Es gibt Modewochen, die laden zum Träumen ein, solche, die tonangebend sind für alles, was die Fast Fashion Industrie in den kommenden Monaten kopieren wird, solche, die das Handwerk feiern, die prägen und erklären, als Seismographen der Gesellschaft – und es gibt Kopenhagen. Hier wird Mode vor allem getragen. Angefasst. Gelebt. Das ist es, was den einst kleinen skandinavischen Mikrokosmos mittlerweile zu einem der beliebtesten und wundervollsten Orte der Branche hat wachsen lassen. Die Copenhagen Fashion Week ist mir die liebste, sogar aus der Ferne. 

Wer selbst schonmal da war, weiß: Hier gibt es kaum luftleere Gesten, wenig Schall und Rauch und nur selten Momente, die einem die Ohren schlackern lassen, weil wieder jemand dachte, er sei etwas Besseres, bloß weil ein Platz in der Frontrow besetzt werden durfte. Hier geht es familiär zu, freundlich, offen und mitunter auch liebevoll-chaotisch. Es geht um die Sache an sich, und um das Beisammensein, um Support. Was nicht bedeutet, dass der Trubel ringsherum, zwischen Schauen und Präsentationen gänzlich ohne Fotograf*innen auskäme. Zum Glück. Denn wie gesagt: Hier wird Mode vor allem getragen und nicht nur zu Dekorationszwecken übergestreift. Weshalb wir an dieser Stelle einen etwas genaueren Blick auf das werfen, was uns im Frühjahr/Sommer 2023 erwarten wird, auf Vieles, das schön war und kleine Details, die wir uns merken wollen.

Ich habe mich langsam daran gewöhnt, seit geraumer Zeit auf Details zu treffen, die ich gern in den 2000ern zurückgelassen hätte, die mich an die Musikvideos von Shakira erinnern, an die Raucherecke auf dem Oberstufenschulhof und Diskussionen mit meinen Eltern: Strassgürtel, Hüfthosen, Tanga-Blitzer, Raffungen. All das und noch mehr finden wir auch auf der Copenhagen Fashion Week wieder. Besonders gespannt bin ich auf die Rückkehr von Cargon Pants. Zwar waren sie nie so richtig von der Bildfläche verschwunden, aber für das nächste Frühjahr bekommen sie einen neuen Anstrich. Ob ich mich dran gewöhnen werde? Vermutlich schon, und sei es nur der willkommenen Abwechslung zuliebe. Die Gewöhnung erledigt dann ohnehin den Rest.

 

 

 

 

 

 

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Ein Beitrag geteilt von Laura Tønder (@couturekulten)

Was habe ich mich gefreut, so viele Bäuche zu sehen! Auf dem Runway aber auch daneben. Ob wir die Befreiung der Körpermitte wirklich Rihanna zu verdanken haben, sei einmal dahin gestellt, aber ich finde schon, dass uns seit geraumer Zeit ein zartes Lüftchen der Erleichterung entgegen weht, eines, das Mut macht, mehr zu wagen – oder besser gesagt: Weniger (Stoff). Bäuche sind schön. Immer. Ein Hoch auf Cut-Outs, Bikini-Oberteile und raffinierte Drapierungen.

 

 

 

 

 

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Ein Beitrag geteilt von Pernille Rosenkilde (@prosenkilde)

