Nachgefragt: Autorin Hannah Krutmann über ihre Ängste, Witchcraft & die besten Bücher

02.12.2021 Mode, Interview

In unserer „Nachgefragt“-Interviewreihe widmen wir uns Personen, die wir besonders spannend und inspirierend finden. Dieses Mal hat sich Hannah Krutmann, Autorin und Co-Gründerin des Almost Magazins und der Almost Agentur, unseren Fragen gestellt.

Die*der ein oder andere von euch dürfte Hannah natürlich schon längst kennen. Etwa durch das Almost Magazin, die gleichnamige Agentur, das Buch „Everyday Magic“, das sie jüngst gemeinsam mit ihrer Schwester Marie schrieb oder aber durch ihre Wohnung, die auf Instagram bereits so manch eine*n Interior-Liebhaber*in neidisch machte. Höchste Zeit also, endlich einmal im Rahmen unserer Interview-Reihe etwas genauer nachzufragen — mit uns sprach die Autorin über ihre Ängste, Witchcraft, ihre Interior-Schätze und die besten Bücher: 

Du bist Co-Gründerin des Almost Magazins — wann und warum wurde dir bewusst, dass du ein eigenes Magazin auf den Markt bringen möchtest?

Magazine waren meine erste große Inspirationsquelle und ich könnte immer noch Tage in Magazinläden wie Do you read me?! oder Rosa Wolf verbringen. Es war also vielleicht schon immer ein Wunsch von mir. Dass Almost dann aber entstanden ist, war mehr ein Zufall. Ursprünglich war das Magazin nur für meinen Freund*innenkreis gedacht und nie als etwas Öffentliches. Deswegen macht es mich umso glücklicher, dass es heute so viele begeisterte Leser*innen hat.

Was waren die bisher größten Herausforderungen in deiner beruflichen Karriere und wie bist du mit ihnen umgegangen?




Ich bin als ewiger People Pleaser und Steinbock mit Workaholic-Tendenzen meine eigene größte Herausforderung… so bin ich vor ein paar Jahren auch in mein Burnout geschlittert. 


An welchen Text, der in Almost erschien, erinnerst du dich noch heute besonders gerne zurück und weshalb?




Oh, da gibt es sehr viele! Spontan denke ich an “Happily ever after” von Aneli Hüttner, die als Single Mom darüber philosophiert, wie Disney-Filme und Co. ihre Kids zum Single Shaming einladen. Sie nennt in dem Text Lorelai Gilmore aus den Gilmore Girls als ihr Vorbild, die ich sehr liebe.

Wann bist du mit deiner Arbeit so richtig zufrieden?


Ich glaube ehrlicherweise, dass ich immer nur dann zu 100% zufrieden bin, wenn ich von außen die Bestätigung bekomme, dass meine Arbeit gut war. Irgendwie ist das etwas traurig…

Und wie gehst du mit Rückschlägen um?


Ich bin umgeben von Freundinnen und arbeite außerdem noch eng mit meiner Schwester Marie zusammen. Bei Rückschlägen hole ich mir sofort Ratschläge, vor allem aber auch einfach Bestärkung von ihnen.

Welche Bücher konntest du nicht mehr aus der Hand legen?

1. Waking the Witch – Pam Grossman


Eine meiner Lieblingshexen und Podcasthosts (The Witch Wave) Pam Grossman gibt einen so genialen, feministischen und intellektuellen Einblick in die Geschichte der Hexen. Sie verwebt spielerisch ihre eigenen Erfahrungen, Politik und Kunstgeschichte.

2. Woman Code – Alisa Vitti


Das erste praktische Buch, das mir Erklärungen, Rezepte, medizinische Zusammenhänge, vor allem aber auch Hoffnung und Lösungen für Endometriose, hormonelles Ungleichgewicht und Menstruationsbeschwerden gemacht hat.

3. Hexen – Mona Chollet


Das andere feministische, intellektuelle Hexenbuch, das ich verschlungen habe. Mona Chollet taucht tief in die Geschichte der Hexen ein − von Hexenverfolgungen bis Trump-Verfluchungen und zeigt die noch heute aktuellen Auswirkungen der Hexenverfolgungen in unserer Gesellschaft auf.

Wovon lässt du dich inspirieren?


Pinterest, Magazine, Filme, Serien, Gespräche, Bücher, Ausstellungen, Reisen… ich sauge die ganze Zeit alles wie ein Schwamm auf. Die Erfindung von Pinterest war damals so ein Gamechanger für mich, um mehr Inspiration in allen möglichen Bereichen zu finden.

