Wusstet ihr, dass mich eine meiner nachhaltig schönsten Pressereisen einst in den Nordosten England brachte? An die raue See und an den Ursprung eines Labels, das uns selbst für die unangenehmsten Regentage heute noch perfekt wappnet? Die Rede ist natürlich von Barbour und dem Besuch einer ihrer Manufakturen, in denen heute noch die ikonischen Wachsjacken des Labels von Hand gefertigt werden. Manche von euch, nämlich diejenigen, die uns schon irre lang folgen, können sich an diesen Trip vielleicht noch erinnern, alle anderen sehen und lesen hier, warum ich mich damals noch ein klein wenig mehr in die kernigen Jacken und das traditionelle 1894 von John Barbour in South Shields gegründete Label verliebte. Seither war es natürlich auch anderswo unfassbar schön, aber das Zusammenspiel aus Natur und Tradition vermag es damals wie heute, mich schwer zu begeistern, weswegen ich damals auch eigentlich gleich wieder dorthin reisen wollte – oder vielmehr in die etwas weiter entfernten Highlands. Aber nun, das ist jetzt wirklich ein ganz anderes Thema.
Die Verbundenheit zu Barbour ist seitdem jedenfalls wahnsinnig groß und meine Classic Beaufort ist mir auch nach sieben Jahren eine unnachahmlich treue Begleiterin, die ich in meinem Kleiderschrank, auf dem Spielplatz und auf Festivals wirklich nie mehr missen möchte, weil sie mich nicht nur perfekt kleidet, sondern eben auch irre praktisch ist. Und weil das eben auch so bleiben soll, setzt Barbour auch schon seit genau 100 Jahren auf seinen Repair & Re-Wax Service, um die Jacken zum Nachwachsen oder zur Reparatur einschicken zu können – oder eben einfach daheim für eine Auffrischungskur zu sorgen. Und genau das habe ich am Wochenende (zum allerersten Mal) auch getan und meine Wachsjacke wie neu aussehen lassen. Aber seht selbst:
Barbour feiert 100 Jahre Nachwachsen
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Der Barbour-Katalog aus dem Jahr 1921 bewarb erstmals das Angebot zum Nachwachsen bzw. Nachölen, wie die ursprüngliche Bezeichnung lautete. Initiiert von Malcolm Barbour, der das Familienunternehmen Barbour damals in der zweiten Generation führte, hatten Kund*innen die Möglichkeit, ihre Jacken an Barbour zum Nachölen einzuschicken oder sie zu Hause mit dem sogenannten Beacon Oilskin Dressing aus einer Dose selbst nachzuölen. Schon damals erkannte Malcolm Barbour die Bedeutung langlebiger Kleidungsstücke – durch die Erneuerung der Ölschicht blieben die Jacken wasserabweisend und konnten noch viele weitere Jahre getragen werden. |
Re-Waxing
Ich muss gestehen, dass es bei mir selbst noch ganz schön viel Luft nach oben gibt, wenn es darum geht, Kleidungsstücke aufarbeiten oder reparieren zu lassen. Meistens trage ich meine Habseligkeiten nämlich trotz Löchern, abgetretener Sohlen oder trotz abgehalftertem Used-Look. Dabei würde es so viel mehr Sinn machen, deutlich schöner ausschauen und nachhaltiger sein, wenn alle Knöpfe am Cardigan steckten, Schuhe ordentlich gefettet und kleine Risse sorgsam vernäht wären. Und so stellte ich auch an diesem Wochenende einmal mehr fest, dass meine Beaufort frisch nachgewachst durchaus hübscher und frischer aussieht und selbstverständlich viel regenundurchlässiger ist. Obendrein habe ich ihr aber außerdem auch noch eine kleine Kur verpasst, in dem ich ihr die optimale Portion Pflege einverleibt habe. Da hätte ich wohl auch mal alleine drauf kommen können.
Nunja, Barbour selbst musste mich anlässlich ihres 100jährigen Jubiläums an dieses kleine und wirklich einfache DiY erinnern, vor dem ich selbst im Vorfeld dennoch ganz schön Respekt hatte. Aber Pustekuchen: Ist alles andere als schwierig und tatsächlich im Nullkommanix erledigt.
Als langlebiger, wetterfester Begleiter entwickelt jede Jacke über die Jahre ihre eigene, unverkennbare Patina. Gewachste Baumwolle ist es eines der nachhaltigsten und widerstandsfähigsten Textilien: Die Basis einer Barbour-Wachsjacke ist ein dichtgewebtes Baumwollprodukt aus qualitativ hochwertigem Garn. Die hohe Materialdichte macht die Jacken besonders strapazierfähig, sodass sie auch bei rauen Wetterbedingungen und hoher Beanspruchung widerstandfähig bleiben. Barbours Produktpalette aus gewachster Baumwolle zeichnet sich durch verschiedene Wachsarten aus, die jedem Modell eine individuelle Ästhetik verleihen und als schützendes Obermaterial die Langlebigkeit der Produkte sicherstellen. |
Und das braucht ihr für eure Nachwachs-Aktion eurer Barbour-Wachsjacke:
Bevor ihr mit dem Nachwachsen eurer Wachsjacke startet, solltet ihr vorher nachsehen, mit welcher Wachsart eure Jacke ursprünglich behandelt wurde. Im innenliegenden Pflegeetikett (auf der Innentasche) solltet ihr hierfür fündig werden. Habt ihr das richtige Wachs bereits, geht’s weiter: Wählt einen sauberen Ort und verwendet, wenn nötig, eine eine Abdeckung, um die Arbeitsfläche zu schützen. An einem sonnigen, warmen Tag kann die Jacke auch draußen nachgewachst werden. Und jetzt stellt doch schon mal folgende Utensilien bereit:
- einen Schwamm
- eine Schüssel
- heißes Wasser
- das entsprechende Wachs
Schritt 1 | Die Jacke säubern
Ihr könnt die Jacke im Vorfeld, sollte sie dreckig sein, mit einem feuchten Schwamm reinigen.
