf jede Menge Inspiration, sondern auch auf das Gefühl, unbedingt und jetzt auf der Stelle mit ebenjener Person befreundet sein zu wollen — einer dieser Menschen ist Gesina, die bereits in den sozialen Medien wahnsinnig sympathisch und ziemlich witzig ist und obendrein kleine Weisheiten und Erkenntnisse teilt, die wir ganz sicher alle gebrauchen können. Umso mehr freue ich mich, dass sie sich die Zeit genommen hat, auch unseren Fragebogen ganz ausführlich zu beantworten:
Du arbeitest als Social Media Managerin in Berlin — welchen Job würdest du machen, wenn es kein Internet geben würde?
Menschen den Tag versüßen. Ich glaube, alten Menschen. Aus mir unerklärlichen Gründen lieben sie mich. Während des Studiums habe ich in meinen Semesterferien einige Male im Sozialen Dienst in unserem heimischen Altenheim ausgeholfen und habe es geliebt. Trick Nr. 17: Nimm den 5er und die Schokolade an und lasse sie doch bitte die tägliche Schachtel rauchen. Was haben sie sonst noch zu geben oder eben zu verlieren?
An welche berufliche Erfahrung erinnerst du dich besonders gerne zurück?
Ich erinnere mich vor allem immer gerne an die Momente, in denen ich durch meine Arbeit Menschen, die mir gezeigt haben, dass Persönlichkeiten nicht an eindimensionalen Social Media Profilen gemessen werden können, kennengelernt habe. Ich selbst habe mich häufig dabei erwischt, mit einem vorgefertigten Bild in eine Konversation zu starten — umso schöner war es dann, wenn ich vom Gegenteil überzeugt wurde. Es gab einige solcher Menschen, bei denen aus einem Event-Smalltalk eine Freundschaft entstand.
Wann bist du mit deiner Arbeit so richtig zufrieden?
Wenn es Leuten nach meinem Content besser geht. Entweder, weil sie herzlich gelacht haben oder inspiriert, aber nicht demotiviert wurden.
Zeigst du uns deine Interior-Schätze?
Mein Geburtstagsgeschenk von mir an mich, über das ich schon zu lange nachgedacht habe und das das einzig logische Pendant zu meinem okkafarbenden Kachelofen ist: Das gelbe USM Sideboard. Plus ich als Sessel: Ekstrem (so heißt das Modell) ist überraschend weich.
Was würdest du deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?
“Mein kleiner Schatz, mit Facetune verarscht du nicht nur die Menschen um dich herum, sondern auch dich selbst. Die Leute, die wirklich wichtig sind, lieben dich nicht wegen 105 Likes, deiner vermeintlichen geraden Nase und der ebenen Haut auf deinem letzten Post.”
Wie gehst du mit Rückschlägen um?
Früher hätte ich sie durch Selbstironie überspielt. Ich bin der Meister des Verdrängens durch Humor. Heute nehme ich mich den Rückschlägen an, setze mich mit ihnen auseinander, (over!!)share sie mit Freunden und auch Social Media, da ich gemerkt habe, dass das Verstecken das Gefühl von Scham oder Versagen nur noch stärker erscheinen lässt.
Wovon lässt du dich inspirieren?
Tatsächlich finde ich die größte Inspiration und Motivation in meinem direkten Freundeskreis, also durch die ganz tiefen Beziehungen. Gemerkt habe ich aber, dass kurze Gespräche mit Fremden, die dich mal kurz aus deiner Blase herausführen, häufig zu den größten Veränderungen geführt haben.
Welche Bücher konntest du nicht mehr aus der Hand legen?
„A little life“ von Hanya Yanagihara: Viel Geschluchze, aber absolut worth it.
“Jetzt” oder “eine neue Erde” von Eckhart Tolle: Es hat mein Denken vor 2 Jahren komplett umgekrempelt und rettet mich noch heute aus vielen Negativ-Spiralen, in denen man sich so häufig verliert.
„Untenrum frei“ von Margarete Stokowski: Ein leichter und humorvoller Einstieg in das Thema Feminismus.
„Sprache und Sein“ von Kübra Gümüsay: Ich habe kein Bild vom Buch, weil es nur ausgeliehen ist, aber es ist eine absolute Empfehlung, denn man hat einen Aha-Moment nach dem anderen.
Was motiviert dich jeden Morgen, aufzustehen?
Kaffee mit Hafermilch. Einen um 8:00 Uhr und den Zweiten um 11:00 Uhr.
Wann warst du zuletzt so richtig glücklich?
