2021 war bis jetzt nicht so mein Jahr. Ob nun wegen des ewig andauernden Winters mit Lockdown-Madness zu Anfang des Jahres, wegen des fehlenden Bewusstseins für Zeit im Home Office oder wegen der erfolglosen Suche nach dem Traummenschen (hier habt ihr davon ja mehr erfahren). Ich bin mir sicher, vielen von euch ging’s auch so.
Was ich nun also dringend brauche: eine Auszeit! Raus aus Berlin. Raus aus dem Alltag. RAUS UND URLAUB!
Und genau an dieser Stelle sah ich mich direkt wieder mit den leidigen Seiten des Single-Seins konfrontiert: Single Story Nummer 6, here we go.
Einzelzimmer who?
Ich habe prinzipiell nichts dagegen, alleine zu verreisen. Den besten Urlaub meines Lebens habe ich 2020 (ja, tatsächlich, dieses 2020 – allerdings, bevor die Welt unterging) schließlich auch nur mit mir selbst verbracht. Nun ist es aber eine Sache, ob man sich mit 11 Tagen USA und 6 Freizeitparks seinen lang ersehnten und leicht freakigen Kindheitstraum erfüllen möchte (das muss man ja auch erst einmal für sich selbst verarbeiten!) oder sich nach Entspannung mit Sonne, Strand und bestenfalls harmonischer Begleitung herbeisehnt.
Ich habe diese Planung also lange hinausgezögert, immer in der Hoffnung, dass mir spontan doch noch die richtige und so gewünschte Person für eine Woche Verliebtsein in paradiesischer Kulisse in die Arme läuft. Schließlich gab ich mich geschlagen und durchforstete das Internet nach Optionen für Alleinreisende (das Wort allein löst bereits Mitleid aus) – immer wieder mit der bitteren Erkenntnis: Günstig wird das nicht!
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„Urlauben“ als Single ist teuer: Einzelzimmer sind rar –- und befinden sich meist in einem ziemlich ähnlichen Preisrahmen wie die Versionen mit Kingsize-Bett. Ist man des Autofahrens mächtig – ich persönlich war dies nur vor dem Umzug in die Hauptstadt und dem damit einhergehenden Abhandenkommen des Wissens über die Position von Gas- und Bremspedal – dann kann man sich weder die tägliche Mietgebühr noch den benötigten Sprit mit jemanden teilen. Alternativ bleibt man beim teuren Taxi-Transfer allein vor allem auf einer Sache hängen: den Kosten.
Gefühlt zahlt man bei einer Auszeit nur für sich also nicht nur für sich, sondern also auch für eine*n imaginäre*n Partner*in.
Während ich also auf den Reiseplattformen hin und her suchte, um etwas Bezahlbares zu finden, wuchs meine Wut auf diese und andere Dinge, die eine allgemeine Single-Unfreundlichkeit dieser Welt zum Vorschein bringen.
Hier ein paar Beispiele …
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… im Supermarkt: Tagelange Monotonie oder großmütterliche Einfrier-Aktionen
Ich hab mir immer schon vorgenommen, auf Märkten einzukaufen, um wenig Verpackungsmüll zu produzieren und genaueste Mengen für den individuellen Bedarf abzuwiegen. Wenn da nicht permanent das Leben dazwischen Käme: Im Alltag mit normaler Arbeitszeit bis 18 Uhr, verkaterten Morgen am Wochenende und allgemeiner Faulheit lande ich also letztlich doch immer bei den üblichen Ketten. Und somit in einer mit Großpackungen gefüllten Welt von Alleinwohn- & essender Ungerechtigkeit.
Klar, es gibt es sie, die Miniverpackungen, die halben Portionen – allerdings meist zum gleichen Preis wie die „normale“ Version.
Allgemein soll ich als Single also nicht nur „happy über meine Freiheit“, sondern auch noch Krösus sein. Klar, ich könnte dem Supermarkt auch ganz den Rücken kehren und mir einfach Restaurantessen liefern lassen. Yum! Aber stimmt, da war ja was: der Mindestbestellwert. Und auch der ist ziemlich singleunfreundlich. Hmpf.
… bei der Wohnungssuche: ein Couple Eldorado
Leute in Beziehungen werden mich bei der Sub-Head wohl erstmal hassen. Ich kann aber beruhigen: mir ist schon bewusst, dass die Suche nach dem trauten Heim – und das nicht nur in Berlin – ein Krampf ist, den Menschen in allen Lebensmodellen früher oder später ereilt. Nun schreibe ich aber Single Stories. Und bei aller Liebe: wir ziehen hier meist den Kürzeren. Das hört bei der alleinigen Bezahlung der GEZ auf, fängt aber schon vor dem Einzug in die potentielle Wohnung an.
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Ich bin der festen Überzeugung, dass Paare bevorzugt 2-Zimmer Wohnungen erhalten. Nicht nur wegen des doppelten Gehalts. Nein, nein: zieht ein Paar zusammen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich nach zwei Jahren entweder trennt oder vermehrt, relativ hoch, und der oder die Vermieter*in freut sich über eine saftige Anpassung der Miete. Während eine Singlefrau (inklusive Katzen!), die die 2-Zimmer Unverschämtheit an Miete auch alleine stemmen kann, wohl bis zum Nimmerleinstag in der Bude hockt und somit nur die nicht gerade lukrativen, jährlichen paar Euro an Staffel- oder Indexmiete mehr in die Kasse bringt.
Aber keine Sorge: Es ist die einzige Verschwörungstheorie, an die ich glaube.
… in der Abendgestaltung: Dank geht raus an alle Fahrdienste mit Pool-Option!
(das war’s dann auch schon)
Aber was nützt mir all die Wut, die ja nun wirklich nicht neu ist?
Wenigstens zum Schreiben hat sie angeregt und so vielleicht für etwas Unterhaltung bei anderen gesorgt. Schlussendlich bin ich übrigens doch fündig geworden und habe gebucht und tatsächlich den doppelten Zimmerpreis in Kauf genommen.
Für die Natur. Mit Sonne. Und noch mehr Zeit für mich. Vielleicht bin ich dann nach der Woche auch gleich doppelt entspannt und wieder etwas weniger wütend drauf.
Rant over.
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Einmal im Monat schreibt unsere Gastautorin Anna über ihr Single-Leben, Dating über 30 und die große Herausforderung, in Zeiten von Corona jemanden kennenzulernen.
Header Bild mit Wachskerze im Eisbecher via Amore Store Berlin.