Was motiviert dich jeden Morgen, aufzustehen?


Ich habe gerade echt lange überlegt. Ich glaube irgendwie: nichts. Am liebsten würde ich in meinem Bett leben und nie aufstehen. Dass ich dann aufstehe, liegt am Hund, der raus muss oder an Terminen oder Verabredungen.

Und wie fängt für dich ein guter Morgen an?


Mit einstündigem Snoozen. Dann in Ruhe mit einem Podcast auf den Ohren fertigmachen. Zum Beispiel mit: Drinnies, Kaulitz Hills, Couch Confidence Club, Matchamornings.

Welche drei Kleidungsstücke möchtest du nicht mehr missen? 

1.

Mein Vintage “Penny-Lane”-Gedächtnismantel, den ich mal in einem Secondhandstore gefunden habe.

2.

Meine Rib Pants vom nachhaltigen Berliner Label SHIO, die die Gründerin Kate mir extra noch 5 cm mehr high waisted gemacht hat. Sie haben einen dicken Stoff wie eine “echte” Hose und trotzdem ein gemütliches Gummibündchen. Best of both worlds!

3.

Mein Pyjama-Set vom schwedischen Label Nufferton. Ich trage die Teile einzeln, in Kombi, zum Schlafen und als Outfit. So praktisch!

Und in welchem Outfit fühlst du dich am wohlsten?

Gerade: in Flared Jeans, Clogs, einem Vintage Blazer und einer 70s Bluse.

Was bedeutet für dich Schönheit?


Kreativität und Empathie.

Wie fühlst du dich dabei, älter zu werden?


Ich wurde mal, als ich in meinem Batman-Schlafanzug vorm Haus stand, von einem Teenager gesiezt. Das fand ich ganz schön krass. Es fühlte sich aber ganz gut an.

Und wovor hast du Angst?


Vor Veränderung. Ich weiß, das Leben besteht nur aus Veränderung und oft wünsche ich sie mir auch herbei oder fordere sie ein, aber etwas in mir hat permanent Angst davor. Und davor, andere zu enttäuschen. Deswegen ist das mit dem Grenzen ziehen manchmal etwas tricky.

Wie verbringst du einen freien Tag am liebsten?

In der Natur und mit Freundinnen und inspirierenden Gesprächen, die wochenlang nicht abbrechen würden. 


Wann bist du so richtig entspannt?


Über Berührung wie Massagen kann ich mich komplett entspannen. Das ist einer der Gründe, warum ich Massage- und Reikiausbildungen gemacht habe, denn ich möchte es auch an andere weitergeben.

 
 
 
 
 
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Wann warst du zuletzt traurig?


Als mein VW Bus diesen Sommer abgebrannt ist.

Und wann warst du zuletzt so richtig glücklich?


Bei unserem Buch-Launch von “Everyday Magic”. Die Stimmung war so magisch, echt.

Zeigst du uns deine Interior-Schätze? 

1.

Irgendwie sammle ich Muscheln in allen Formen, Farben und Materialien. Hier 3 Muscheldöschen, alle auf Flohmärkten ergattert.



2.

Ich habe es gern gemütlich, zwei meiner Lieblingssessel sind der rosafarbene Togo und der geblümte Ohrensessel, den ich von meiner Oma geerbt habe.

Was liegt/steht auf deinem Nachttisch? 


Meine Knirschschiene, das Buch „Das Patriarchat der Dinge“ und ein Rosenquarz von meiner Oma.

Was tust du, wenn du dich absolut nicht motivieren kannst?


Trash TV gucken. Alles von „Bachelor in Paradise“ bis „Temptation Island“.

Welches Lied läuft bei dir auf Repeat?


Im Moment „Banjo Odyssey“ von The Dead South.

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Was ist dein Beitrag zu einer besseren Gesellschaft? 


Mit meinem Buch “Everyday Magic” möchte ich zeigen, dass Spiritualität feministisch sein kann, dass Sisterhood Magie bedeuten kann und dass es eine politische Haltung sein kann, sich selbst als Hexe zu bezeichnen. Ich möchte mehr Menschen ermutigen, ihre eigene Kraft heraufzubeschwören und sich mit Astrologie, Hexenkunst oder Kräuterlehre zu beschäftigen, um sich und andere zu empowern − ohne Angst zu haben, dafür nicht mehr als rationale Person, die mit beiden Beinen im Leben steht, an Wissenschaft glaubt und gesellschaftliche Ungleichheiten verändern will, ernst genommen zu werden. Ich habe Lust, in den Dialog zu gehen und besonders Frauen zu empowern.


