In dieser wöchentlichen Serie teile ich mit euch meine Fundstücke und Gedanken, darunter Filme, Bücher und allerlei Dinge, die ich mag.
Das Sommerloch kam mir nie zuvor so tief vor wie in diesem Jahr und es scheint die halbe Stadt verschluckt zu haben. Es ist leer und ruhig, manchmal riecht es nach Freibad, Pommes und Sonnencreme. Auf hastig verfasste Mails folgen meist heitere Abwesenheitsnotizen. Die letzte Woche der Sommerferien bricht bald an und auch wir taumeln zwischen den Welten umher, zwischen Vorfreude und Wehmut, zwischen ersten Besorgungen für das neue Schuljahr und letzten Abenteuern, die vor der dritten Klasse noch erlebt werden müssen. Das große Kind schickt gerade im Stundentakt Fotos seinen vollen Tage am See, irgendwo nahe München. Vom Ruderboot, das Paul heißt und dem großen Hund, mit dem sich so toll toben lässt. Zum ersten Mal ertappe ich mich dabei, das Wohnen in der Stadt infrage zu stellen. Aber nur kurz, denn Zuhause ist mittlerweile da, wo die meisten meiner, wo unsere Freunde sind.
Keine Ahnung, wie ich als deutsche Kartoffel jemals wieder ohne dieses Strandtuch und den „Splitt the Bill“- Brustbeutel aus Denim durch den Sommer kommen soll.
Es ist ja auch wirklich nicht ungrün hier und die Seen sind ein großes Vergnügen. Wer sich offenbar besonders gut mit selbigen auskennt, ist Markus Kavka, der ehemalige MTV-Moderator, ihr wisst schon. Im Zeitmagazin-Newsletter fand sich gerade erst eine taufrische von Kavka kuratierte Liste mit den besten Orten zum Abkühlen nahe der Hauptstadt. Mir fiel dazu sofort das aktuelle German Vacation Set von Closed in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Paolo Zerbini ein – großartig.
Wo wir aber gerade schon beim Zeitmagazin waren, kann ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass ich vor gar nicht allzu langer Zeit in den hauseigenen Und was machst du am Wochenende Podcast, moderiert von Christoph Amend und Ilona Hartmann, eingeladen wurde. Wir reden da über Vieles und vor allem: Leichtes. Nach einer zweijährigen Podcast-Plapper-Pause tat dieser sanfte, schöne Einstieg richtig gut. Die Pandemie hatte mir zuvor doch den Garaus gemacht.
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Wer lieber etwas fürs Hirn hören mag, dem lege ich die Ausgabe von Alles gesagt mit einem der einflussreichsten Wissenschaftlern der Welt, Thomas Zurbuchen, ans Herz. Was man da alles lernt – über das Universum, Zweifel, Mut, Sonnenstürme, über die Kunst, ein Team zu führen, über das Leben und nie enden wollende Lernen – passt auf keine Kuhhaut. Zurbuchen ist Wissenschaftsdirektor bei der Nasa und zuständig für 150 Missionen.
Ein bisschen verstört hat mich hingegen eine Folge über Hauskatzen von Spektrum der Wissenschaft, die ich mir nur anhörte, um noch mehr Argumente gegen die Anschaffung dieses Haustiers sammeln zu können, das größere Kind fängt nämlich langsam an, herum zu träumen. Alle, die Kätzchen im Gegensatz zu mir jedoch mögen, sollten am besten kurz die Ohren zuklappen, denn besonders gut kommen die Samtpfoten hier nicht weg, im Gegenteil. Es gehrt vor allem darum, dass sie zu einer echten Bedrohung für die Artenvielfalt werden. Wusste ich auch noch nicht.
Ebenfalls neu ist für mich derzeit mein Körper, der (anders als beim ersten Kind), auch nach drei Monaten noch etwas gebeutelt ist und nicht zu knapp schmerzt. Der Rücken macht seit meiner Bandscheiben-OP ohnehin immer wieder Probleme und naja, vielleicht habe ich auch ein bisschen zu wenig dagegen getan. Finde trotzdem, dass er ein absoluter Held ist, also dieser Körper, weshalb ich ihm zwei neue Outfits von Stine Goya gegönnt habe, damit er sich nicht dauernd in Kleidung aus dem letzten Jahr quetschen und mein Motzen ertragen muss. Wollte eigentlich bis zum Sale warten, aber es war wirklich nötig.
