Joko Winterscheidt & sein Fußballtrikot

16.02.2011 Lovely Lovelies

Manchmal ist uns gar nicht mehr bewusst, wie viel uns unsere Lieblingsstücke, diese kleinen gut verstauten Schätze, bedeuten. Weil wir sie längst als selbstverständlich erachten, weil sie uns seit Kindertagen begleiten, weil wir sie manchmal gar nicht mehr auf dem Schirm haben. Aber keine Sorge, dafür sind die Janes ja da. Immer wieder erinnern wir unsere Lieben an ihre wunderbarsten Lovely Lovelies und bitten um Erklärung. So auch diesmal, im Interview mit unserem ersten John!

Joachim aka „Joko“ Winterscheid gehört seit 2005 zum festen Inventar von MTV und moderierte sich von dort an mit seinem Charme und einer besonders großen Portion Ironie in unsere Herzen. Und obwohl er immer wieder betont, dass er einen ganz stinknormalen Beruf ausübt, klingt sein Werdegang fast wie der perfekte Lebenslauf: Zuerst steht er bei Fernsehkoch Tim Mälzer hinter der Kamera, später landet er über Markus Kafka bei MTV und heute ist der 32jährige neben Klaas und Palina festes WG-Mitglied der MTV Home-Crew. Hin und wieder nimmt er aber auch dort Reißaus und tingelt auf Pro7 rum. In erster Linie geht es hier aber nicht um den Moderator Joko, sondern um ihn, den Menschen Joko und um das, was ihm lieb ist: Sein allererstes Fußball-Trikot.

Joko sammelt uns auf der Straße ein, um gemeinsam mit uns ein ruhiges Plätzen zum Quatschen zu finden. Wir nehmen Platz in einem Café, um bei Kaffee und Kakao mal genau zu erfahren, was unser erster John für uns bereithält.

„Mit sechs Jahren habe ich dieses weiße T-Shirt, auf das irgendjemand mehr oder weniger selbstständig Borussia Mönchengladbach gedruckt hat, von meiner Schwester geschenkt bekommen, weil sie unbedingt einen Fußballer aus mir machen wollte. Leider musste sie irgendwann feststellen, dass aus ihrem Plan nichts wird. Obwohl sie mich beim Fußball spielen immer gewinnen ließ und mir somit wahnsinniges Talent bescheinigte, wurde ich im Verein nur als Torwart eingesetzt. Für’s Feld war ich einfach zu schlecht. Im Training lief’s da ganz gut, im ersten Spiel habe ich dann auch nur 18 Tore durchgelassen. Nichtsdestotrotz ist die Bindung unheimlich groß zu diesem „Trikot“. Allein, dass ich es mit 32 noch habe, zeigt das wohl am besten – das Teil ist mindestens 25 Jahre alt! Meine Neffen haben es schließlich bekommen, weil sie beide Bayern München Fans waren, wie das eben bei Menschen so ist, die keine Ahnung von Fußball haben, und ich musste es ihnen schenken, damit sie was vom Onkel haben. Und glücklicherweise sind sie jetzt auch Gladbach Fans.

Das Trikot wartet natürlich jetzt auch auf einen neuen Träger. Da ich ja seit sieben Monaten stolzer Vater einer Tochter bin wird die das natürlich auch ständig tragen – sehr zur Freude meiner Freundin, die davon noch nichts weiß! Und sobald dann mal ein Sohnemann am Start ist, wird er das natürlich auch ständig tragen. Es ist das Erbstück der Familie!“

Joko kann über den neu erworbenen Kakao-Fleck auf dem Karo-Hemd hinwegsehen, macht sich an unser Freundebuch und greift zielsicher zur männlichsten Farbe unserer Stiftebox: Blau. Noch nie haben wir beim Ausfüllen so viel gelacht, mitphantasiert und rumgesponnen, uns über die Vergangenheit ein klein bisschen lustig gemacht und uns von seiner wahnsinnig positiven Ausstrahlung so mitreißen lassen. Verdammt entspannt erzählt er, wie sehr einen das „Weggehen“ verändern kann, dass er früher einmal Hooligan werden wollte, seine erste Zigarette zutiefst bereut, seine Graffitis mit Glanz-Spray für Weihnachtsbäume sprayte und dass er später einmal unbedingt die Formel 1 moderieren möchte. Dürfen wir vorstellen: Privat wie vor der Kamera: Joko Winterscheidt!