Bitte verwendet hierfür kein warmes Wasser und keine Seife. Außerdem solltet ihr eure Wachsjacke niemals in die Waschmaschine schmeißen. Hierbei würde die Jacke ihre Wachsschicht verlieren und die könnte leider auch nicht mehr nachgewachst werden.
Schritt 2 | Das Wachs erwärmen
Ich habe für meine Jacke das Barbour Wax Thornproof Dressing benutzt. Entfernt einfach den Deckel und stellt die Dose zum Erwärmen in einen Behälter mit richtig heißem Wasser. Es dauert ungefähr 20 bis 30 Minuten bis das Wachs eine flüssige Konsistenz annimmt und verwendet werden kann.
Schritt 3 | Das Wachs einarbeiten
Auch während des Nachwachsens solltet ihr die Wachsdose in dem Behälter mit warmem Wasser stehen lassen, sonst wird es schnell wieder fest. Zum Nachwachsen habe ich zunächst mit einem Schwamm gearbeitet, um die Wachsmasse gleichmäßig in Ihre Jacke einzuarbeiten. Trockene und stark beanspruchte Stellen wie Nähte und Falten könnt ihr an dieser Stelle mehrmals bearbeiten. Um das Wachs richtig schön in die Jacke zu streichen, könnt ihr ruhig etwas Kraft anwenden und fester drücken, damit überschüssiges Wachs sich gut verteilt und ihr nicht zu viel verwendet. Ich musste beim Wachsen die ganze Zeit ans Malern denken, denn auch hier gilt: Zu viel Farbe ist nicht gleich gut. Lieber geht ihr nochmals über das Material.
Außerdem habe ich das Wachs immer in eine Richtung eingearbeitet, statt hin und her zu wischen. Aber vielleicht bin ich da auch etwas zu pedantisch. Außerdem habe ich überschüssiges Wachs mit einem Tuch noch einmal nachgearbeitet, um zu einem gleichmässigen Ergebnis zu kommen. Achtet darauf, dass kein Wachs an den Cordkragen oder an das Innenfutter gelangt. Sollte es dennoch passieren, wischt einfach schnell mit einem sauberen Tuch drüber oder gegebenenfalls mit einem nassen Schwamm drüber.
Kleiner Pro-Tipp: Mit einem Föhn könnt ihr nach dem Wachsen noch einmal über die Jacke gehen, um das Wachs noch einmal richtig einzuarbeiten und gleichmässig zu verteilen. Hier konnte ich noch mal überschüssiges Wachs mit einem Tuch wegnehmen und an anderer Stelle einarbeiten.
Schritt 4 | Trocknen
Lasst die Jacke an einem warmen Ort über Nacht trocknen. Achtet aber darauf, dass sie nicht mit anderen Kleidungsstücken in Berührung kommt. Solltet ihr am nächsten Morgen merken, dass hier und dort zu viel Wachs an eurer Jacke ist, könnt ihr mit einem warmnassen Tuch hier und dort Wachs „abnehmen“.
Eine Barbour-Wachsjacke schützt selbst vor dem schlechtesten Wetter und lässt durch die Wachsbeschichtung das Wasser ganz einfach abperlen – ob Nieselregen oder Regenschauer. Das Nachwachsen verlängert die Lebensdauer einer Barbour-Jacke also ganz einfach um viele Jahre und macht sie zu einer ziemlich verlässlichen Begleiterin – nicht nur bei Wind und Wetter.
Fazit: Funkioniert! Funktioniert wirklich!
Ich muss gestehen, dass ich im Vorfeld etwas Angst hatte, meine Barbour-Jacke mit meinem DiY-Nachwachs-Kit etwas zu verhunzen, aber Pustekuchen: Entweder es steckt in mir ein wahrer Nachwachsprofi oder es ist wirklich kinderleicht in der Anwendung. Weder ist das Ergebnis fleckig, noch speckig, es wirkt vielmehr wie eine richtige Pflegekur für meine Beaufort. Eine, die man übrigens jedes Jahr wiederholen soll, um das Material und am Ende natürlich auch sich selbst (vor Regen) zu schützen.
Jährlich verkauft Barbour übrigens weltweit über 100.000 Wachsdosen und repariert, wachst oder ändert selbst um die 60.000 Jacken, um sie möglichst lange zu tragen. Im Jahr 2019 entwickelte Barbour außerdem das sogenannte Wax for Life-Programm, das Barbours nachhaltige Service-Leistung vereint: Neben dem Repair & Re-Wax Service bietet das Brand außerdem das Upcycling-Programm Re-Loved an, in dessen Rahmen Kund*innen ihre alten Wachsjacken abgeben können. Die getragenen Jacken werden dort restauriert, um anschließend ein neues Zuhause zu finden. Sogenannte Wax for Life-Stationen sind bereits bei Selfridges in London und Birmingham installiert und werden im Laufe des Jahres global als Pop-up Events bei Nordstrom und Orvis in den USA sowie bei Hirmer und Frankonia in Deutschland ausgerollt. Auch hier könnt ihr eure Jacken vor Ort nachwachsen lassen.
Der Nachwachsservice begann vor 100 Jahren mit Malcolm Barbours Vision und ist bis heute ein zentraler Bestandteil von Barbours Nachhaltigkeitsstrategie innerhalb des Wax for Life-Programms. Er ist das Herzstück von Barbours Engagement, die Umwelteinwirkungen des Unternehmens zu minimieren und zukünftigen Generationen eine intakte Natur zu sichern.