In diesem Kleid von Ganni habe ich mich neulich auch wohl gefühlt, trotz richtig nervigem Pony.
„Was ich bisher gelernt habe: Wassereis schmeckt nachts am besten. Nach müde kommt „Gibst du mir bitte mal den Kühlschrank aus dem Senf“. Eine Hebamme hilft mehr als dreizehn Ratgeber. Und Cantienica dem Beckenboden. Besser als jeder Lieferdienst sind Freunde, die gutes Essen ins Wochenbett bringen. Das Bett ist bei Langeweile aber kein Muss. „Warts mal ab“ ist großer Quatsch. Endlich #Dadguilt statt #Mumguilt. Automatische Kinderwagenschaukler für den Kaffee zwischendurch werden völlig unterschätzt. Das Kind trinkt im Football-Griff eben doch auch aus der linken Brust, ausgetrickst. Genau so gern aber Premilch mit Papa aus der Flasche. Abgeben. Man kann alle Gefühle gleichzeitig fühlen. Aber nicht alles zur selben Zeit schaffen. Weinen ist manchmal klüger als Weitermachen. Wolleseide, Schnuckelpeter, Spucktuch. Ein Gustel-Lachen wirkt wie ein Blitzdings. Sind schon drei Stunden rum? Alle hier geben ihr Bestes und das ist wirklich genug. Ein schlechtes Gewissen ist nicht nötig. Auszeiten und gelegentlich alleine ausgehen aber schon. Stillen ist nicht Liebe, alles ist Liebe. In der Supermarktschlange die Caprisonne in den Schlaf wiegen. Im Supermarkt schlafen. Es ist normal, dass es nervt. Es ist schlimmschön. Es ist das Allerbeste, das Kostbarste. Ohne wärs aber ganz bestimmt nicht schlechter. Nicht schon wieder googeln. Es ist ok, um das „Davor“ zu trauen. Und das Neue als heilsam zu empfinden. Intuition. Zuversicht. Vertrauen. Geduld. Auf manches hat man keinen Bock mehr. Auf anderes mehr als je zuvor. Was nachts gesagt wird, zählt nicht. Jedes Danke umso mehr. Den Augenblick wertschätzen. Geschwisterliebe. Sieben Jahre Altersabstand sind viel toller als gedacht. Nichts passt mehr. My body is a wonderland. Und: Morgen ist ein neuer Tag.“ |
Besser als Kleidung ist aber natürlich gutes Essen. Was habe ich mich deshalb gefreut, Stanley Tuccis Zucchini Pasta Geheimnis zu entdecken:
“There is no secret” to spaghetti alla Nerano, a manager at Lo Scoglio told me, her smile and confident tone suggesting that there was one and that I was being challenged to find it.“
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Werde für dieses Gericht meine liebste Tischdecke von Lisa Corti auspacken, keine Frage. Man könnte auch sagen: Tablecloth statt Urlaub.
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Ehrlich gesagt komme ich gerade seltener als sonst zum Lesen, was mich ärgert, denn ich brauche Buchdeckel quasi wie die Luft zum Atmen. Nicht einmal um schlauer zu werden oder angeben zu können, dieses „Lesen müssen“ nervt sowieso. Sondern ganz einfach als Antwort auf meine Internetsucht. Sobald ich mal einen Moment für mich habe, zücke ich für gewöhnlich mein Handy um Themen zu finden oder Mails zu beantworten. Nicht aber mit gedruckten Buchstaben in der Hand. Welche Titel derzeit auf meinem Couchtisch liegen, verrate ich bald, zunächst einmal möchte ich aber von einem Instagram-Profil mit den tollsten Kinderbuch-Tipps schwärmen, das mir in letzter Zeit immer wieder begegnet:
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Keine Angst, kleines Schwein
von Zoey Abbott, übersetzt von Gundula Müller-Wallraf, das gestern erst von Marija Latković empfohlen wurde und somit absolut gut sein muss.