Das größte Glücksgefühl verspüre ich tatsächlich, wenn ich in der Natur bin. Und dafür mach ich’s viel zu selten. Auf die Frage: „Berge oder Meer“ würde ich immer laut Berge schreien — trotzdem finde ich mich häufiger im Strandurlaub oder auf einem Städtetrip wieder. *Seufz*
Und wovor hast du Angst?
Ganz ehrlich? Nicht gemocht zu werden. Für mich war ein optimales Resultat eines Gesprächs, wenn mein Gegenüber durch mich eine gute Zeit hatte. Egal ob beim Dating, während Meetings oder auch bei Spaziergängen mit Freunden — die Frage, die ich mir im Anschluss stellte, war nie: Wie ging es mir dabei? Sondern immer: Habe ich überzeugt? Dieser Performance-Druck ist mit dem Älterwerden (sagte sie, als die gerade ihren 27. Geburtstag feierte) schon weniger geworden, aber immer noch präsent. Der Unterschied ist jetzt, dass ich diese Mechanismen in mir selbst erkenne und dadurch aktiv an ihnen arbeiten kann.
Welche drei Kleidungsstücke möchtest du nicht mehr missen?
Ich würde ja am liebsten meine gesamte Crocs-Collection präsentieren, aber ich zeige euch jetzt einfach mal mein Lieblingspaar (JA, sie haben Plateau!) und meinen Lieblingsanzug.
Außerdem bin ich ein großer Fan von prominenten Hosen und knalligen Farben! Auch ein Nebeneffekt des Älter- und Selbstbewussterwerdens: Ich trage nicht mehr nur noch die schwarze Röhre und die weißen Superstars.
Was liegt/steht auf deinem Nachttisch?
Ein Tagebuch, in das ich alle 3 Monate schreibe (nämlich immer nur dann, wenn’s mir schlecht geht). Eine Kerze und Palo Santo.
Was ist dein Beitrag zu einer besseren Gesellschaft?
Ich möchte den Menschen in meinem direkten Umfeld, aber auch denen, die virtuell mit mir connected sind, das Gefühl geben, dass sie genau richtig sind, wie sie halt eben sind. Ich glaube, mich selbst verletzlich zu zeigen und Scheinwerfer auf meine Unsicherheiten zu scheinen, hilft nicht nur mir selber auf meinem Weg der Selbstakzeptanz, sondern kann auch ein Beispiel für diejenigen sein, die noch mit Scham zu kämpfen haben.
Was tust du, wenn du dich absolut nicht motivieren kannst?
Akzeptieren, dass es solche Tage gibt und sie mit meinen Liebsten verbringen.
Auf welche Beauty-Produkte möchtest du nicht mehr verzichten?
Die 8 Hour Cream von Elizabeth Arden, weil ich abends vor dem Spiegel zu lange an meiner Nase herumdrücke (Satisfaction pur, wer fühlt’s?!) und diese Creme alle Wunden heilt.
Nuxe-oil nutze ich für Haare, Gesicht und Körper. Es riecht gut, nährt gut und weckt in mir irgendwie Urlaubsgefühle. 10/10 — can recommend.
TROCKENSHAMPOO, ist etwas, ohne das ich nicht leben kann und will. Die Leute fragen mich: Gesina, woher das Volumen, Gesina wie fallen sie so grandios, Gesina… TROCKENSHAMPOO!
Und tatsächlich eine Haarschere. Ich war seit fünf Jahren nicht mehr beim Friseur. Wer also einen Pony aka. den French-look feiert, der bei mir eher nach Wolle Petry ausschaut, möge in meine DMs sliden.
Welches Lied läuft bei dir auf Repeat?
Mein meist gehörter Song 2020 war: Arlo Parks – Cola.
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Was würdest du immer wieder tun?
Ich würde immer wieder nach Berlin ziehen. Natürlich auch für das kulturelle Angebot und das Nachtleben. Vor allem aber für all die grandiosen Menschen, die hier zum festen Bestandteil meines Lebens wurden.
Und was hättest du lieber anders gemacht?
Ich hätte im Nachhinein lieber meine ungefacetuneden Fotos auf Dating-Profile gestellt. Dann hätte ich mir die Angst, eine Enttäuschung zu sein, direkt ersparen können. Hehe.
Was bedeutet Schönheit für dich?
