Literarisch betrachtet ist der Oktober sicher kein leichter Monat, aber dafür einer, der nachhallen wird, da bin ich ganz sicher. Wer zum Beispiel längst Rebecca Solnits „Wenn Männer mir die Welt erklären“ gelesen hat, weiß gewiss, weshalb ich fast umkomme vor Neugierde auf das jüngste Werk dieser ebenso großartigen wie wichtigen Schriftstellerin –schließlich zerlegt sie wie kaum eine andere die herrschenden Missstände derart präzise in all ihre Einzelteile. Schon nach wenigen Seiten „Sexismus“ von Prof. Dr. Susan Arndt weiß ich außerdem, dass gar nicht (oft) genug geschrieben werden kann über eines der toxischsten Denk- und Herrschaftssysteme des Planeten. Wo wir auch schon bei Nobelpreisträgerin Toni Morrison gelandet wären, deren Essay- und Reden-Sammlung „Selbstachtung“ meines Erachtens nach Pflichtlektüre sein sollte. Für eigentlich alle. Ihre Themen: Der Alltagsrassismus in Amerika, die Assimilation des Fremden, das Erbe des Sklaventums, die Gewalt gegen Schwarze, Menschenrechte. Der sexuellen Aufklärung widmen wir uns in diesem Monat obendrein – falls hier also jemand ältere Kinder oder Jugendliche (im Bekannten- oder Familienkreis) hat: Lydia Meyer, die etwa für ZEIT arbeitet und die Formate Auf Klo und Softie entwickelte und leitet, hat endlich das erste Aufklärungsbuch für wirklich alle geschrieben. Oh, und dann hätten wir da noch „Writers & Lovers“, das in der deutschen Übersetzung tatsächlich denselben Namen trägt. Wie Autorin Lily King im März 2020 in einem Artikel für Literary Hub schrieb (via @nachtundtag.blog), war ihr dieser Roman ein besonderes Bedürfnis, weil es das Buch ist, das sie selbst als Zwanzig- und Dreißigjährige so schmerzlich vermisst hat. Bleibt nur noch Cemile Sahins „Alle Hunde sterben“. Jede Zeile tut weh, aber anders geht es auch gar nicht. ️