Diese beiden Bücher, so unterschiedlich sie auch sein mögen, sollen außerdem sehr lesenswert sein:
„Drei Monate mit Gustav Ich hatte ehrlich gesagt Respekt vor dieser Reise und vielleicht sogar ein bisschen Angst, denn es fehlte ja absolut überhaupt nichts. Und trotzdem wollten wir plötzlich mehr. Mehr Liebe, mehr Abenteuer? Ich weiß es gar nicht so genau. Vielleicht wusste ich es nie, vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Kinderkriegen ist ja sowieso keine kluge Angelegenheit, eher eine sehr waghalsige und gefühlige, fast verrückte Sache. Jedenfalls fingen meine Ohren irgendwann an zu filtern. Oder zu mahnen? Während der Schwangerschaft hörte ich dauernd nur: Das wird schlimm, wartets ab! Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie es vor siebeneinhalb Jahren gewesen ist, aber konnte diesen Schrecken nicht abrufen. Weil man sowieso alles vergisst, sagen die Leute. Was sie aber selbst vergaßen war, dass keine Familie der anderen gleicht, dass es keine Bedienungsanleitung für das Elternsein gibt und Kinder sowieso mit eigenem Kopf zur Welt kommen. Dass nichts vorhersehbar ist. Wir haben, das ist sicher, nicht nur zahlreiche Privilegien, sondern wohl auch ziemliches Glück gehabt mit dieser zufriedenen, neugierigen Seele. Bis jetzt ist keine einzige Warnung wahr geworden. Nur kann ich’s manchmal nicht glauben. Dann suche ich nach dem Haar in der Suppe und frage mich, ob morgen wohl alles zusammen bricht. Muss es doch? Ein bisschen schlimm sein, meine ich. Und das ist es ja auch irgendwie. Schlimmschön, sage ich immer. Auch hier fließen gelegentlich Tränen. Ich weiß jetzt aber: Eigentlich nur dann, wenn fremde Erwartungshaltungen mit meinen eigenen Überzeugungen konkurrieren, wenn der Kapitalismus Druck ausübt, weil die bestehenden familienpolitischen Strukturen nicht ausreichen, wenn der deutsche Muttermythos kickt oder ich mir selbst nicht genüge, weil ich noch immer dabei bin, mich an meine Sanftheit zu gewöhnen. Dabei macht sie mich auch stark. Ich reflektiere mehr. Hinterfrage. Und schaufle mich frei. Kein #Mumguilt mehr, nie wieder. Fand ich schon immer Quatsch. Wir sind wir – mehr geht ja sowieso nicht.“ |
Wenn ich am frühen Morgen wach im Bett liege, um das Baby zu stillen, während der Rest der Familie noch schnarcht als würde es mich nicht stören, durchstöbere ich nicht selten doch wieder das Internet. Es ist aber auch einfach zu gut, um es zu verteufeln.
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Gern gelesen habe ich zum Beispiel dieses kleine Think Piece, das ich bei The Atlantic gefunden habe:
„Arthur C. Brooks explains why stillness, especially in a hustle-and-bustle lifestyle, is vital to our well-being. “Despite the difficulties, learning to do nothing is good for us. Letting the mind roam free during unstructured and undemanding tasks can make us better at creative problem-solving. Unconscious thought during idleness can produce ideas that are more original … And although no studies specifically show this, I strongly suspect that doing nothing, if we can do it well, makes us happier too,” Brooks writes.“
Hier entlang geht es zum gesamten Artikel aus der wunderbaren Kolumnen-Reihe How to Build a Life.
Beinahe hätte ich vergessen zu erwähnen, dass ich mich am Wochenende wieder wie 16 gefühlt habe, weil Bikini Kill in Berlin gespielt haben, zum ersten Mal seit den 90ern. 2019 musste ich für diesen Genuss noch in alter Umweltsau-Manier nach London fliegen. Diesmal tat es das Fahrrad. Besonders schön: Die Band hatte zuvor darum gebeten, Maske zu tragen (sonst wäre ich vermutlich auch nicht hin gegangen, das Baby ist schließlich noch nicht gegen Corona geimpft, gegen anderes aber schon, weshalb wir hier seit zwei Tagen abwechselnd Dauer-Tragen), und 99% haben sich daran gehalten. Wie schön, dass sich so auch Menschen, die zu einer vulnerablen Gruppe gehören, so sicher wie möglich fühlen konnten.