„Emotional post incoming: Fashion week is over and though I can’t wait to show you all the street style looks and stuff later, I have to post this – my favourite moment of this week. There might be some out there on the internet feeling their stomach turn a bit when these happy pregnant photos are coming up in their feed and I GET IT. this is a little reminder that at the exact time last year I got my period at a show during CPHFW (and I had that feeling that THIS time the treatment worked. And that maybe I was pregnant) and couldn’t keep it together and started crying. Luckily I had the warm and loving shoulders of @polliani to give me strength and love and @marianne_theodorsen understood the situation in seconds and offered me her dark sunglasses just when we went out of the venue into the arms of the many street style photographers. Why is this story important for me? Because at that time I was so scared of never being happy again. Of never succeeding in having a family. That is one year ago. And also a note to self that things are not always what they looks like. The fashion week photos you saw of me one year ago was behind the surface not so joyful and happy as they looked. Now I am more than halfway through my pregnancy. So to all of you who are struggling – things can suddenly change. And I was actually not sure what was my normal self anymore and didn’t know if this sadness that was taking over my body would actually ever really go away. Even after a baby. I now know that you do get back to normal. And even more grateful than ever. And that happiness I felt this fashion week has been amazing. This time I didn’t “survive” small talk- I enjoyed seeing and talking to all the nice people I met. And to have these two fairy fashion godmothers to hug me in tears of joy and not sadness one year later was a moment to remember. photo credits to @despi_naka @voguemagazine @styledumonde @janniph thank you all for capturing this moment.“

Seit ich erwachsen bin, liebe ich alles, was funkelt und mir schwant, weshalb das kein Zufall ist. Möglich wäre es zumindest, dass ein Gehirn, das groß werden muss, egal auf welche Weise, sich zwangsläufig nach ein bisschen Magie sehnt. Dass die Bilder einer Welt, die so viel Asche hinterlässt, hungrig nach Zauberei macht, nach Unbeschwertheit und am Ende vielleicht sogar Exzess. ich wundert es jedenfalls nicht die Bohne, dass Glitzer seit einigen Saisons kaum mehr vom Laufsteg wegzudenken und mittlerweile endlich im Alltag angekommen ist.

Zwar habe ich in meinem Leben nicht eine einzige Folge „Kardashians“ geschaut, mein Durst nach Reality Soap ist aber dennoch groß. Und weil ich der Meinung bin, dass authentische Streetstyles sowas wie die Reality Soaps der Modewochen sind, könnte ich mich jede Saison aufs Neue in ihnen verlieren. Manchmal einzig, weil das Anschauen so viel Freude bereitet. Springt dann aber tatsächlich noch echte Inspiration dabei heraus, vergesse ich einen Moment das Draußen und fliege in Gedanken zu meinem eigenen Kleiderschrank. Noch mehr Streetstyles findet ihr bei VOGUE Scandinavia.

 

 

 

 

 

 

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Ein Beitrag geteilt von Fanny Ekstrand Tourneur (@fannyekstrand)

 

 

 

 

 

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Ein Beitrag geteilt von Hanna MW (@hannamw)

Ein kleines Detail, das mich sehr erfreut: Diese flachen Schuhe erinnern mich an so viele gute Momente und erste Male, das smir beinahe schwindelig wird. Capulette Paris hat besonders schöne Modelle in petto, hangemacht in Italien.

Skall Studio SS23

Die 00er Jahre sind es also, die den naiven Flair der 70er Jahre nun endgültig abzuwechseln scheint. Zwar behaupten Ganni und Levi’s, ihre gemeinsame Kollektion sie von der Liebe zur Gartenarbeit und Mutter Natur inspiriert, ich hingegen sehe da eher frühe VIVA-Jahre und einen Hauch Christina Aguilera durchblitzen. Meine mehr als zehn Jahre jüngeren Schwestern werden bei diesen Zeilen vermutlich mit den Augen rollen. Sie finden, ich müsse endlich mal im Jetzt ankommen. Also gut: So also sieht das Denim der Zukunft aus:

Miu Miu hat offenbar einen Mega-Mikro-Trend losgetreten und ich gestehe, treilweise kein bisschen abgeneigt zu sein. Zwar fiele mir im Tarum nicht ein, einen String Tanga zu tragen, was nichts mit seinem Ruf, sondern mit meinem persönlichen Verständnis von Gemütlichkeit zu tun hat, aber so ein kleiner hübscher Panty- oder Boxershorts-Blitzer könnte durchaus drin sein.

Gestuz SS23

Im ersten Moment dachte ich: Hurra, Carries Ansteck-Rosen sind zurück! Sind sie auch, keine Frage. In diesem Fall erkennt man beim genaueren Hinsehen allerdings Einstecktücher, die ebenso an zarte Blütenblätter wie feine Muscheln erinnern.