Auf welche Beauty-Produkte möchtest du nicht mehr verzichten? 

1. Ein natürliches Deo von i+m − das einzige natürliche Deo, das bei mir richtig gut wirkt.


2. Die Avène Hydrance Gesichtscreme für jeden Tag − sonst reagiert meine Haut auf fast alle anderen
 Cremes.

3. Das Weleda Birke Cellulite Öl − riecht umwerfend und fühlt sich richtig gut an an den Beinen.

Was würdest du immer wieder tun?


Bücher schreiben.

Und was hättest du lieber anders gemacht?


Es gibt so einige E-Mails mit schlimmen Tippfehlern, die ich schon verschickt habe. Die hätte ich vielleicht lieber noch mal gecheckt.

Die beste Doku? 

Advanced Style von Lina Plioplyte mit Ari Seth Cohen.

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Mit welchem Schmuck behängst du dich am liebsten?

1. Kale Hoops von Trine Tuxen

2. Fertility Figurine Hoops von SISTER

3. Vintage Muschel-Ohrclips aus einem Secondhand Shop in Porto

4. Keramik Vulva-Kette von Inga Laumann

5. Schlangenkette aus London

Was steht zurzeit auf deiner Wunschliste?


Die Bücher „Witchcraft“ von Jessica Hundley und Pam Grossman und „Presence: Know Yourself: Claim Your Power: Take Up Space“ von Lisa Lister.

Was tust du für deinen Körper?


 In letzter Zeit viele Bauchmassagen, Leberwickel und Basenbäder.

Welches sind deine liebsten Modemarken?


Missoni, Reformation, Paloma Wool, SHIO.

Wer oder was ist deine größte modische Inspirationsquelle?


Der Film „Almost Famous“.

Was hat dir in letzter Zeit richtig gute Laune bereitet? 


Meine erste Reise nach Kalifornien zu planen.




Lieblings-Snack?


Pistazien und belgische Meeresfrüchte-Schokolade.

Dein liebste Restaurant / Café?


Con Tho, Venue, Dots.

Auf welches Rezept greifst du immer wieder zurück, wenn du zu Hause bist?


Egal, ob zu Hause oder unterwegs: Pasta à la Hannah
. Penne, Olivenöl, Cherrytomaten, Mozzarella, rotes Pesto à la Calabrese, Kürbiskernöl und schwarzer Sesam.

Wo shoppst du am liebsten für Interior?


Auf Flohmärkten, Ebay Kleinanzeigen, Trouva und auf Reisen.

Zu welchen Accessoires greifst du immer wieder? 

1. Vintage Halfmoon Clutch aus einem Secondhand Shop in Stockholm

2. Scruniiiiiiies

3. „Daisy“ Parfum von Marc Jacobs

Wie verbringst du deinen Samstagabend am liebsten?


Das kommt ganz auf meine Zyklusphase an:


Follikelphase: mit einem Glas Wein und Freundinnen

Eisprungphase: bei einer romantischen Date Night

Prämenstruelle Phase: alleine mit einem Mondritual und Orakelkarten
Menstruation: mit Schokolade auf der Couch 


Was hilft dir beim Einschlafen?


Ein warmes Körnerkissen auf den Füßen
.

Was würdest du tun, wenn du Königin von Deutschland wärst? 


Drei bezahlte Krankheitstage im Monat für Menstruierende einführen, Witchcraft und Gefühle auf die Lehrpläne der Schulen bringen, mehr feministische Feiertage einrichten, versuchen, das Klima zu retten, mehr Museen und Gedenkstätten für die Hexenverfolgung errichten lassen, Hauptstraßen und Plätze nach Frauen benennen lassen….

Vielen Dank, liebe Hannah! 

 
 
 
 
 
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2 Kommentare

  1. Sandra Valeska

    Wow! Ein tolles Interview und eine sehr sympathische Frau <3 Habe mir die Bücher, die Hannah empfohlen hat, direkt bei meinem feministischen Lieblingsbuchladen bestellt und freue mich schon sehr darauf, diese zu lesen. Hexenpower!

    Antworten

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