Der Beginn der kälteren und dunkleren Monate bringt zuweilen eine gedrücktere Gesamtstimmung mit sich — auch für Menschen, die ohne psychische Erkrankung leben. Umso wichtiger also, sich bereits früh mit all jenen Dingen, die dabei helfen können, etwas leichter durch die Wintermonate zu kommen, auseinanderzusetzen. Heißt: Self-Care in sämtlichen Formen. Dabei umfasst der viel verwendete Begriff natürlich nicht bloß jegliche Beauty- und Wellness-Rituale, sondern rückt vielmehr den Grundgedanken, sich mal wieder ganz bewusst sich selbst zu widmen, in den Fokus. Und das bedeutet eben auch, die eigenen Trigger zu kennen (und zu vermeiden), rechtzeitig gegenzusteuern, sanft zu sich selbst zu sein und sich viel Gutes zu tun. All meine Tipps, mit denen ich besser durch den Winter komme, teile ich heute mit euch.
Die Tipps ersetzen natürlich keine Therapie — solltet ihr häufig niedergeschlagen oder traurig sein, habt bitte keine Scheu, euch professionelle Hilfe zu suchen.
Telefonseelsorge 0800-111 0 111 und 0800 – 111 0 222Webseite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/ |
1. Quality Time & Denkmuster |
Sich genügend Zeit für sich selbst zu nehmen, ausreichend zu essen und zu trinken sowie Zeit mit Menschen, die man wirklich gerne mag, zu verbringen — all das sind Dinge, die vermeintlich banal klingen, oftmals aber doch zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Bleiben sie aus, kann sich eine niedergeschlagene Stimmung (zumindest in meinem Fall) zusätzlich verschlechtern. 3 Dinge, die helfen können:
Slow Mornings: Vor einigen Jahren erzählte mir eine Freundin, dass sie besonders viel Wert auf „langsame Morgen“ legen würde, um so bereits früh am Tag Zeit für sich selbst einzuplanen. Statt hastig aufzustehen und sich direkt für die Arbeit fertigzumachen, kann es helfen, sich einige Extraminuten zum Lesen, langsamen Frühstücken oder Kaffeetrinken zu nehmen und die Momente dabei ganz bewusst wahrzunehmen. Passend hierzu las ich einst den wertvollen Tipp, man solle morgens nach dem Aufwachen nicht sofort am Handy scrollen, um die Nachrichten oder Instagram zu checken, sondern sich zunächst vollends auf die eigenen Gedankengänge konzentrieren (mir hilft es ganz besonders an Tagen, an denen ich mich schnell von negativen Dingen beeinflussen lasse).
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Menschen, die guttun: Sich mit Menschen zu verbinden und Zeit mit ihnen zu verbringen, kann manchmal neue Blickpunkte eröffnen oder einfach gute Laune bereiten. Und doch kann ich jede*n verstehen, die*der nicht die Kraft aufbringen kann, sich physisch mit anderen Personen zu treffen. Tatsächlich muss es das aber auch gar nicht sein, denn manchmal hilft es bereits, sich in Online-Communities (zum Beispiel in Foren oder Online-Buch-Clubs) mit anderen Menschen über Gemeinsamkeiten auszutauschen — von Mode über Hobbies à la Stricken bis hin zu Leidenschaften wie Animes oder bestimmten TV-Serien gibt es mittlerweile für alles einen Ort. PS: Toxische Menschen sollte man ohnehin ganz unbedingt aus dem Leben streichen — und zwar das gesamte Jahr über.
Worst-Case Szenarien aus dem Kopf verbannen: Im vergangenen Januar schrieb Dr. Olivia Remes in der amerikanischen Vogue, man solle sich nicht in Worst Case Szenarien hineinsteigern und wiederholt über diese nachdenken, da sie uns ein noch schlechteres Gefühl geben würden. Oftmals seien sie zudem reine „Mental Events“, auch wenn wir fest davon überzeugt seien, sie würden auf jeden Fall eintreffen. Ganz sicher ist es nicht leicht, sich aus negativen Gedankenspiralen zu befreien, eine Pause sollten wir unseren Köpfen aber allemal gönnen.
2. Aktivitäten |
Die richtigen Aktivitäten (also jene, die tatsächlich Spaß machen) können an tristen Tagen zur guten Ablenkung werden — auf welche man gerade Lust hat, muss natürlich jede*r für sich selbst herausfinden. Einige Beispiele, die ich gerne mag:
Kleine Spaziergänge im Alltag: Zugegeben, das Wetter mag im Herbst und Winter nicht immer sonderlich einladend sein, doch kurze Spaziergänge können manchmal wirklich sehr dabei helfen, den Kopf auf null zurückzusetzen und ein wenig durchzuatmen. Wer einmal so wirklich in der Natur entspannen möchte, kann sich etwa beim Waldbaden ausprobieren und sich dabei in Achtsamkeit üben — wie entspannend dieser Entschleunigungsansatz aus Japan sein kann, lernte ich einst bei einem Uni-Kurs meines Studiums und kann es wärmstens weiterempfehlen. Wem das fehlende Tageslicht besonders zusetzt, kann sich außerdem einmal genauer mit sogenannten „Lichttherapielampen“ (oder auch Tageslichtlampen) beschäftigen. Interessante Artikel zum Thema findet ihr beispielsweise bei der New York Times.