Habt ihr eigentlich schon Trainwreck: Woodstock ’99 gesehen?
Und was ist in diesem Jahr aus dem (ungeschriebenen) Gesetz geworden, keine Fotos von Festival-Dancefloors und -Besucher*innen in den Sozialen Medien zu teilen?
Lese dieser Tage recht viel darüber und frage mich, ob das nun das Ende von Safe Spaces auf Festivals, wie wir sie kennen, markiert – oder bloß der Anfang von mehr Verständnis für den Exzess ist.
Was mich gleich zum nächsten Thema bringt, oder besser: Zur nächsten Frage. Werde ich jemals erwachsen werden? Und wenn ja:
Keine Ahnung, ehrlich nicht. Sollte mir das hier längst peinlich sein, sollte ich lieber mehr farblose Möbel kaufen, weniger Knoten im Gehirn haben und mich festanstellen lassen? Sagt Bescheid, falls ihr eine Antwort gefunden habt, bis dahin bereue ich absolut gar nichts, außer das hier:
Illustration: Friederike Hantel
Der Autor Tobias Haberl hat ohne es zu wissen einen Text über mich geschrieben. Cringe, Leute. Wenn ich für jedes „Tatsächlich“, das mir über die Lippen kommt, einen Euro ins Sparferkel werfen würde, käme ich schnell auf einen Betrag, der sich prima in ein Lastenrad umwandeln ließe, das schon ewig auf meiner „Soll ichs wirklich machen oder lass ichs lieber sein“-Liste steht.
Meine Freundin Kathi sagt, ich soll mich locker machen und endlich mal vor die Glotze hängen, mindestens für „Mrs Harris goes to Paris„. Gefühlt habe ich seit hundert Jahren weder einen Film noch irgendeine Serie geschaut, gar nicht aus Unlust, sondern aus Mangel an Ideen – und Zeit. Ich erinnere mich noch daran, dass ich mich neulich ganz schön ertappt gefühlt habe, als die Autorin Sibel Schick über Leute schimpfte, die dauernd ihre picobello aufgeräumten Wohnungen zeigen.
Ehrlich, ich wollte mit den Augen rollen und schnaufte etwas genervt, aber dann gab ich mir einen Ruck und große Mühe, zu verstehen, was hier genau gemeint war. In meinem Minikosmos gab es bisher nämlich einfach nur Menschen, die ordentlich sind und solche, die es nicht sind. Völlig wertfrei. Lag ich damit falsch?
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Entgegen meiner Natur versuchte ich in einem Selbstexperiment eine Art neue Gelassenheit in der Unordnung der Dinge zu finden, weshalb ich ausnahmsweise mal nicht jeden Abend darauf bestand, dass wir die Wohnung vor dem Schlafengehen doch bitte aufräumen mögen. Was denkt ihr, wie lange ich ausgehalten habe? Ganze drei Tage. Verurteilt mich ruhig dafür, aber Unordnung ist mein Alptraum. Und ich finde es viel, viel schlimmer, nach einer Woche oder gar mehreren, stundenlang alles wieder zurecht zu rücken, als einfach jeden Abend 10-30 Minuten in mein Zuhause zu investieren. Statt Schlaf oder Serie oder was auch immer. Es tut mir wirklich leid.
Trotzdem: Message arrived. Ich hoffe nur, dass wir die Sache mit dem Messen an anderen bald endlich in den Griff bekommen – in jeglicher Hinsicht.
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Ich verbleibe diese Woche also mit einer Handvoll Interior-Inspiration – denn irgendwie steht mir der Sinn nach so vielen Monaten im Homeoffice gerade sehr nach Veränderung. Nach Fliesen an der Küchenwand, einem grünen Schreibtisch, großen Bücherregalen und viel mehr Holz.
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