….. FREUNDEBUCHEINTRAG # 5

Jane Wayne: Joko in einem Satz. Wie würdest du dich vorstellen?

Joko: Mein Name ist Joko. Ich bin sehr gutmütig, gerade zu lieb, wenn man lieb zu mir ist, kann ich ein herzensguter Mensch sein und wenn ich betrunken bin, erzählt man mir, werde ich sehr großzügig. Beruflich arbeite ich beim Fernsehen und hab’ so eine Sendung mit einem guten Freund, die die wohl beste Sendung im deutschen Fernsehen ist. Würd‘ ich jetzt mal so sagen.
Das wäre meine knappe Vorstellung.

JW: Was hat der Joko, der in der Öffentlichkeit steht, mit dem Joko privat zu tun?

Joko: Das ist ein und dieselbe Person. Zum einen ist das sicher ein großer Vorteil. Das sagen mir auch immer wieder viele, die mich treffen und nicht gedacht hätten, dass ich privat eben genauso bin, wie im Fernsehen. Zum anderen ist das auch ein Nachteil, weil du keine Rolle hast, wie sie sich andere zulegen. Das macht dein Agieren ehrlich und spontan, auf der anderen Seite macht dich das natürlich aber auch angreifbarer. Während andere, die sich eine Art Charakter geschaffen haben, diese Kritik dementsprechend auch darauf zurückführen, gehe ich hinaus und bin ich. Kritik nehme ich daher sehr persönlich.

JW: Man denkt ja immer, dass du ständig unglaublich lustig, locker und ironisch bist. Bist du gerne in der Rolle des Entertainers?

Joko: Ach, das ist immer tagesformabhängig, wie bei jedem anderen auch. Aber die Entertainer-Rolle macht mir sicher einfach Spaß. Ich selber bin da recht entspannt und hab’ gar nicht unbedingt das Ziel, lustig zu sein. Ein Grund, weshalb ich selber Fernsehen mache, ist das Gefühl zu vermitteln, das ich damals hatte, wenn ich mit meinem Vater samstags auf der Couch lag und Fernsehen schaute. Irgendwann Samstags abends andere zu unterhalten, während sie mit ihren Familien zusammen sitzen, Fernsehen schauen und nachher sagen: „Hach, das war ein schöner Abend!“ Das würde mich tatsächlich glücklich machen. Oder aber eben die Formel 1 moderieren – was sicher utopisch ist, weil das irgendwie nur drei Leute machen dürfen. Aber wenn ich eines gelernt habe, dann niemals Träume aufzugeben.

JW: Wie kann man sich einen normalen Tag in deinem Leben vorstellen?

Joko: In der Regel stehe ich so gegen sechs Uhr, wegen meiner kleinen Tochter, auf und kann dann eben noch ein bisschen mehr Zeit mit ihr verbringen. Dann kommen Anrufe der Agentur rein. Anschließend geht’s zu MTV oder zu einem Dreh und abends wird dann noch der Rest abgearbeitet, der wieder vor mir hergeschoben wurde. Neben MTV gibt’s ja auch noch German Garment, das ebenfalls so ein bisschen Aufmerksamkeit abverlangt. Also kurz: Aufstehen, arbeiten, schlafen gehen. Und in letzter Zeit: Früh aufstehen und früh schlafen! Hab‘ halt ein Kind, ne…

JW: Wie sieht dagegen ein perfekter Tag aus?