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Planen, planen, planen: Verschiedenste Aktivitäten zu planen, bringt Vorfreude auf und lenkt noch dazu etwas von der Tristesse ab. Dabei können die Ereignisse sowohl fern in der Zukunft liegen als auch unmittelbar zuvor stehen. Zum Beispiel: Städte-Trips, Museumsbesuche, Kaffee-Touren durch die eigene Stadt oder Dance-Partys im heimischen Wohnzimmer (samt Discokugel versteht sich).
Kleinere Projekte umsetzen: Während wir im Sommer oftmals viel Zeit draußen verbringen, bleiben wir in den kälteren Monaten vermehrt in den eigenen Räumlichkeiten — dafür haben wir jetzt aber auch mal die Zeit, kleinere Projekte auch wirklich umzusetzen. Zum Beispiel: Mal wieder die Arbeitsplatten in der Küche ölen, ein Bild fertig malen, die Wände streichen, den verspäteten Frühjahrsputz endlich nachholen, sich intensiv der Pflanzenlehre und – pflege widmen, den Kleiderschrank aufräumen und sich wortwörtlich von Ballast trennen. Zur Inspiration empfehle ich das Erstellen von Moodboards auf Pinterest oder das Anschauen verschiedener Apartmenttouren auf YouTube (zum Beispiel diese).
Move it: Ob Yoga, Joggen oder klassische Workouts, ein wenig Bewegung tut dem Geist oftmals ziemlich gut. Für spontane Momente oder Samstagabende empfehle ich außerdem die bereits oben genannten Dance-Parties im Wohnzimmer — natürlich mit einer richtig guten Playlist (zum Beispiel hier oder hier) und Licht-Effekten. In der Vergangenheit habe ich mich so tatsächlich das ein oder andere Mal aus einer spontanen schlechten Laune geholt.
3. Toolkit |
Eines der besten Dinge, die ich während meiner Therapie gelernt habe, ist das Zusammenstellen eines eigenen Toolkits oder einer „Notfallkiste“. Darin befinden sich Gegenstände oder Listen mit Filmen und Büchern, die einem immer ein gutes Gefühl geben. Damit man in einer Tiefphase nicht erst lange suchen muss, packt man alles in eine kleine Kiste, auf die man direkt zurückgreifen kann (an dieser Stelle habe ich euch schon einmal davon erzählt). Natürlich ist der Inhalt für jede*n anders, meine Favoriten teile ich dennoch mal mit euch — vielleicht ist ja etwas für die ein oder andere Person dabei.
Feel-Good-Filme: Ist man erst einmal in einer traurigen oder niedergeschlagenen Grundstimmung, sind Dramen oder tiefgründige Dokumentationen nicht unbedingt die richtige Wahl. Sich in solchen Momenten leichtere Kost anzuschauen und auf Filme oder Serien, die einem ein gutes Gefühl geben, zurückzugreifen, kann die Stimmung heben oder aber zumindest nicht verschlechtern. Damit man nicht erst stundenlang suchen muss, empfehle ich, eine kleine Liste mit Feel-Good-Filmen und Serien (oder YouTube-Kanälen) zu führen. Hier sind einige meiner Favoriten: Kleine wahre Lügen, Death becomes her, The Bold Type, 3 Zimmer, Küche Bad, L’auberge espagnole, Who am I, La Boom, The Dreamers — und natürlich diverse Modedokus. Zum Beispiel: Anti Fashion, September Issue, Martin Margiela: In his own words oder Catwalk.
Realitätsfluchten: Wohl nichts eignet sich für kleine Realitätsfluchten besser als ein gutes Buch. Wer gerade keines zur Hand hat, kann sich auch einfach mal stundenlang in der nächstgelegenen Buchhandlung oder Bibliothek aufhalten und à la Bastian Bux in die Bücherwelten abtauchen — ganz sicher findet sich dann auch unerwartetere Literatur, die man sonst vielleicht nicht mitgenommen hätte.
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Wellness: Natürlich ist Self-Care nicht auf Beauty oder Wellness limitiert, helfen können kleine Rituale aber dennoch. Nicht zuletzt deshalb, weil wir uns dann bewusst mit uns selbst auseinandersetzen und uns etwas Gutes tun. Sei es, dass wir uns die Nägel mit ausgiebig Zeit lackieren, mit drei Badekugeln und fünf Duftkerzen gleichzeitig baden gehen oder Haarkuren überdurchschnittlich lange einwirken lassen, während wir eine Gesichtsmaske auftragen. Meine persönlicher Favorit: Make-up Tutorials auf YouTube anschauen, um vielleicht endlich mal den Lidstrich zu meistern.