Grob geschätzt versuchen die Laufstege dieser Welt seit etwa zehn Jahren die Praxis des Kleider-Zwiebelns zu etablieren, gelegentlich trifft man auch auf einen Rock. Immer steht aber die heraus blitzende Hose im Fokus, die statt barer Beine oder strenger Strumpfhose wahlweise für eine angenehme Portion Eleganz oder Lässigkeit sorgt. Weiß der teufel, weshalb sich diese Praxis auf offener Straße nicht durchsetzen mag. Ich bin jedenfalls Fan.

Lovechild SS23

Orange also. Nach allerhand freundlichen Grün-Tönen und diesem Zarten Gelb, das zwischen Eiscreme und Wochenmarkt changiert, knallt uns nun Orange ein wenig Lebensenergie um die Ohren. Hätte ich eigentlich nicht für möglich gehalten, aber ja, das macht durchaus Sinn – und gefällt.

Foto: Ganni Look by Cris Fragou

Joyful Ride, so der Name der Ganni Show für das Frühjahr 2023, ist eine Ode an Copenhagen, an das Leben dort, die Menschen, das Gefühl. An den Sommer in einer der schönsten Städte Europas. Ganni bleibt damit zweifelsohne eines meiner liebsten Brands. Es will nicht gefällig sein, sondern fordert seine Träger*innen gern heraus, auch mich. Es will Spaß bereiten. Und denkt trotzdem daran, immer eine Handvoll Stücke in petto zu haben, in denen man sich wohlfühlen kann, ganz egal, welchen Streich der eiegene Kopf einem gerade auch spielen mag. Ganni soll getragen und nicht nur angehimmelt werden. Na gut, ich mache ehrlich gesagt beides.

 „Meine besten Ideen kommen mir morgens auf dem Fahrrad. Ich setze meine Kopfhörer auf, drehe die Musik super laut und fahre zur Arbeit. Diese 15 Minuten gehören ganz mir. Es ist ein einzigartiges Gefühl, im Sommer in der Stadt zu sein: Die Energie pulsiert, sie bringt deinen Herzschlag in Schwung. Das hat uns dazu gebracht, über den Rhythmus unseres Herzens, den man auf einem Krankenhausmonitor sieht, nachzudenken. Diese Linie ist so schön – sie ist das Leben. Wir haben diese Lebenslinie als Symbol für die gesamte Kollektion verwendet, mit wellenförmigen Linien auf Kragen und Saum, die vom Herzschlag inspiriert sind.“ – Ditte Reffstrup, Kreativdirektorin GANNI

Die Farben von Süßigkeiten vom Kiosk in einer Papiertüte treffen in Kopenhagen auf Marie Antoinette Vibes und schieben für einen Augenblick alle Ernsthaftigkeit beiseite. Mode wie diese funktioniert eben immer auch als eine Art gedankliches Refugium. Wer Kleider wie diese trägt entscheidt sich jedenfalls ganz bewusst gegen die große Tristesse.

Rabens Saloner SS23

Romantik wird niemals aussterben, auch nicht in der Mode. Mittlerweile trifft sie aber mit immer größer werdendem Vergnügen auf Cottage Core und erzählt endlose Geschichten von wehenden Wäscheleinen, Wanderwegen und der Liebe zur Natur. 

Lasst die folgenden Bilder doch einfach kurt auf euch wirken. Bei mir war es so: Auf Abwehr folgte Akzeptanz und schließluch Neugierde: Wie mag so ein kleiner Strassgürtel wohl zum Lieblingskleid aussehen? Ich werd’s probieren. Nur für den breiten Gürtel bin ich wirklich noch nicht bereit. 

Ich weiß, die Copenhagen Fashion Week ist ein einziges, gigantisches Comeback. Jetzt gleich sind wir durch, versprochen. Aber schaut doch nur, wie schön Raffungen sein können. Wer hätre das gedacht. Soll ich ehrlich sein? Ich nicht.

Opera Sport SS23