Joko: Oh, ganz lange schlafen! Fernseher anmachen, im Bett liegen bleiben, Pizza bestellen und abgammeln! Das ist was, was ich schätzen gelernt habe, weil es früher einmal so normal war. Es ist ja immer so: Das, was man nicht mehr hat, will man haben! Und ich spiele wahnsinnig gerne Playstation – das würde ich die restliche Zeit machen oder bis sieben Uhr morgens saufen gehen und den ganzen Tag mit Kater im Bett verbringen. Das hat es einfach ewig nicht mehr gegeben. Ich glaube, je mehr du arbeitest, desto wichtiger sind diese Ausgleiche eben auch. Aber, und das haben mir gute Bekannte immer wieder geraten: Nimm dir Auszeiten und schau, wo du gerade stehst, damit du begreifst, was da in letzter Zeit alles passiert – mit dir und deiner Umgebung.

JW: Wo würden wir dich treffen, wenn du heute nicht WG-Mitglied bei MTV Home wärst?

Joko: Wahrscheinlich in meiner alten Heimat Schwalmtal im Rheinland. Ich habe da schon oft drüber nachgedacht, weil man doch noch viele Freunde hat, die dort immer noch wohnen und langsam anfangen, Grundstücke zu kaufen. Und genauso würde ich vielleicht auch leben, schon zwei Kinder haben und verheiratet sein. Ich hatte eine Phase in meinem Leben, da wollte ich im Autohaus arbeiten. Ich wollte mich sogar bei Porsche in Düsseldorf bewerben und unter Umständen wäre ich also vielleicht Autoverkäufer geworden. Aber dann ging es, Gott sei Dank, auch nach Hamburg, weil ich die Pilotenausbildung versemmelt habe und dann aus der Not eine Tugend machte und mir ein Praktikum in der Medienwelt besorgte. Wenn man mir eins nicht vorwerfen kann, dann, dass ich nicht flexibel in meiner Berufsfindung gewesen wäre…

Man merkt erst heute, wie sehr einen das Wegziehen verändert hat. Und das ist ja auch meist gar nicht so schlecht. Ich bin jedenfalls dankbar für die Zeit, einmal rausgekommen zu sein. Aber wieder zurückkehren und irgendwann auf’s Land ziehen, ist für mich absolut das Größte!

JW: Gibt es die eine und schönste Kindheitserinnerung?

Joko: Es gab viele! Aber ich saß mal im Flugzeug neben Gunther Sachs, was ich so im Nachhinein betrachtet ziemlich geil finde. Ich kann mich auch eigentlich nur an einen alten Mann mit einer riesigen, goldenen Uhr erinnern. Er hingegen wird sich nur an einen kleinen Jungen erinnern, der in die Tüte gekotzt hat. Mein Vater hat mich dann nachher mal aufgeklärt, wer das überhaupt war. Und ich saß auf dem Weg nach Helsinki auch mal neben Johnny Cash, da war ich zehn und es war der Ultra-Flash – auch natürlich erst im Nachhinein. Ich erinnere mich einfach an einen alten Mann mit einer unfassbar sonoren Stimme!

JW: Gibt es dagegen auch die peinlichste Erinnerung, wofür du dich heute sogar irgendwie schämst?

Joko: Da fallen mir drei Sachen ein.

1. Ich hab‘ geraucht und es vor meinem Vater verheimlicht. Er hat’s natürlich herausgefunden. Ich hab’s klassischerweise verneint. Und obwohl er es mir geglaubt hatte, bin ich Idiot nachher zu ihm gegangen und hab’ gesagt: „Hab’ ich wohl, Papa, ich habe dich gerade angelogen!“ Und dann war natürlich die Hölle los! Ich glaube, das ist die Dummheit meiner Jugend. Er hat vier Wochen kein Wort mehr mit mir gesprochen, was die Höchststrafe für mich war. Aber es hat was gebracht. Ich habe danach nicht mehr geraucht.