Aufgepasst: Lange Antwort, weil es mir ein wichtiges Thema ist: Ich glaube, dass ich in den letzten fü Jahren Schönheit ca. sechs Mal für mich neu definieren musste und auch heute die absolute Antwort auf die Frage noch nicht gefunden habe. Hier aber ein kleiner Rückblick: Vor fünf Jahren, als ich noch in den Niederlanden lebte, habe ich mir meine Interpretation von Schönheit einfach angeklebt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Lashextensions auf die Wimpern, Haarextensions an den Kopf, für den Teint ging’s zweimal die Woche ins Solarium. Den ‘Speck’ hab ich mir zwar nicht weggeklebt, sondern einfach ordentlich verpackt — mit Spanx. Konnte ich atmen? Nicht so wirklich! Sah ich gut aus? Wenn ich mich richtig vor den Spiegel positionierte, auf jeden Fall!
Nach dem Studium ging es dann nach Berlin. Die Haarverlängerungen habe ich zwar in Amsterdam gelassen, meine Unsicherheit habe ich allerdings noch ein paar Jahre mit mir herumschleppt. Die hat sich übrigens als noch ungesünder entpuppt als das rückenschadende Posieren vor dem Spiegel. Ich weiß nicht, ob es der Einstieg in die Fashionbranche war oder mein Social Media Konsum, jedenfalls wollte ich eben auch so aussehen wie Bella Hadid (!!!!) Eine Essstörung und Facetune haben mich auf Instagram schlank und glücklich gezeigt. Mein damaliges Bild von Schönheit. Als ich in den Spiegel schaute, sah ich das Gegenteil: Die Cellulite, Krampfadern, Dehnungsstreifen waren immer noch da und glücklich schaute ich irgendwie auch nicht aus.
Jetzt, vier Jahre später, bin ich immer noch im inneren Konflikt gefangen und habe neben vielen guten Tagen auch immer noch einige, die mich denken lassen, dass der Status quo noch Raum für Optimierung zulässt. Mein Bild von echter Schönheit allerdings hat sich geändert. Ich finde einen Menschen aufrichtig schön, wenn er ehrlich ist, wenn er sich offen und verletzlich zeigt. Auch dann finde ich mich selbst am schönsten und das wird mir so gespiegelt. Nicht nur von meinem Spiegelbild, sondern auch von der Welt da draußen.
Wer oder was ist deine größte modische Inspirationsquelle?
Diana. Always. Ich wünschte, sie hätte Crocs gekannt.
Die beste Doku?
Paris is Burning.
Was hat dir in letzter Zeit richtig gute Laune bereitet?
Tiktok, wenn die Fyp (for-you-page oder auch Startseite ;)) on point ist und Pistazieneis mit PISTAZIENÜBERZUG von Duo auf der Skalitzer.
Mit welchem Schmuck behängst du dich am liebsten?
Ich trage eigentlich selten Schmuck. Tatsächlich sind mir Nagellack und ein simpler Ring schon mehr als genug. Ein Accessoire, das mich allerdings immer durch Frühling, Herbst und Winter begleitet, ist ein Halstuch.
Was tust du für deinen Körper?
Ich fülle ihn mit gutem Essen und Liebe. An guten Tagen schlüpfe ich sogar auch mal in Laufschuhe oder rolle die Yogamatte aus und höre Mady (gesprochen: MEHDIE) zu, wie sie mir sagt, dass ich perfekt bin, wie ich bin.
Dein liebste Restaurant / Café?
Two-Trick-Pony — supernette Bedienung und immer leckeres Frühstück mit einem kleinen Twist 🙂
Zu welchen drei Accessoires greifst du immer wieder?
Ein Halstuch, ein simpler Ring und mein Lieblingsparfum, das ich seit fünf Jahren trage. Funfact: Ich trage eigentlich nur Unisex- oder Männerdüfte. Und da ich mir selbst jetzt einfach mal den Titel: feinste Nase Berlins geben würde (an manchen U-Bahnhöfen nicht immer von Vorteil), lasse ich mich gerne auf den Straßen von neuen Düften inspirieren. So habe ich dann auch meinen letzten Duft gefunden, nachdem ich nach dem dritten Mal ‘fremde-Männer-weird-von-der-Seite-anquatschen’ mit den Worten: “Du riechst gut, was trägst du?!?!” die gleiche Antwort bekommen habe: Tom Ford – Oud Wood.
Dein Lieblingssnack?
Oliven. Und Kinder Maxi King — und zwar erst mit dem Finger ausschaben, dann die Schokoladenhülle abknabbern.. und ja.. dann halt den labbrigen Rest.
Was würdest du tun, wenn du Königin von Deutschland wärst?
Das Patriarchat abschaffen.