Habe eben nochmal Urlaubsfotos geschaut und kann das alles gar nicht glauben. Dass ich da war, obwohl ich am Abend vor der Zugreise doch wieder nur liegen bleiben wollte. Und dass sich endlich wieder alles so schön anfühlt. Nicht immer, aber meistens. Es kostet viel, viel Kraft, andauernd. Aber ich kann wieder dankbar sein, unendlich dankbar, und die Sonne sehen. Frage mich inzwischen aufrichtig und mit Vogelfinger an der Stirn, weshalb ich so lange gebraucht hab, zu verstehen, dass alles Glück der Welt nicht reicht, wenn der Kopf krank wird. Wegen der Jahre und allem, was sich sonst so gut beiseite schieben lässt. Und muss oft daran denken, was jemand Kluges mir ein sagte: Wartet nicht. Holt euch Hilfe, wenn die Dinge aus den Fugen geraten. Selbst wenn alles noch immer so mittel ist. Wenn ihr denkt ‚ich schaffe das schon“. Es sollte doch gut sein, richtig gut. Und zusammen geht es nunmal besser. Ich wünschte, ich hätte das früher kapiert, bevor aus mittel richtig schlecht wurde. Ich wünschte, wir würden nicht erst darüber sprechen, wie es uns geht, wenn wir längst dabei sind, zu genesen. Für uns, aber auch für andere. Ich wünschte, Therapie wäre kein Privileg. Sondern fester, entstigmatisierter, niederschwelliger, kostenloser Bestandteil des Gesundheitssystems. Wie der Gang zur Ärztin bei Schnupfen. Sowas wie ein Führerschein fürs Leben — nur eben besser.