2. Wollte ich eine Zeit lang mal Hooligan werden. Das ist mir auch echt peinlich heute. Ein paar Freunde von mir waren Hooligans und irgendwie wollte ich da mitmachen. Ziel: Block 17, am Böckelberg. Die sind damals wirklich nur zum Prügeln ins Stadion und ich fand die Typen einfach cool. Das ist echt peinlich, wenn man im Nachhinein sagt: „Ich wollte mal Hooligan werden!“ Das ist echt schon arg bescheuert.

3. Habe ich mal richtig bescheuerte Graffitis gemacht. Ich hab‘ immer nur „Fuck“ geschrieben und versucht, es mit Sternchen und Glanz schön zu machen. Es sah wirklich schlimm aus! Wir haben auch mal im Supermarkt dieses Glitzerspray für Tannenbäume im großen Stil geklaut und hatten im Nachhinein nichts Besseres zu tun, als die Rückseite des Marktes zu besprühen. Mein Vater fuhr am Wochenende immer mit mir dort Einkaufen und ich dachte: „Das muss er doch merken, dass ich das war. Die Farbe hängt ja schließlich auch an meinen Klamotten!“ Das war auch noch mal eine echt schlechte Aktion.

JW: Wenn du einen Tag tauschen würdest: In welche Person oder Rolle würdest du schlüpfen wollen?

Joko: Ich wäre gern einen Tag lang Dietrich Mateschitz, der Chef von Red Bull. Das fänd ich wahnsinnig aufregend, weil es so ein unfassbarer Mensch ist, der innerhalb kürzester Zeit so ein Riesenimperium aufgebaut hat. Er hat so eine Vision besessen und mich würde interessieren, wie das Leben aus seiner Perspektive aussieht und was er den ganzen Tag macht. Vor allem weil er so zurückhaltend ist und die Öffentlichkeit komplett scheut.

JW: Was macht dich glücklich?

Joko: Wenn man sich um nichts Gedanken machen muss, den Kopf einfach leer hat und den Tag so ins Blaue hinein lebt ohne im Hinterkopf irgendwelche Sorgen zu haben. Und zu wissen, dass man zwei, drei Tage an nichts denken muss, außer an nichts. Das macht mich wahnsinnig glücklich. Aber was man nicht hat, das will man bekanntlich.

JW: Wo sehen wir dich in 10 Jahren?

Joko: Ich hätte wirklich voll Bock die Formel 1 zu moderieren. Ich betone das auch gerne in Interviews, damit RTL und Sky endlich mal anfragt. Das kann man aber auch alles nicht planen. Dinge passieren irgendwie.

JW: Unter welchem Motto würde deine Party steigen?

Joko: Party wie in den Siebzigern, alle nackt.

JW: Wie verändert ein Kind ein Leben?

Joko: Es macht dich nachdenklicher in Bezug auf langfristigeres Denken und du überlegst, welche Konsequenzen dies und jenes hat. Man ist sehr bedacht auf das Wohl des Kindes und macht sich weniger Gedanken um sich selbst. Man ist nicht ernsthafter, aber vielleicht ehrlicher und denkt früher: „Nee, das ist Bullshit!“ Bei mir machen heute auch viel mehr Sachen viel mehr Sinn. Du weißt irgendwie, wofür du da bist. Das fängt schon morgens an, wenn sie fröhlich jauchzend neben dir liegt.

Laut oder leise?
Laut.

Hell oder dunkel?
Dunkel.

Süß oder sauer?
Süß.

Kaffee oder Tee?
Kaffee.

Kino oder Theater?
Kino.

Kino oder DVD?
DVD.

Kochen oder Essen gehen?
Kochen und Essen gehen! Das eine bedingt sogar das andere.

Sitcom oder deutsche Soap?
Sitcom.

Klaas oder Gülcan?
Gülcan.

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Sarah Gottschalk

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